Petra Pau: „Gottlose Type“
Bild: Eulenspiegel Verlag Berlin, Illustration Klaus Stuttmann
von Ursula A. Kolbe
Die „Gottlose Type“ ist ein kleiner Band, den ich erst wieder aus der Hand gelegt habe, nachdem ich ihn „durchhatte“. Mit lauter Anekdoten – mal nachdenklich, mal schmunzelnd. Er- und gelebter Alltag einer engagierten Bundestagsabgeordneten. Ohne Wenn und Aber!
Petra Pau (1963 in Berlin geboren und von Hause aus Lehrerin) – Linke-Politikerin und mit einem Direktmandat vor nunmehr 16 Jahren in den Bundestag eingezogen und seit 2006 dessen Vizepräsidentin.
Der Fluch „Gottlose Type“ von Peter Ramsauer (CSU) im Hohen Haus ausgesprochen und nun mit einem Buchtitel unauslöschlich verewigt, durchzog kurz vor Weihnachten 2004 den Bundestag im Zusammenhang mit rund 600 Seiten Gesetzentwürfen, die unmöglich innerhalb weniger Stunden von den Abgeordneten hätten gelesen, geschweige denn, sich eine Meinung zu bilden, „durchgepeitscht“ wurden.
Die beiden Linke-Abgeordneten hatten deshalb eine Verlängerung zum Durcharbeiten dieses Materials beantragt, aber die Gesetze sollten ja im neuen Jahr in Kraft treten. Und es waren doch nur noch wenige Tage bis zum Weihnachtsfest.
Darunter das bis heute umstrittene, als „Hartz IV“ in die bundesdeutsche Geschichte eingegangene Gesetzeswerk. Berlins Ex-Senator Thilo Sarrazin (SPD), schreibt Pau, rechnete später exzellent vor, dass man sich von 4,25 Euro‚ vollständig, gesund und wertstoffreich ernähren könne. Das mag für Arbeitslose reichen. Der Tagessatz für Polizeihunde lag zur selben Zeit von Amts wegen bei 6,8o Euro“.
Oder die Koffer-Geschichte. In der Zeit, als die beiden Linke- Politikerinnen Gesine Lötzsch und die Autorin fraktionslos im Bundestag saßen, gestand man ihnen gerade zwei Stühle zu. Mehr nicht. Die Satiresendung „Extra 3“ spendierte daraufhin genüsslich einen eigens gefertigten Tisch.
Die Antwort ihres Teams auf dieses Gebaren war zum Geburtstag Paus das „Spezialgeschenk“ Aktenkoffer, der sich aufgeklappt in einen Tisch verwandeln konnte. Hektisch musste dazu in der Geschäftsordnung geblättert werden, ob so etwas auch zu dulden sei. Oder die spontane Bekundung eines älteren Herrn im schönsten urbayerisch vor dem Reichstagsportal.
Oder der Sieg im ZDF bei Thomas Gottschalk im großen Bibel –Test, dann der Vergleich zwischen Frankfurt an der Oder und Frankfurt am Main, der „unerwartete“ Einzug in die JVA, man muss es einfach gelesen haben. Besonders auch den Epilog.
Ihr Terminkalender wird in diesen Wochen zusätzlich durch zahlreiche Lesungen strapaziert. So auch jüngst im Marzahner EASTGATE, wo auch hier die Bücher schnell den Besitzer wechselten.
Übrigens, und auch das ist Petra Pau. Zu den Einnahmen befragt, sagte sie gegenüber dem Marzahn-Hellersdorfer Bezirks-Journal, dass sie grundsätzlich keine Honorare nehme. Die Überschüsse aus dem Buchverkauf sollen dem Feriensommer Marzahn-Hellersdorf zu Gute kommen. Also Unterstützung für kostenlose oder kostengünstige Angebote für Kinder und Jugendliche.
Eulenspiegel Verlag, Berlin, ISBN 978-3-359-02476-7; 9,99 Euro
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.