Musenküsse

Zuhörer an einem Tisch

von Waltraud Käß

„Musenküsse” – das waren die Beiträge im besten Sinne des Wortes, die von den Damen des Literarischen Frauenstammtisches Berlin-Marzahn während der Lesung am 9. Juli zu Gehör gebracht wurden.

Kurzgeschichten und Gedichte wechselten in ca. 1,5 Stunden in bunter Folge einander ab, nur unterbrochen von den musikalischen Darbietungen eines Duos – Vater Boris Hirschmüller und seine Tochter waren mit Gitarre, Saxophon, Klarinette und Klavier zur Umrahmung des Programms eingeladen, und sie beherrschten diese Instrumente virtuos.

Geschichten, die das Leben schreibt – dieses Motto könnte auch über der Lesung stehen. Überschriften wie “Die Hängematte”, “Die Schnecken” oder “Schreiben mit dem inneren Kritiker” weckten die Neugier auf den Inhalt der Beiträge. Die Geschichte “Der Einkaufszettel” von Annette Deutzer werden wir Ihnen in der November/Dezember-Ausgabe unter der Kategorie “Kurzgeschichten” präsentieren.

Die Lesung des Frauenstammtisches war Bestandteil einer ganzen Reihe von Veranstaltungen der Selbsthilfe-Kontaktstelle. Jede der Selbsthilfe-Gruppen konnte einen Beitrag zur Geburtstagswoche leisten. Und da kam einiges zusammen, denn die Kontaktstelle gibt es schon seit zwanzig Jahren. Sie ist ein wichtiger Anlaufpunkt im Bezirk für Hilfesuchende.

Der Frauenstammtisch betrachtet sich selbst aber nicht als Selbsthilfegruppe. Auch ihn gibt es schon sehr lange, seit 16 Jahren, mit unterschiedlicher Besetzung. Zielsetzung seiner Arbeit ist, schreibfreudige Menschen zueinander zu bringen, nach Themenauswahl Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben und sie einem interessierten Publikum nahe zu bringen.

Neue Bücher, die auf dem Markt sind, werden vorgestellt, aber auch alte Bücher werden wieder aus den Schubladen geholt und noch einmal gelesen. Zwei Bücher wurden vom Frauenstammtisch inzwischen im Selbstverlag herausgegeben “Ansichtssachen” und “30 Marzahner Geschichten”. Um sich ständig auf den neuesten Stand zu bringen, immer etwas dazu zu lernen, besuchen die Teilnehmerinnen Lehrgänge und Workshops.

Und mittlerweile haben sich feste Freundschaftsbande geknüpft, Wandertage und Weihnachtsfeiern tragen auch das Ihrige dazu bei. An weiteren “Mitmachern” ist der Stammtisch immer interessiert. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle bietet den Rahmen für die Arbeit mit Papier und Stift, in ihren Räumlichkeiten kann der Stammtisch seinem interessanten Hobby nachgehen.

Ein wenig mehr Werbung hätte es gebraucht, um diese niveauvolle Veranstaltung publik zu machen. Inzwischen gibt es neue Überlegungen. Vielleicht wird es im nächsten Jahr eine Veranstaltung in der Wuhlgarten-Kirche geben. Die Weichen dafür wurden jedenfalls gestellt.