Wie kommt Waldmeisterlimonade in einen Honigbrunnen?
Bild: Peter Emrich / loebaufoto.de
von Hans-Jürgen Kolbe
Diese Frage stellte sich mir vor ziemlich genau 70 Jahren. Weil ich ein schmächtiger Junge war, sollte ich vor meiner Einschulung noch mal zur „Erholung“ zu Oma und Opa aufs Land. Genauer nach Niedercunnersdorf in der Oberlausitz. So ergab es sich, dass Opa mit mir einen Ausflug auf den Löbauer Berg zum „Eisernen Turm“ unternahm.
Schon der Weg zum Bahnhof Obercunnersdorf führte den „Postberg“ hinauf. So nannte sich die Straße dahin. Und sie zog sich in die Länge. Dann mit dem Zug nach Löbau. Eine gemütliche Fahrt mit der „Bimmelbahn“, die es heute leider nicht mehr gibt.
Opa ging mit mir unendlich viele Straßen kreuz und quer in Richtung „großer Berg“. Aber Opa kannte sich aus, schließlich arbeitete er in der Löbauer Zuckerfabrik. Am Fuße des Berges führte der Weg dann in den Wald. Von da an – so erinnere ich mich – ging es aber ordentlich bergauf. Meine Schritte wurden schwerer und Wanderlust ließ merklich nach. Opa motivierte mich mit der Auskunft: „Im Honigbrunnen gibt`s Waldmeisterlimonade“. Wie kommt die bloß da hinein?,fragte ich mich. Nach etwa zwei Drittel des Weges gab es die Antwort. Der Honigbrunnen entpuppte sich als eine Gastwirtschaft.
Das Bauwerk ist ein „großer vielteiliger Klinkerbau mit hölzernen Bauteilen“ und gilt als „baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und landesgeschichtlich von Bedeutung“. Der Honigbrunnen verdankt seinen Namen einer Legende: in der Nähe des Berggasthofes soll sich eine Quelle, deren Wasser süß wie Honig gewesen sein soll, befunden haben. Wegen seiner Lage auf dem Westhang des Löbauer Berges und der Aussicht auf die am Fuße des Berges gelegene Stadt von der Außenterrasse des Berggasthofes aus, wird der Honigbrunnen auch als „der Balkon Löbaus“ bezeichnet.
Nach der Rast ging es weiter in Richtung Gipfel. Der Löbauer Berg ist der Hausberg der Stadt Löbau ein Ausläufer einer Bergkette im Lausitzer Bergland zu dem auch der Czorneboh und der Bieleboh gehören. Der Löbauer Berg hat eine Höhe von 447,9 m ü. NHN und liegt geografisch in Ostsachsen, in der Oberlausitz und gehört zum Landkreis Görlitz. Der Honigbrunnen und der gusseiserne Aussichtsturm auf dem Löbauer Berg gehören zu den sehr beliebten Ausflugszielen in der Region.
Der Turm
Den auf dem 448 Meter hohen Löbauer Berg stehenden König-Friedrich-August-Turm sieht man schon von weitem. Es ist der wohl einzige erhaltene gusseiserne Aussichtsturm Europas und hat eine Höhe von 28 Meter. Von zwei Galerien und einer Aussichtsplattform kann man weit ins Land blicken. Erbaut wurde der Turm im Jahr 1854 und nach dem sächsischen König benannt. Da es mit der Finanzierung Schwierigkeiten gab, ließ der Löbauer Bäckermeister Friedrich August Bretschneider das Bauwerk in Eigenregie realisieren.
Verwandt wurden über 1.000 Einzelteile mit einem Gewicht von 70 Tonnen. Die Teile sind hauptsächlich zusammengesteckt und mit Blei verschlagen. Die Architektur des Turmes entspricht einem Neostil des 19. Jahrhunderts, der sich vor allem an der byzantinischen und gotischen Ornamentik orientiert.
Anfang Juni begann man, den Turm aufzusetzen. Die Montage dauerte trotz der schwierigen technischen Möglichkeiten nur zweieinhalb Monate und so konnte der König-Friedrich-August-Turm am 9. September 1854 der Öffentlichkeit übergeben werden. Sein Namenspatron, der sächsische König, war zuvor in Tirol tödlich verunglückt. Die Baukosten betrugen 25.000 Taler.
Im Jahr 1870 wurde der Turm von den Erben des Finanziers übernommen und erhielt zusätzlich acht kupferne Orientierungstafeln. 1889 wurde er instandgesetzt und 1902 mit einer Restauranteinrichtung erweitert und erhöht.
1993/94 wurde der König-Friedrich-August-Turm demontiert, die einzelnen Teile wurden gründlich saniert und der Turm 1994 wiedererrichtet.
Technische Daten
- 28 Meter hoch
- 4 Meter Durchmesser
- achteckige Form
- 8 Meter in den Fels gegründet
- 4 Stockwerke im Innern
- 3 Galerien in 12, 18 und 24 Metern Höhe
- 120 Stufen – Wendeltreppe
Öffnungszeiten für Besichtigungen
Mai bis September (Montag – Freitag 9 Uhr – 20 Uhr | Sonnabend, Sonntag 9 Uhr – 22 Uhr)
Oktober bis April (Montag – Freitag 10 Uhr – 18 Uhr | Sonnabend, Sonntag 10 Uhr – 20 Uhr)
Eintritt
2,00 €
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
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Leiter: N.N.