Verbindende Fadenbindung

von Wolfgang Prietsch

Zwischen zwei Punkten
die kürzeste Strecke
eine Gerade.
Zwischen Dir und mir
der kürzeste Weg
ein Blick.
Der geht hin
und wieder zurück,
wenn ich bei Dir bin.
Und bin ich ein Stück
von Dir fern,
so hab´ ich vor mir
der Fadenbindung Struktur,
mehrfarbig Garn und Velour.
Und ich seh´ sie mir gern an.
Da geh´n meine Gedanken zu Dir,
die jetzt allein
ist. Und da soll kein
wehmütiger Abend sein.

Nach einem langen Tag,
wenn der Schlaf
Deine Kinder zur Ruhe gebracht,
am Abend einer Winternacht,
hast Du Dir Muster erdacht.
Müde schon und dem Schlaf
näher als aktivem Tun
ließ Dich nicht ruh´n
Dein freundlicher Sinn,
und der Wille, Freude zu schenken,
ließ Dich an andere denken.
Hauptwert Zeit gabst Du hin,
dass ein Lächeln sei
auf eines Anderen Gesicht.
Und kommt dabei
auch nicht
mehr heraus,
sekundenlang und nicht länger,
und danach ist´ s schon aus,
so ist es genug.

Und wird nicht einmal das erreicht,
weil der Fäden Muster leicht,
fast unwägbar ist
auf der Werte – Waage,
so stelle doch nicht in Frage
dies sinnvolle Tun.

Dass die Freundlichkeit bliebe
in unserer Welt
und die unrationelle Liebe,
bedarf es stets neuer Tat!
Geht von dieser Saat
Vieles nicht auf –
Steine zu Hauf
liegen und poltern um uns herum –
so wachsen doch Blumen heran
wieder und immer noch.
Und zurück kommt die Freude
dahin, wo sie begann.
Und wichtig das „Trotzdem“ und „Doch“!
Sei auch die Ausbeute klein.