Spaß auf Schienen
Bild: Rudolf Winterfeldt
von Rudolf Winterfeldt
Der Gedanke, eine Draisinenfahrt auf einer stillgelegten Bahnstrecke zu machen, beschäftigte uns in der Leitung schon eine ganze Weile. Mit einigen Mitgliedern aus unserer Seniorengruppe sprachen wir darüber und sie fanden diese Idee nicht schlecht. Ich suchte im Internet nach Informationen und wurde auch fündig. Es gab sehr unterschiedliche Angebote und deshalb suchte ich nach einem preiswerten, für uns Senioren machbaren, Angebot in der näheren Umgebung von Berlin.
Die Strecke von Tiefensee nach Sternebeck erschien mir am besten geeignet für uns. Wir wollten mit acht Personen diese Fahrt machen und deshalb entschlossen wir uns, eine „Handhebel-Draisine“ zu buchen. Auf einem Bild konnten wir sehen, dass diese Draisine zwei Bänke und ein Sonnendach hatte. So konnten wir alle gut sitzen und waren vor direkter Sonnenbestrahlung oder auch einem Regenschauer geschützt.
Im August war es soweit. Mit unseren PKW fuhren wir nach Tiefensee und meldeten uns dort bei der Aufsicht. Hier erfuhren wir, dass unsere Draisine in Leuendorf steht und wir dort starten müssen. Nach kurzer Fahrt fanden wir den stillgelegten Bahnhof und unsere Draisine. Von Tiefensee kamen uns Fahrrad-Draisinen entgegen, die auch in Richtung Sternebeck fuhren. Wir begrüßten sie lauthals und sie wünschten uns gute Fahrt.
Zu uns gesellte sich noch eine Gruppe junger Leute, die auch mit einer solchen Draisine fahren wollten. Hätten wir uns das Gefährt doch vorher einmal angesehen! Was wir auf dem Bild nicht erkennen konnten, die Draisine war fast eine Tonne schwer und rollte auch nicht sehr leicht. Nun war aber nichts mehr zu ändern. Wir verluden Speisen und Getränke und ein paar Sitzkissen auf unser „Schienenfahrzeug“ und brachten das ganze Ding zum Rollen.
Unsere Besatzung bestand aus zwei Männern und sechs Frauen und alle fast 70 Jahre alt. Wir beiden Männer also an die Hebel und kräftig gedrückt. Es rollte auch ein wenig, nur im Bahnhofsbereich waren die Gleise mit hohem Gras zugewachsen und das bremste unser Fahrzeug enorm. Eine leichte Steigung kam noch hinzu und da waren wir nach 100 Metern schon geschafft. Jetzt sprangen unsere Frauen mit in die Bresche. Mit vier Mann an den Hebeln ging es schon etwas besser vorwärts.
Als wir die Steigung überwunden hatten, rollte es schon besser. Wir lösten uns untereinander beim Hebeln ab und so hatten alle etwas von dieser sportlichen Anstrengung. Nach einiger Zeit ging es bergab. Jetzt machte die Sache schon etwas mehr Spaß. Wir brachten unsere Kutsche richtig in Fahrt und sie rollte eine ganze Strecke von alleine. Da haben wir uns etwas ausgeruht und sogar gesungen.
Ein Bahnübergang wurde mit lauten Rufen und einem „Tuuut“ begrüßt, genau wie es ein Zug machen würde. Nun waren wir eine muntere und lustige Reisegesellschaft und der anfängliche Ärger mit der schweren Maschine war vergessen. Als es wieder bergauf ging haben wir beiden Männer die Draisine einfach mit der Hand geschoben. Das ging zwar etwas langsamer, aber es war nicht so anstrengend. Nach einigen „Berg- und Talfahrten“ kam unser Zielbahnhof Sterneberg in Sicht. Einige Fahrrad-Draisinen standen schon dort und kurz nach uns kam noch die Handhebel-Draisine mit den jungen Leuten.
Wir packten unsere mitgebrachten Speisen aus und machten ein Picknick auf der Draisine. Allen hat es gut geschmeckt und wir waren guter Dinge. Die jungen Leute beklagten auch die Schwere ihres Fahrzeuges und staunten nicht schlecht, dass sie uns nicht eingeholt hätten. Ja, man sollte uns alte Leute eben nicht unterschätzen.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, begann die Reise zurück. Wer zuletzt kam, musste zuerst wieder starten.
Die Rückfahrtzeit war ja vorgegeben. Das Wetter meinte es mit uns auch gut. Die Sonne schien und es war nicht zu warm. So starteten wir und kamen auch gut voran. Die jungen Leute haben wir zwar nicht eingeholt, aber überholt hat uns auch nur eine Fahrrad-Draisine. Bergauf schoben wir unser Fahrzeug des Öfteren, um dann bergab wieder zu singen und lustige Geschichten zu erzählen.
Die Natur war nicht unbedingt sehr sehenswert, weil wir nur durch ein Waldgebiet gefahren sind. Am Bahnhof Leuenberg angekommen, wurde alles wieder in unsere Autos verladen, die Draisine an ihren Platz gebracht und dann eine Gaststätte in der Nähe aufgesucht. Hier verwöhnten wir uns mit frischem Kuchen und einer Tasse Kaffee. Der Muskelkater kam erst am anderen Tag und alle hatten davon etwas abbekommen. Immer wieder kommt dieser Tag ins Gespräch und alle wollen so etwas noch einmal erleben.
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