Verse zum Frühjahr

Eine farbige Strichzeichnung mit tanzenden Figuren

Rela Ferenz

Darum

Weil Du es bist.
Und wenn es noch so winzig ist.
Du bist ein Punkt,
wie ich,
und — Strich,
da hab ich Dich. —
Ich bin einzig, O und A.
Du bist allein.
Und meins zwei Deins
bist Du mein kleines Einmaleins. —
Ich trinke nachts mit Dir Kaffee
und klopfe dann,
bumbum, bumbum,
an Deinem Klopfgehäuse an.

Ein Nebelfall

Nun stehn sie wie die Besen da
und keiner kehrt sie um
und fegte mal den Nebelstall.
Wie ist das nass und stumm.

Da kommt ein Pustewind herein
und fegt den Himmel blau,
und lustige Beeren sitzen da,
auf den Zweigen im Nebeltau.

März

Es schneiselt.
Trübe tropft die Welt vergreiselt.
Doch fühlst du, wenn der Vorhang fällt,
sie hat sich nur zum Scherz verstellt.

Ein lauer Wind treibt seine Witze
mit der weißen Wintermütze.
Durch die blauen Wolkenschlitze
piekt mich eine Sonnenspritze.

Ein bisschen grün und weiß und blau
und etwas schlüsselblümchenschlau,
das fiel wie Tau auf mein Gesicht.
Was wir uns sagten, sag ich nicht.

März und Mai – und wieder ist
so vieles, was ich gerne wüsste.

So sticht der März mit viel Geschick
bis es endlich glückt.
Da fällt der Schneemann auf ‘s Gesicht
und bricht sich das Genick.

Wie er mit Blüten scherzt
und mich so heiter herzt,
hat er in mir den Winter
ausgemärzt.

April, April

Eilig kehrt der Wind die alten
Blattgespenster weg.
Der Frühling kommt! Der Frühling kommt,
Schreit so ein nasser Fleck.

Fährt einer in der gold’nen Kutsche
vor so stolz und keck.
Wirft einen Silberling heraus.
Aus war der ganze Schreck.

Und wieder kommt der Wind und fegt.
Es hat doch keinen Zweck.
Ich hab ‘s gesehen. Aus der Kutsche
hinkt ein alter Geck.

Was der April mit seinem Kabarettspiel
will, wenn er ins Grüne schneit
und Eis in die Sonne streut?
Wie alle Kabarettisten,
will er Dich überlisten.

Wie Tag und Nacht

Süß und saftig riecht die Erde.
Hab mich wieder aufgemacht.
Grüß dich, alter Spielgefährte.
Urgemütlich ist die Nacht.

Höchstens stimmt danach die Frühe
noch vergnügt und heiter ein.
Doch, was weiter kommt, ist nichts
als fürchterlich und
hundsgemein.

Hitzewellen, Knitterzeiten,
Bellen, Auf- und Niedergleiten,
Schreien, Säuen, Wiederkäuen,
Überweiten, Übelkeiten

zieh’n mich in den Hexenkessel,
zerrt der Tag mich hin und her,
bis zum Abend.
Bleich und leer
spuckt er mich in meinen Sessel.

Süß und saftig riecht die Erde.
Wieder werd’ ich auf ihr wach.
Und ein bisschen Sonne fließt noch
aus den Wolken in die Nacht.