Schauspieler aus Berufung
Bild: Gabriele genannt Gabi Schoenemann/pixelio.de
von Edelgard Richter
In seiner Jugend ein Träumer, der von der Gesellschaft der Reichen und Schönen träumte, hat Günther Maria Halmer schließlich nach einigen Versuchen, den Wünschen seines strengen Vaters zu entsprechen, doch noch seine Berufung gefunden.
Als Jugendlicher verbrachte er viel Zeit im Kino und schaute sich wahllos viele Filme an, wodurch er romantische Vorstellungen von der Arbeitswelt entwickelte. Er rebellierte ständig, weshalb sein Bleiben später überall nicht lange währte. Doch erst einmal tat er seiner Wehrpflicht Genüge, die damals ein Jahr dauerte. Allerdings verlängerte sie sich durch eine Gesetzesänderung auf 18 Monate, worüber Halmer nicht erfreut war.
Danach musste er sich der Realität stellen und sich für einen Beruf entscheiden. Doch nach wie vor war er sehr unentschlossen. So besuchte er auf Anraten der Berufsberatung im Arbeitsamt erst einmal eine Hotelfachschule, bewarb sich während dieser Zeit bei verschiedenen Hotels für eine Ausbildung und landete schließlich in Lindau am Bodensee, wo er nach vierwöchiger Probezeit gefeuert wurde.
Danach wurde er Empfangsvolontär im Inselhotel in Konstanz. Nach einigen Monaten war auch dieser Job beendet. Anschließend besuchte Halmer eine Sprachenschule für Ausländer in Paris. Doch anstatt die Schule zu besuchen, führte er ein ungezwungenes Künstlerleben mit einem Malerfreund.
Das Drängen seines Vaters, endlich einer Arbeit nachzugehen, brachte ihn schließlich auf die Idee auszuwandern und er entschied sich für Kanada, wobei eine gehörige Portion Abenteuerlust bei dieser Entscheidung mitspielte.
Dort verbrachte er als Minenarbeiter ein Jahr in einer Asbest-Mine bei freier Kost und Logis. So konnte er mit großer Freude sein wachsendes Sparkonto betrachten. In der Mine arbeiteten Arbeiter aus aller Herren Länder; sie kamen und sie gingen. Ein junger Österreicher träumte von einer Karriere in Hollywood und brachte Halmer auf die Idee, Schauspieler zu werden. Das war 1966. Tief in seinem Inneren spürte er, dass dies seine Berufung war und verließ die Mine.
Zu Hause in Rosenheim angekommen, meldete er sich in der berühmten Falckenberg-Schule in München zur Aufnahmeprüfung an. Dort sprach er die Leichenrede von Marc Anton aus „Julius Caesar“ und einen Monolog des kleinen Mönchs aus Bertolt Brechts „Das Leben des Galilei“ vor und bestand die Prüfung. Stimmbildung, Rollen- und Gesangsunterricht, Jazztanz, Gymnastik wurden unterrichtet. In Sprechübungen sollte Halmer seinen starken bayerischen Dialekt ablegen, der sich in beruflicher Hinsicht als Handicap erwies.
Als die Kammerspiele in München jedoch einen Schauspieler suchten, der Bayerisch sprechen konnte, bekam er hier seine erste Rolle als Knecht Georg, anschließend spielte er im Residenztheater. Das erste große Engagement führte ihn dann nach Oberhausen in Nordrhein-Westfalen, wo er alles und jeden kritisierte und oftmals Streit mit den Regisseuren hatte. Halmer gibt selbst zu, dass er kein angenehmer Kollege war. In Oberhausen lernte er schließlich Claudia Gerhardt kennen, mit der er nunmehr über 40 Jahre verheiratet ist.
Inzwischen gehört Günther Maria Halmer zu den beliebtesten deutschen Schauspielern, nachdem ihn Helmut Dietl entdeckte. Mit den „Münchner Geschichten“, in denen er den Tscharlie spielte, begann seine Film- und Fernsehkarriere, die bis heute anhält.
Wer etwas über die Höhen und Tiefen des Schauspielerberufs erfahren möchte, der sollte das Buch von Günther Maria Halmer lesen: „Fliegen kann jeder“.
Erschienen ist das Buch im C. Bertelsmann Verlag und kostet 19,99 Euro.
ISBN 978-3-570-10261-9
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