Die Rubinhochzeit
Bild: Ich/pixelio.de
von Rudolf Winterfeldt
Es sollte eine richtig schöne Feier werden. Karl und Erna sprachen schon fast ein Jahr zuvor über diesen Jahrestag und beratschlagten über den Ort, den Ablauf und vor allem, wer sollte alles dazu eingeladen werden. Von beiden lebte jeweils die Mutter noch, dann hatte Erna zwei Geschwister. Mit ihren Familien waren das sechs Personen. Karl hatte noch eine Schwester und da war auch noch eine Tante. Dann die eigenen Kinder mit deren Familien und eine Enkeltochter aus der ersten Ehe des jüngsten Sohnes. Es kamen dann achtzehn Personen zusammen. Der Ort wurde so gewählt, dass ein Teil nach der Feier nach Hause gebracht werden konnte. Das war auch das erste Mal, denn eine Feier in diesem Kreise hatte es bisher noch nicht gegeben.
Nach einigem Suchen und Vorsprachen fanden beide dann auch ein Hotel, das ihren Vorstellungen entsprach. Das Hotel war umgebaut und eröffnete neu. Für Karl und Erna gab es einen Eröffnungspreis. Nun wurde ins Detail gegangen. Mittagsmenü, Kaffeetafel und kaltes Buffet wurden abgestimmt. Zimmer für die Übernachtung gebucht und die Raumgestaltung inklusive Musik festgemacht. Für den Nachmittag dann noch im nachbarlichen Reiterhof eine Kremserfahrt bestellt. Nun konnte nichts mehr schief gehen.
Dann war es soweit. 40 Jahre verheiratet zu sein gelingt heute nicht mehr sehr vielen Ehepaaren. Karl und Erna waren noch recht rüstig und hatten keine großen Sorgen mit ihrer Gesundheit. So waren sie natürlich auch schon am Vormittag im Hotel angekommen und erwarteten nun ihre Gäste. Um 10:00 Uhr begann dann der offizielle Empfang. Blumen über Blumen und auch reichlich Geschenke füllten einen großen Tisch. Karl hatte mit seinem Sohn abgesprochen, dass er das alles mit seiner Video-Kamera aufnehmen sollte. So hatte man später eine schöne Erinnerung an diesen Tag. Viele der Gäste hatten sich auch schon lange nicht mehr gesehen und die Freude über diese Feier war in den Gesprächen zu spüren.
Familienfeste sind ja schon immer dazu geeignet, dass sich entfernt wohnende Verwandte, Kinder und Enkelkinder treffen und alle gemeinsam miteinander feiern. Sonst geschieht das ja meistens im kleineren Kreis. Die Schwierigkeit besteht aber ja darin, dass man alle zu einem Termin an einen Ort bekommen muss. Das bedeutet langfristige Planung, damit rechtzeitig Urlaub und dergleichen eingeplant wird. Nun, bei Karl und Erna hatte es richtig gut geklappt. Nach dem reichlichen Mittagstisch ging die Fahrt mit dem Kremser in Wald und Flur. Es war Mitte Mai und der Frühling war recht gut zu spüren. Aber damit es doch keinem zu kalt wurde, haben wir und unsere Gäste „von innen eingeheizt“. So ging es auch recht lustig zu in unserer Runde. Es wurde viel gelacht und bei einem Halt auch mal die Beine etwas bewegt. Kaffee und Kuchen schmeckten danach besonders gut, zumal er hausbacken war.
Bis zum Abendbrot wurden Geschichten und Erlebnisse aus den vergangenen Jahren erzählt. Erna lockte ihren Karl immer wieder, doch etwas von seinen früheren Liebschaften zu offenbaren. Aber Karl versicherte, da gebe es keine Geheimnisse. Er hätte schon alles dazu gesagt. Zwischendurch wurde mit den Enkelkindern ein Tänzchen gemacht. Sie wollten ja auch beschäftigt werden. Karl zeigte sich dabei von seiner kinderlieben Seite. Erna sorgte sich um die Getränke und dass auch keiner Not leide. Sie hatte sich besonders auf diese Feier gefreut. Sie hatte schon immer gern ihre Kinder und Enkelkinder um sich. Ja, sie ist eine gute Mutter und Ehefrau und alle haben sie lieb.
Dann war das kalte Buffet aufgebaut und die Gästeschar bestaunte das Kunstwerk des Kochs und seiner Mannschaft. Einhellige Meinung: viel zu schade zum Aufessen. Aber hinterher sah es dann doch wie geplündert aus. Aber dazu war es ja da. Der Abend verlief dann gemütlich bei feinen Getränken und angeregter Unterhaltung, die nur durch ein paar Tänzchen unterbrochen wurde. Auch die alten Damen kamen dabei nicht zu kurz. Es ging langsam und gemütlich zu und hat allen viel Spaß bereitet.
Zu vorgerückter Stunde wurde dann die Feier beendet. Die in der Nähe wohnenden Gäste verließen das Hotel und wurden nach Hause gefahren und die anderen suchten ihre Zimmer auf. Karl und Erna blieben noch eine Weile wach in ihrem Bett liegen und ließen den Tag noch einmal Revue passieren. Sie waren zufrieden und voller Freude darüber, dass sie es geschafft hatten, die ganze Familie zusammen zu bekommen und den Tag gemeinsam zu begehen. Bevor Erna das Licht löschte, besah sie sich noch einmal den Rubin, den ihr Karl zum Hochzeitstag geschenkt hatte. Sie lächelte und gab ihrem Karl einen liebevollen Gute-Nacht-Kuss.
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.