Eine unglaublich wahre Geschichte
Bild: Waltraud Käß
von Gisela Lohse
Schon 50 Ehejahre – und dann ist der Ehering plötzlich weg. Verschwunden beim Aussäen auf dem kleinen Acker hinter dem Haus in der Eifel. Was für ein Drama. Drei Jahre danach ist der Ring wieder da – auf fast wundersame Weise. An einer Karotte steckt er wie auf einem viel zu dicken Finger. Die unglaubliche Geschichte, die der WDR entdeckt hat, ist wirklich passiert – in dem kleinen Eifelstädtchen Bad Münstereifel.
Der 82-jährige Mann genießt sein stilles Glück und will damit nicht an die Öffentlichkeit. Seine Tochter meint aber, die Geschichte sei zu schön, um sie zu verschweigen. Und so berichtet sie über die schicksalhaften Ereignisse, zu denen ja auch irgendwie die goldene Hochzeit ihrer Eltern im Jahre 2012 gehörte.
Es kam das Frühjahr 2013. Der Vater säte wie immer das Gemüse aus. Plötzlich war der Ehering verschwunden. Alle suchten ihn, die Eltern, die Geschwister. An einen Metalldetektor hatten sie sogar gedacht. Irgendwann ließen sie dann doch locker: „Der Acker gibt ihn schon wieder her“, waren sie überzeugt.
Die Monate vergingen-der Ring blieb verschwunden-aber irgendwie war er immer da:“Wir haben so viele Scherze darüber gemacht“, sagt die Tochter. Die Dinge gingen ihren Gang: Ernte im Herbst, Aussaat im Frühjahr- die Möhrchen wuchsen da, wo sie immer standen, natürlich ordentlich in einer Reihe. Und einer dieser Samen muss im vergangenen Frühjahr irgendwie mitten im Ehering gelandet sein- er wuchs und er gedieh.
Bei der Ernte zog der Vater dann wie immer die Möhrchen heraus. Der Erdboden war vom Regen nass und klebte schwer an dem Gemüse. Er ging zum Brunnen und spritzte sie mit einem Schlauch ab. Da war der Ring! Saß an der Möhre. Die Mutter erfährt nicht mehr davon, sie lebt nicht mehr. Aber sie wird nachgeholfen haben, da sind sich alle sicher. „Die Mutter hat den Ring wiedergebracht“, sagt auch die Tochter.
Und die Möhre? Hat der Vater sie zerschnitten? Die Tochter, die nicht mehr in der Eifel lebt, weiß es nicht. Sie kann sich vorstellen, dass der Vater das an einem ganz besonderen Ort macht und in ganz besonderer Nähe zur Mutter.
(Gefunden in der „Sächsischen Zeitung“ im November 2016 unter der Überschrift „Wundersame Ernte“– von Elke Silberer, Bad Münstereifel)
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