Winterschlaf
Bild: Helmut J. Salzer / pixelio.de
von Rudolf Winterfeldt
Die Natur und einige wild lebende Tiere brauchen in einem Jahreszyklus eine Ruhepause. Der Herbst wird genutzt, um sich auf diese Ruhepause vorzubereiten. Die Pflanzen legen neue Sprossen an, um im Frühjahr nicht zu spät zu kommen und die Tiere fressen sich einen Speckgürtel an, um die kommende Jahreszeit gut zu überstehen.
Während meiner Dienstzeit beim Wachschutz konnte ich in einem Park, der zu einem Hotel gehörte, in der Nacht einen Igel beobachten. Besonders im August und September war mein Freund, der Igel, sehr aktiv. Igel sind nachtaktive Säugetiere und Einzelgänger. Nur während der Paarungszeit sieht man zwei Igel zusammen, ist ja auch verständlich.
Ich habe in dieser Zeit einmal ein Pärchen beobachten können, leicht hat es das Männchen wirklich nicht. Wenn ich also meine Runden um das große Gelände machte, um meine Bewachungspflicht zu erfüllen, begegnete ich oft dem Igel. Schon aus einiger Entfernung hörte ich das Schmatzen und Schnaufen. Der Park war Wiese mit Baumbestand, vorwiegend Kastanien.
Da war der Futtertisch reichlich mit Insekten und Käfern gedeckt. War ich langsam und ohne festen Tritt an den Igel herangekommen, konnte ich im Lichtkegel meiner Taschenlampe das Tier gut beobachten. Der Lichtschein hat den Igel nicht gestört. Sie können auch schlecht sehen und verlassen sich lieber auf ihr gutes Gehör und ihren Geruchssinn.
Man muss es einfach einmal gesehen haben, wie ein Igel einen Regenwurm aus dem Erdreich zieht. Der Regenwurm wehrt sich mit allen Kräften, aber es hilft nichts. Hat der Igel einmal zugebissen, gibt es kein Entrinnen mehr. Bei dem Ziehen aber setzt sich der Igel bald auf den Hintern und stemmt die Vorderbeine nach vorn in den Boden und zieht rückwärts den Wurm aus der Erde. Dann lässt er es sich schmecken, was man gut hören kann.
Das ging so bis Ende September, Anfang Oktober. Die Nächte wurden kälter und die Nahrung wurde weniger. Der Igel musste schon sehr suchen um satt zu werden. Ich wollte ihm etwas unter die Arme greifen und hatte am Tage ein paar Käfer gesammelt. Die wollte ich ihm vor die Nase legen und freute mich schon auf sein Geschmatze. Aber ich hatte wohl zu fest aufgetreten, denn als ich in seine Nähe kam, rollte er sich ein.
Er war nur eine stachelige Kugel und ich wollte nun doch einmal nachsehen, wie er denn von unten aussieht. Mit einem Stöckchen drehte ich ihn auf den Rücken. Das war nicht so einfach. Er ließ es sich nicht ohne weiteres gefallen. Doch ich war hartnäckig und schaffte es. Es sah niedlich aus, wie er aus dem Bauch heraus in den Lichtkegel blinzelte. Wenn ich ihn aber etwas anstieß, rollte er sich ganz zusammen und von dem Igel war nur eine Stachelkugel übriggeblieben.
Ich rollte ihn wieder auf den Bauch und legte die Käfer, die ob der Kälte starr waren, vor ihn hin und wartete. Es dauerte eine Weile und er regte sich wieder. Die schwarze Nase kam hervor und stieß direkt mit den Käfern zusammen. Ohne lange zu zögern griff er zu und schmatzte die Gabe in sich hinein. Ich war zufrieden, er hatte durch meine Handlung keinen Schaden genommen.
Gegen Morgen, so gegen 03.00 Uhr war es mit dem Futtern des Igels vorbei. Er trappelte immer in eine Richtung zu einem großen Dornenbusch, der bis auf die Erde reichte und in den man als Mensch nicht eindringen konnte. Dort verschwand er und ward nicht mehr gesehen. Nun vermutete ich, dass er dort sein Nest gebaut hatte und den Tag dort schlafend verbringen würde.
Als er nicht mehr auftauchte, hatte er sich wohl zum Winterschlaf in sein Nest begeben. Der Winterschlaf dauert bei dem Igel so bis in den April. Um diesen Winterschlaf zu überleben, muss er mindestens 500 Gramm wiegen. Mein Igel wog das bestimmt bei dem Futter. Igel bauen sich ein Kugelnest, welches sie mit trockenem Laub auspolstern. Während des Winterschlafes sinkt ihre Körpertemperatur von 36 Grad auf 1 bis 8 Grad ab.
Sämtliche Körperfunktionen werden reduziert. Die Atemfrequenz liegt bei ein- bis zweimal pro Minute und das Herz schlägt nur fünfmal in der Minute. Wenn dann der Winter mit reichlich Schneefall kommt, liegen sie wohlig zugedeckt in ihrem Nest und verschlafen die weiße Jahreszeit. Steigt die Außentemperatur im Frühjahr auf plus 15 Grad, beenden sie ihren Winterschlaf und gehen langsam auf Nahrungssuche. Dann kann man den Igel in der Nacht wieder beobachten.
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.