Ich spare
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
von Peter Josef Dickers
Meine Mutter war sparsam. Am Wochenende saß sie auf der Küchenbank. Vor ihr auf dem Tisch lag ein Stapel alter Zeitungen. Mit dem Brotmesser zerteilte sie Seite für Seite in kleine handliche Stücke und legte sie zu einem Block aufeinander. Mit der Schere bohrte sie ein Loch am oberen Ende durch den Stapel und zog eine Schnur hindurch.
Mit dem Bündel in der Hand ging sie nach draußen zu jenem Ort, den wir „Örtchen“ nannten. Die „Sitzungen“ dauerten mal kürzer, mal länger, je nachdem, welche Nachricht man vom Stapel holte. Wenn ich Schiffchen aus Zeitungspapier bauen wollte, war es schwierig, eine Zeitung vor dem Stapel zu retten. „Spare in der Zeit, spare für das Klo.“ Mutters Sparanleitungen waren vielfältig.
Auch ich bin sparsam. Die Nachbarin wollte ich im Krankenhaus besuchen. Musste ich ihr etwas mitbringen? Blumen konnten nicht teuer sein. Sechs Euro sollte der kleine Strauß kosten. Ich entschied mich für die entzückenden kleinen Blüten hinten in der Ecke. Unscheinbar waren sie, aber für den Zweck ausreichend. Packen Sie mir die als Geschenk ein, bat ich die Verkäuferin.
Die zwei Euro, die ich widerstrebend auf die Theke legte, reichten nicht. Acht Euro, zuzüglich ein Euro für das Geschenkpapier.
Das wird mir nicht mehr passieren. Auch nicht das mit der Parkuhr. Muss ich mit meinen Parkgebühren die Straßenlaternen finanzieren? Ich parke jetzt außerhalb.
Der Supermarkt liegt zehn Gehminuten vom Zentrum entfernt. Täglich ein kleiner Fußmarsch senkt den Cholesterinspiegel. Als ich mich kurz nach neunzehn Uhr mit Einkaufstasche und Tragetüten bepackt, zu meinem Auto gequält habe, versperrt eine Schranke die Ausfahrt. Morgen früh um neun Uhr kann ich das Parkhaus verlassen.
Die Rückfahrt mit dem Taxi hatte ich nicht eingeplant. Die Kosten werde ich beim Heizen einsparen. Eskimos haben in ihrem Iglu auch keine Heizung. Sparen sei die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung, wird gesagt. Also spare ich. Auf Sparen folgt Haben.
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