Was macht eigentlich Rosetta?

die Raumsonde Rosetta

von Tristan Micke

Kometen bestehen aus dem Urmaterial aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems und sind bis heute unverändert. Mit der Weltraummission Rosetta soll erkundet werden, ob z. B. das Wasser auf der Erde vom Eis hier eingeschlagener Kometen stammt und ob die Grundbausteine des Lebens, wie Aminosäuren und organische Kohlenstoffverbindungen, einst von diesen Himmelskörpern zur Erde gebracht worden sind.

Als am 12. November 2014 die Weltraumsonde Rosetta den Kern (Nucleus) des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko erreichte und zu seiner Untersuchung den Landeroboter Philae darauf absetzte, wurde zwei Tage lang in allen Medien über diese vom Satelliten-Kontrollzentrum Darmstadt gesteuerten und überwachten Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA berichtet.

Auch das Seniorenmagazin “Spätlese” hatte in der November/Dezember-Ausgabe 2014 die Landung auf dem Kometenkern angekündigt. Danach versiegte die Berichterstattung über die Mission schnell wieder. – Was war geschehen?
Beim Absetzen des Landers auf dem Kometenkern, der aus einer bestimmten Perspektive mit etwas Phantasie wie eine Gummi-Badeente aussieht, traten Probleme auf.

Der siebenstündige Flug des Landers von der 22,5 km entfernten Sonde zum Kometenkern war genau kalkuliert. Zunächst verlief der Flug wie geplant. Ein Schubrakete und Harpunen sollten den Lander Philae auf der Oberfläche des Kometenkerns sicher absetzen und verankern. Der auf der Erde 100 kg schwere Lander hat auf dem Kometenkern wegen der sehr geringen Schwerkraft nur ein Gewicht von etwa einem Gramm.

Die Schubrakete sollte den Lander auf den Kometenkern drücken, funktionierte aber nicht. Dadurch konnte der Lander nicht verankert werden und machte wie ein Ball zwei große Sprünge zurück ins Weltall, bevor er nach zwei Stunden doch noch auf dem Kometenkern landete. Allerdings war das nicht der geplante Landeplatz. Philae befand sich nun in einer misslichen Lage.

Er stand nur auf zwei seiner drei Beine, an einer Stelle, an der seine Solarzellen zunächst nur 1,5 Stunden je dreizehnstündigem Kometentag von der Sonne beschienen wurden, wodurch die Akkus nicht ausreichend aufgeladen werden konnten. Philae verfügte aber noch über eine Primärbatterie, die nicht aufladbar ist und für 60 Stunden Strom lieferte.

In diesen 60 Stunden wurden möglichst viele Untersuchungen des Kometenkerns vorgenommen und über die Muttersonde Rosetta zur Erde gesendet. Am 15. November 2014 war diese Batterie erschöpft, Philae schaltete sich ab und ging in den Standby-Betrieb über.

Die Weltraumsonde Rosetta selbst machte am 15. Februar 2015 bei einem Überflug aus nur 6 km Entfernung detailreiche Aufnahmen vom Kometenkern. Dabei zeigte sich, wie Gas und Staub austraten und sich der Schweif des Kometen ausbildete. Unter der schwazen Staubschicht schimmerten teilweise weiße Flecken, wahrscheinlich Wassereis, hervor.

Es konnten chemisch-mineralogische Untersuchungen vorgenommen werden, wobei Stickstoff gefunden wurde. Man stellte dabei fest, dass es hier wohl nach Formaldehyd, Pferdestall und faulen Eiern, also nach Ammoniak und Schwefelwasserstoff riecht. Weitere Untersuchungen der ausgestoßenen Gase sind noch im Gange. Der Komet war zu diesem Zeitpunkt 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Analyse von Wasserdampf in der Nähe des Kometen ergab auf Grund der unterschiedlichen Wasserstoffarten bei der Zusammensetzung von irdischem und kometarem Wasser, dass das Wasser auf der Erde wohl nicht von hier eingeschlagenen Kometen stammt, zumindest nicht von solchen, wie Tschurjumow-Gerasimenko.

Die Wissenschaftler hatten stets die Hoffnung, dass sich mit der Annäherung des Kometen an die Sonne die Bedingungen für das Aufladen der Battterie von Lander Philae verbessern würden. Diese Hoffnung erfüllte sich nach sieben Monaten, am 13. Juni 2015. An diesem Tag meldete sich Philae bei einer Umgebungstemperatur von minus 35° C zurück und begann Daten zur Erde zu senden.

Der DLR-Projektleiter Stephan Ulamec äußerte sich dazu wie folgt: “Wir sind froh und glücklich. Die Chance, jetzt Wissenschaft mit dem Lander zu machen, ist groß.” Nun wird versucht, die Bahn von Rosetta neu auszurichten, um einen besseren Funkkontakt zum Lander zu bekommen. Der Funkkontakt soll dann bis Mitte Oktober 2015 erhalten bleiben, denn der Lander Philae wird die Hitze in der Nähe der Sonne nicht überstehen.

Die Muttersonde Rosetta begleitet den Kometen jedoch noch einige Zeit und soll beobachten, wie er sich in Sonnennähe verhält. Erst nach der größten Sonnennähe, Mitte August 2015, ist der Kern des Kometen soweit aufgeheizt, dass er das meiste Material verliert und am aktivsten ist. Das ist im September 2015 der Fall. Rosettas Treibstoff reicht aber noch bis Juli 2016.

Die Auswertung der Daten wird noch einige Zeit dauern. Nach und nach wird die Öffentlichkeit Einzelheiten über die Forschungsergebnisse erfahren. Die Rosetta-Mission ist also keinesfalls gescheitert.