Zu Besuch bei Monsieur Monet

ein kleiner Teich mit Seerosen bewachsen und mit Bäumen und Büschen umgeben

von Tina Gonschorek

Mein diesjähriger Urlaub führte mich nach Frankreich zu einer wunderschönen Rundreise durch die Normandie und Bretagne. Ich entdeckte malerische kleine Städte mit uralten, mittlerweile in Schieflage geratenen Fachwerkhäusern, schaute von schroffen Klippen herab, an denen sich die wilden Wellen des Atlantiks brachen und bestaunte unzählige Kirchen. Diese waren sehr schlicht, wirkten aber durch ihre Größe, Baukunst und die wunderbaren bunten Fenster unglaublich erhaben und besaßen eine ganz besondere Atmosphäre.

Ein außergewöhnlicher Höhepunkt aber war der Besuch von Monsieur Monets Haus und Garten in Giverny. Hinter dem Eingang umrundete ich eine Mauer und dann bot sich meinen Sinnen ein überwältigender Rausch aus Farben und blumigen Wohlgerüchen. Es herrschte keinerlei Ordnung oder erkennbares Muster in der Anpflanzung. Dafür erblickte ich ein reizvolles buntes Chaos aus den verschiedensten Blumen und Sträuchern.

Gelber Goldlack leuchtete neben lilafarbenen Glockenblumen. Kleine bezaubernde Hornveilchen, in einem noch nie gesehenen Rotton, umstanden die Stiele von hohen Schwertlilien, während sich eine schüchterne rosa Akelei in deren Schatten schmiegte. Brummende Hummeln naschten aus den Kelchen der lila Alliumkugeln und leuchtendroter Mohn schien geheimnisvoll mit in sanftem Wind tanzenden Gräsern zu flüstern. Es fehlte nur noch, dass kleine Elfen durch den Garten huschten.

Schmale Pfade verliefen durch die leuchtende Vielfalt der Blumen. Auf diesen Wegen entlang schlendernd bewunderte ich die ungezähmte Natur. Über mir befanden sich Metallbögen, die mit Clematis und Blauregen in üppiger Fülle bewachsen waren. Ein sehr romantisch aussehendes Arrangement.

Am anderen Ende des Gartens entdeckte ich einen riesigen Baum der von einem zarten lila Schimmer umgeben zu sein schien. Als ich näher kam sah ich, dass es sich dabei um große glockenförmige Blüten handelte. Jemand meinte, es könnte ein Jacaranda Baum sein, aber genau wusste es leider niemand. Auf jeden Fall war er traumhaft schön und da auf den darunter stehenden Holzbänken kein einziger Platz mehr frei war, ging ich weiter.

Der Weg führte mich zu einem gemütlich aussehenden, mit Efeu bewachsenen Haus in dem einst Monsieur Monet lebte und arbeitete. Die Einrichtung der damaligen Zeit war komplett erhalten und viele seiner wunderbaren farbenfrohen Bilder zierten die Wände. Besonders gefiel mir sein Esszimmer. Es war groß, gelb gestrichen und licht durchflutet. Ein richtiger „Gute Laune Raum“!

Weiter ging es dann zu seinem bekannten Seerosenteich. Ein relativ großes Gewässer, um das man herumlaufen konnte. Alle paar Schritte bot sich ein neuer schöner Blick und da auch die Sonne vom Himmel lachte, machte ich unzählige Fotos. Die Seerosen blühten zwar noch nicht, aber der Frühsommer hatte auch hier seinen Einzug gehalten. Die Rhododendren und Azaleen wetteiferten mit ihren zauberhaften Blüten in harmonischem Miteinander.

Dazwischen zeigte ein Bäumchen sein besonderes Grün, dass sich charmant von den filigranen roten Blättern des japanischen Fächerahorns abhob. Die Trauerweiden, mit grünem Flaum überzogen, beugten ihre Äste anmutig über das Wasser. Frösche gaben ein lautes Konzert und ein Entenpaar schlummerte mit den Köpfchen unter ihren Flügeln am Rand des Teiches.

Natürlich entdeckte ich auch die berühmte Brücke von seinem Gemälde. Über diese spannte sich ein dichtes Geflecht aus blauen und weißen Glyzinien und sie schien das Lieblingsmotiv aller Besucher zu sein. Fast glaubte ich, den Meister persönlich dort sitzen und mit Leinwand und Farben hantieren zu sehen. Es war wirklich faszinierend am Entstehungsort vieler seiner Werke zu sein.

Gern wäre ich noch länger geblieben, um den Fröschen zu lauschen, in dem verwunschen wirkenden Garten meinen Gedanken nachzuhängen oder doch noch nach Blumenelfen Ausschau zu halten, aber leider wartete der Bus nicht.
Mit einem letzten wehmütigen Blick verabschiedete ich mich und hoffte, in einem Winkel meines Herzens, irgendwann noch einmal wieder zu kommen.