Thüringen - Reise

Bühnenbild Deutschlandkarte mit hervorgehobenem Thüringen

_von Wolfgang Prietsch_

Auf alten Straßen durch Sommerland,
durch unsere unsichere Zeit.
Wo da ein starker Wille war, fand
sich ein möglicher Weg.
Gegen den Morgen, nach Osten weit
Thüringens Auen in grün.
Über die märkische Ferne hin
ist alles wieder nah.

Was ich vor Jahr, Tag und Stunde sah:
Burg und Schloss
an Hörsel und Ilm,
hoch und groß
Kirche und Dom
an Gera und Saale.
Und in einem kühlen Tale
ein Gartenhaus.
Der da einging und aus,
ist allgegenwärtig damals wie heut´,
zugänglich dem Wissenden und für alle bereit,
greifbar, fühlbar für Herz und Sinn.
Über Generationen hin
Geist der Goethe – Zeit.

Den gleichen Staub am Schuh´
jene drei, die ohne Rast und Ruh´
vorgingen durch Auen und Tann:
Fing einst der erste zu singen an,
Herr Walther uf eime Steine,
auf die Hand sinnend das Antlitz gestützt,
in des Reichstones Reime:
„Lande hab ich viel gesehn,
nach den Besten blickt ich allerwärts:
Uebel möge mir geschehn,
wenn sich je bereden ließ mein Herz,
dass ihm wohlgefalle
fremder Lande Brauch:
Wenn ich lügen wollte, lohnte es mir auch?“

Floh ein zweiter durch Thüringens Land
heimlich auf Ross und auf Wagen.
In festem Hause er Zuflucht fand
in jenen Umbruchtagen.
Entkam Verfolgung und großer Not.
„Ein feste Burg ist unser Gott“.

In Arnstadt begann
jener dritte Mann.
Ungewohnt und wenig beliebt
sein neuer Ton, seine neue Musik
in Sankt Bonifatii, die Newe Kirch genannt.
Eine frembde Jungfer stand
der Orgel bei.
Kritikwürdig fand
dies und mancherlei
neue Sitten
ein strenges Konsistorium.
Wird fürder nicht
geduld´t noch gelitten!
Da nahm jener
Stab, Ranzen und Hut
und fing in Mühlhausen neu an
mit der neuen Musik und mit neuem Mut!

In Erfurt Severi und Dom
und das Kloster Sankt Augustin.
Nach Westen hin
die Wartburg bei Eisenach
und das Haus der Familie Bach.
In Weimar bei Schiller und Goethe zu Gast,
und im Schloss ohne Eile und Hast.
Am Frauenplan und im Cranach – Haus,
im Park an der Ilm klingt der Abend aus.
Wo Thomas Mann eine Bleibe fand,
und Herr Mager wirkte
im Hotel Elephant,
der alles hier kannte, Leute und Land.
Er wünschte stets persönlich: „Gute Nacht“!
Danach wird die Lampe gleich ausgemacht.

Von den Dornburger Schlössern
am Sonnabend – Morgen
geht der Blick weit ins Tal.
Hinweg alle Sorgen!
Wieder will ich und noch einmal
hierher kommen und hier oben steh´n
und über des Landes Weite seh´n.
So hoffe ich sehr, es wird gescheh´n!