Weihnachten in Familie

Ein Haus mit Weihnachtlichen Lichtern geschmückt

Ein Haus mit weihnachtlichen Lichtern geschmückt

von Brigitte Foerster

Wir freuten uns auf das große Fest des Jahres. In diesem Jahr sollte es bei uns stattfinden, das Familienfest. Diese Vorfreude verspürte ich besonders als wir den Baum schmückten. Mein lieber Mann brachte die neue Lichterkette an und noch ein paar Weihnachtsutensilien in Position.

Ein festliches Wohnzimmer sollte es schon sein, das war mein Wunsch.
Es wurde Zeit, die Arbeit am 3-Gänge-Menü fortzusetzen, denn schließlich werden wir zum Mittag elf Personen sein. Gans und Ente waren fertig, braun und knusprig, ebenfalls der beliebte Nachtisch, Himbeergrütze mit Vanillesoße.

Es klingelte jetzt des Öfteren, meine Lieben waren gekommen. Alle hatten uns Blumen mitgebracht, so war es verabredet. Die Begrüßung war sehr herzlich, doch ich war aufgeregt, denn jetzt sollte alles ohne Störungen oder Missgeschick verlaufen. Der schön gedeckte Tisch war sehr einladend, alle hatten Platz genommen.

Die Jüngste, meine Großnichte Liane begann mit einem Tischgedicht. „Zum Wohl ihr Lieben, schön, dass ihr gekommen seid“, sagte mein Mann. Das Mahl war eröffnet, der Festschmaus begann. Ich blickte in die Runde und hatte das Gefühl, dass es allen mundete.

Meine Schwägerin Christine sagte: „Das Rezept von den Klößen musst du mir geben“ und unser Enkel Yannick bat beim Nachtisch um einen Nachschlag. Mein Mann schenkte noch einmal Rotwein nach. Die erste Hürde vom Familientag war genommen.

Jetzt kam das Gespräch zustande, die Anreise zu uns, die Weihnachtsferien der Kinder, der Resturlaub für Silvester. Ich stellte die Frage nach einem Spaziergang durch unser neu entstandenes Eigenheimgebiet. Schließlich war strahlender Sonnenschein, klare Winterluft bei ein paar Minusgraden.

Alle waren einverstanden. Viele Hausbesitzer hatten ihren Vorgarten weihnachtlich geschmückt, es war sogar ein Haus darunter, dass in diesen Dingen an einem Wettbewerb teilgenommen hatte.

Zu Hause wieder angekommen ging ich mit Enkel und Großneffen in den Garten, denn hier waren noch die Vögel bei geschlossener Schneedecke zu füttern. Yannick hing ein paar Meisenknödel auf und Erik streute Futter ins Vogelhaus. Dann sahen wir uns das Reh mit dem Schlitten an, auf dem der Weihnachtsmann saß.

Erik meinte: “Dieser Mann bringt die Geschenke“. Ach ja Geschenke zum Weihnachtsfest dachte ich, das hatten wir schon vor Jahren abgeschafft.
Als wir wieder die Wohnung betraten, umgab mich bereits der Duft von frischem Kaffee. Meine Schwägerin hatte die Kuchen aufgeschnitten und mein Mann die Kaffeetafel hergerichtet.

Ich ergänzte noch die Servietten, stellte den Kerzenständer hin und zündete die Teelichte an. Es waren gerade vier Stunden vergangen und wir saßen schon wieder gemütlich beisammen. Ich eröffnete das Kuchenbuffet. Der echte Salzwedeler Baumkuchen wurde als erstes verkostet, er war köstlich und schließlich eine Spezialität aus meiner Heimatstadt.

Ich saß neben unserer Enkelin Josephine und wollte wissen, ob sie noch immer malt. Da erfuhr ich, dass sie sich bereits an einer Kunstausstellung beteiligt hatte. Dann setzt du also dieses Interesse fort, dachte ich und sah dabei auf ein Bild mit modernem Design, welches sie mir zum Geburtstag schenkte.

Das war jetzt der passende Augenblick und ich gab ihr einen schönen Kunstkalender für das kommende Jahr. „Dein Bruder betreibt noch immer Fußballsport?“ „Natürlich“, antwortete Jannick sogleich, „ich stehe jetzt im Tor“. Alle haben sie ein Hobby dachte ich, auch unsere Tochter wirkt seit vielen Jahren in einer Tanzgruppe mit.

Ich hörte eine Stimme aus dem Hintergrund. „Schwester, wenn du ein Klavier hättest, dann würde ich jetzt etwas spielen“. Das war für mich Anlass genug, dass es jetzt an der Zeit war, ein paar Weihnachtslieder zu hören und legte eine CD ein.
Als das letzte Weihnachtslied verklungen war, meinte meine Schwägerin Christine, dass wir doch selbst etwas singen könnten.

Sie ist in ihrem Wohnort im Chor und hat Talent. Das war prima, denn alle sangen kräftig mit. Danach ergriffen Liane und Erik die Initiative und präsentierten uns das Lied vom Igel, welches sie in der Vorschule gelernt hatten. Das Lied hatten beide mit solch einem Eifer gesungen, so dass sie es am liebsten wiederholt hätten.

Da sagte die Mama der beiden: „Ich habe noch etwas vergessen, etwas aus meiner Bastelstube“. Und sie holte aus ihrer Tasche ein Glöckchen und zwei Piepmätze hervor. Wir bestaunten alle diese kleinen Kunstwerke, die jetzt am Weihnachts-
baum platziert wurden. Der Tag war bereits fortgeschritten, es war schon dunkel.

Der Mond schien in das festlich geschmückte Zimmer. Ich ging zur Terrassentür und blickte zum Himmel, um die Sterne zu sehen. Das wird eine sternenklare Nacht, sagte mein Gefühl. Ich war zufrieden, alle waren sie gekommen, allen ging es gut, sie waren gesund und was sehr wichtig heute ist, die Kinder haben Arbeit. Ja, die Familie ist intakt, ich wünsche mir sehr, dass es auch so bleibt.

Mein Bruder kam auf mich zu. „Du weißt doch, ich bin ein Bücherwurm, hast du etwas Interessantes für mich zu lesen, etwas, was der heutigen Thematik entspricht?“ „Natürlich“, erwiderte ich und öffnete meinen Bücherschrank mit den Worten, das er hier stöbern könne.

Schließlich entschied er sich für zwei Bücher: „Patient im Visier“ und „Eine Welt ohne Krebs“. Er nahm sie an sich mit den Worten: „Auf baldiges Wiedersehen und auch als Rentner kann man sich noch bilden.“ Als wir uns wieder an den Tisch zurücksetzen wollten herrschte bereits Aufbruchsstimmung.

Ich hörte nur: „Die Kleinen müssen ins Bett und auch wir haben noch fast ein Stündchen zu fahren.“ „Zum nächsten Weihnachtsfest seid ihr bei uns eingeladen“, sagte mein Bruder. Es folgte draußen am Auto die Verabschiedung. Wir kehrten ins Haus zurück, und ich setzte mich in den Sessel. Es war richtig still.

Ich blickte zur Tafel hinüber, dort hatten sie doch eben noch alle gesessen… leer … Da begriff auch mein lieber Mann die Situation, er kam mit einem Glas funkelnden Rotweines zu mir: „Fröhliche Weihnachten mein Schatz, das war ein schöner Weihnachtstag“ und ich ergänzte: „Ja, ein Weihnachten in Familie“.