Darf ich vorstellen: „Cafè Tod“

Kaffeetasse mit Schokoladen Gesicht

von Brunhild Hauschild

Am Rand von Schildow liegt das geschmackvolle Holzhaus von Petra Wolf, in dem sie einmal monatlich zum gemeinsamen Treffen mit selbstgemachtem Kuchen und Plätzchen sowie Kaffee, Tee und Wasser Trauernde und Betroffene einlädt. Seit 2018 veranstaltet die Journalistin und Autorin ehrenamtlich das Cafè Tod, das auf eine Idee des Schweizer Soziologen und Gründers Bernard Crettaz zurückgeht. Der Brite John Underwood machte aus der Idee ein soziales Franchise-Unternehmen, das „Death Cafe“. Aktuell gibt es 9864 solcher Cafès in 68 Ländern, in Deutschland sind 68 Cafè Tod gelistet

An einem verregneten Sonnabend im März mischte ich mich unter die neun angemeldeten Gäste. Acht davon waren Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Hier saßen gestandene Frauen Mitte vierzig neben Achtzigjährigen, die den Verlust ihres Kindes oder den des Mannes verarbeiten wollten. Der einzelne Herr hatte diese Treffen schon des Öfteren besucht und konnte seine Trauer in Worte fassen.

Für mich war es faszinierend, denn eigentlich redet man nicht über den Tod, sondern über das Leben. Und das mit großer Offenheit. Die Treffen sind keine Trauer- oder Selbsthilfegruppe, sondern es geht ums Mitteilen, Zuhören und darum, sich für eine kurze Zeit der Endlichkeit des Lebens zu widmen.

So auch diesmal, als eine junge Frau uns ihre Ängste nach der Krebserkrankung mitteilte. Ein weiteres Thema war die Frage nach dem „Danach“. Gibt es eine Seele, wie wollen wir sterben? Alles kann besprochen werden, es gibt keine Tabus. Niemand wird kritisiert oder mit klugen Ratschlägen überhäuft. Es wird geweint, aber auch viel gelacht. Gleichgesinnte werden Freundinnen oder verabreden sich in Selbsthilfegruppen. Frau Wolf hört aufmerksam zu, moderiert hin und wieder, wenn es notwendig erscheint.

„Ich glaube, dass eine Auseinandersetzung mit dem Tod helfen kann, ihm seinen Schrecken zu nehmen und das Leben zu bereichern. Je mehr ich mich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetze, um so erfüllter kann ich mein Leben leben“, ist Petra Wolf überzeugt.

Die nächsten Treffen finden am 13. April und am 11. Mai statt.

Weitere Informationen: E-Mail, Tel.: (033) 05674489, Internet

Richte dein Streben dahin,
dass der Name des Todes
seinen Schrecken verliert.
Mach ihn dir
durch häufiges Nachdenken vertraut,
damit du,
wenn es die Umstände erfordern,
ihm sogar entgegengehen kannst.
Seneca