Dem Osterhasen auf der Spur
Bild: Bauernladen
von Andrea Knura, Wien
Hasen legen keine Eier. Warum bitte ist es dann gerade Meister Langohr der uns die Ostereier bringt? Spekulationen gehen von Fruchtbarkeit bis Hasenbraten.
Der Hase macht seinen Job noch gar nicht so lange. Erst seit dem 19. Jahrhundert behauptet er seinen Platz in unserer Osterkultur. Wobei er aber lange Zeit nicht das Monopol als Eierbringer hatte. Auch Kuckuck, Rabe, Hahn, Kranich, Storch oder sogar der Fuchs brachten die Eier. Und dann gibt es auch die Legende, dass die Kirchturmglocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen. Deshalb gibt es auch die Karfreitagsratschen als Krachmacher. Am Karsamstag kommen die Glocken dann mit den österlichen Gaben zurück, um sie am Ostersonntag zu verteilen.
Eigentlich reicht die Geschichte des Osterhasen aber viel weiter zurück. So nimmt Herr Hoppel bei den Protestanten bereits im 17. Jahrhundert die Figur des fiktiven Eierlieferanten ein. Schriftlich belegt wurde der zu dieser Zeit bereits übliche Brauch durch eine Dissertation von Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahre 1682 unter dem Titel “De ovis paschalibus – von Oster-Eyern”. Darin warnt er die Menschen vor einem zu hohen Verzehr von Eiern. Den Katholiken war während der Fastenzeit der Konsum von tierischen Produkten – also auch Eiern – verboten. Dieser Eierüberschuss wurden häufig als „Zinsei“ an die Klöster abgeliefert und dort gesegnet. Um die gesegneten Eier von den noch nicht gesegneten zu unterscheiden, wurden sie bemalt.
Die Protestanten lehnten diese religiöse Praxis des Fastens und der Eierweihe jedoch ab. Auf den Brauch des Eierverschenkens wollten sie allerdings nicht verzichten. Sie mussten sich also eine Geschichte ausdenken, ohne auf die Kirche zurückzugreifen. Der Hase kam ins Spiel. Irgendwann nahm auch die katholische Kirche von der Eierweihe Abstand. Aber die Eier blieben und mit ihnen der Hase. Das Eierbringen ist also ein säkularisierter Brauch, eine aus dem religiösen in den weltlichen Kontext übertragene Geschenktradition.
Der Hasen und der Löffel drei…….
Aber da wäre sie wieder, die Frage: Warum ist es gerade der Hase, der die Eier bringt? Erklärungen und Vermutungen hinsichtlich der Starallüren des Hasen zur Osterzeit sind vielfältig und manchmal auch skurril. Der ausgeprägte Fortpflanzungstrieb des Nagers ist daran schuld, das manche Quellen von ihm als Fruchtbarkeitssymbol sprechen. Bis in die germanische Mythologie lassen sich die Hasenspuren in dieser Hinsicht zurückverfolgen, wo er als Begleiter der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostara fungiert haben soll. Auch der griechischen Liebesgöttin Aphrodite wurde der Hase als heiliges Tier zugeordnet.
Der Hase steht von Grund auf für Fruchtbarkeit und Auferstehung, wie auch die Eier ein Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Lebens sind. Er bietet sich als österliches Symbol also geradezu an. Dann gibt es noch den Verdacht, dass das Dreihasenbild für den Brauch des Eier versteckenden Osterhasen verantwortlich sei. Es stellt die Dreifaltigkeit dar und ist seit dem 18. Jahrhundert ein bekanntes Motiv, mit dem Ostereier sehr gerne bemalt werden. Drei springende Hasen sind in Kreisform so angeordnet, dass auf den ersten Blick jeder Hase zwei Ohren hat, auf dem Motiv insgesamt aber nur drei Ohren dargestellt sind.
Das Symbol wird in einem Vers beschrieben: “Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“ Der Hase gilt auch als Mondtier. Am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes wird Ostern gefeiert, also auch hier könnte man eine Verbindung sehen. Andere wiederum suchen den Ursprung des Osterhasen hinter dem Herd. Sie sagen, der Hase sei nur das Ergebnis eines missratenen Lammgebäcks, das die Form eines Hasen angenommen hatte. Und die unwahrscheinlichste Hypothese ist wohl jene, die sagt, dass ein mit Eiern unterlegter Hasenbraten an Ostern der Ursprung des Osterhasen sei.
Auch wenn die Vergangenheit des Osterhasen noch etwas im Dunkel liegt, seine Zukunft ist mehr als rosig. Sie ist bunt, fröhlich und vor allem süß. Denn auch wenn der Osterhase beim Eierbringen keine Spuren hinterlässt, weil es ihn ja eigentlich nicht gibt – einmal im Jahr wollen wir trotzdem ganz fest an ihn glauben. Denn er beschert uns ein besonderes kulinarisches Fest.
Frohe Ostern!
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