Frühling
Bild: SarahC./pixelio.de
von Helga Licher
„Nun will der Lenz uns grüßen,
von Mittag weht es lau;
aus allen Wiesen sprießen
die Blumen rot und blau.“
Dieses alte Volkslied von Karl Ströse kommt mir in den Sinn, während ich dem Amselpärchen zuschaue, dass in unserem Kirschbaum sein Nest baut. Heute Morgen waren sie plötzlich da. Nun wird es nicht mehr lange dauern , und der Amselnachwuchs hüpft über unseren Rasen, immer auf der Suche nach einer leckeren Mahlzeit. Fasziniert beobachte ich mit welchem Eifer das Pärchen den Nestbau voran treibt. Nur selten gehen sie gemeinsam auf Nahrungssuche. Unerwartet beginnt das Amselweibchen zu singen. Ihr Lied ist nur kurz, aber der Gesang lässt alle Geräusche in der Umgebung verstummen. Genau so plötzlich, wie das Lied der Amsel erklang, bricht es auch wieder ab. Das lange Warten hat ein Ende. Der Winter hat sich verabschiedet, und der Frühling hält Einzug. Die Tage werden länger und wärmer.
Meine Gedanken wandern zurück in meine Kindheit…
Ich erinnere mich an das Schwalbennest hoch oben, unter dem Dach des alten
Hauses meiner Eltern. Klein und hilflos waren die Schwalben und wurden von dem Schwalbenpaar gewissenhaft auf das große Abenteuer vorbereitet. Sie lernten fliegen…
Nach einigen Flugstunden, liebevoll von den Vogeleltern begleitet, ging es
irgendwann auf und davon – in die große weite Welt. Sie flogen fort und kamen nie zurück…
Mein Blick wandert wieder hin zum Kirschbaum. Niemand weiß genau wann dieser Baum gepflanzt wurde. Er stand bereits auf dem Grundstück, als mein Vater vor vielen Jahren unser Haus dort baute. Die knorrigen Zweige reichen bis zum Dach des Hauses hinauf und geben dem Baum ein gespenstisches Aussehen. Besonders in den Abendstunden, wenn das Licht der untergehenden Sonne sich golden auf das Dach des Hauses legt und lange Schatten an die Hauswand wirft, träumte ich als Kind vom nahenden Frühling.
Ich erinnere mich an harte, kalte Winter.
Die Äste der Bäume in unserem Garten waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Aus ihnen war jegliches Leben gewichen. So ein Winter kann für ein
Kirschbäumchen sehr lang sein. Aber irgendwann, wenn sich das erste zarte Grün im Frühjahr zeigt, erwacht die Natur zu neuem Leben. So auch unser Kirschbaum…
Pünktlich zum Beginn des Frühlings hat er sein grünes Kleid angelegt. Bald werden die ersten zarten Knospen sprießen. Sie werden verblühen und prallen süßen Kirschen Platz machen.
Der Duft der Hyazinthen streichelt meine Nase. Ich habe sie vermisst, die kleinen Primelchen, die ihre bunten Blüten der Sonne entgegen strecken.
„Draus wob die braune Heide
sich ein Gewand gar fein
und lädt im Festtagskleide
zum Maientanze ein…“
Leise summe ich das alte Lied, während ich mich auf die Bank am Fliederbusch setze. Tief atme ich den Duft der Blüten ein, der meine Sinne berauscht. Unser Amsel-Pärchen fühlt sich inzwischen in unserem Kirschbaum sehr wohl und bereitet sich auf Familienzuwachs vor.
Und ich,- ich habe den Wohlgeruch von Frühling und leckerem Kirschkuchen in der Nase…
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