Mondnacht im Mai

Bäume und Ebene beschienen vom Mond

von Wolfgang Prietsch

Ausklingt der Tag.
Glutrot, zunehmend schneller versinkt
abends Sonnenfeuer im Meer.
Von Nordosten her
Wind, durchdringend kalt.
Ist kein Halt
für diesen Frühlingstag,
für dies freundliche Hell.
Vergeht stunden-, minuten-, sekundenschnell.

Nachtblaue Weltenferne
über uns. Lichtsignale anderer Sterne
erreichen allabendlich unsern blauen Planet.
Unaufhaltsam vergeht
die Zeit.
Ist schon Lichtjahre alte Vergangenheit,
was uns an Botschaft erreicht,
gleicht nicht mehr heutiger Situation,
ist endgültig schon.
Ebenso unwiederbringlich vorbei
dieser fünfte Mai.

Fährt der Große Wagen hin
über dies Inselland.
Des Tages Herrschaft fand
ein End.
Begann ganz sacht
diese Inselnacht.
Schon taunass
das Gras
auf den Wiesen am Boddenrand.
Nach Mitternacht erst stand
halb der Mond über´m Bessin.
Fließt hin
weiß – silbern ein kaltes Licht
über den Deich und durch die Kronen der Weiden.
Schwarze Silhouette. Nur Wind in den Zweigen.
Der Maienmondnacht großes Schweigen