Bedrohung (nuklear)

Atomexplosion - heller als 1.000 Sonnen

Atomexplosion - heller als 1.000 Sonnen

von Wolfgang Prietsch

Bedrohung
verborgen, hermetisiert, überall,
in Arealen verteilt über die Welt,
in Wäldern, in Gründen,
in Tälern, unter dem Grün,
im hohen Norden auch und auf Meeren.

Auf den Thronen der Macht,
an den Schaltstellen überall in der Welt,
da, wo ausgelöscht werden kann
alles Leben: Wer schaltet dort?
Wen lassen wir dort schalten?
Thors Hammer besitzen sie,
und diesen einen Blitz,
der entscheidend zählt.

Aus borgen sie, rechtfertigend,
Bilder, Symbole, Werte, Vokabeln:
Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, Fortschritt,
christlich oder nicht, und missbrauchen sie.

Was blieb von Nagasaki, von Hiroschima
nach jenem 9. August des Jahres Null?
Was tun mit dem strahlenden Rest
in der Asse, in Gorleben,
oberirdisch in Lubmin?

Da vergeht kein Jahr, und vergessen wird alles,
und gewohnt schon das Neue, was es auch sei:
Raketen, Drohnen.
Da ist das Töten anonym und leicht zu tun aus der Ferne.
Da sitzt man komod im klimatisierten Center,
die Leichen muss man nicht sehen.
Die sind nur Kollateralschäden.

Neue Rampen werden errichtet,
dass die Macht größer werde,
die Macht, alles zerstören zu können.
Als Warnung nur, sagen sie.

Was ich nicht sehe täglich,
Und wenn ich auch sehe
Tschernobyl und Fukushima,d
as ist so weit, das will ich nicht wissen,
das betrifft mich nicht, jedenfalls nicht jetzt.

Da glänzt golden das Kalb Mammon
und ein tanzen geht an, geht fort, wie immer:
Brot, veredelt, versteht sich, und Spiele.
Ich leb´nur einmal, ich lass´mich nicht stören.
Nichts schreckt uns. Im Taumel der Körper,
der Sinne kein Festpunkt.
Fürchterlich nur die Stille.

Die füllen wir auf an jedem Tag
aus dem Füllhorn, randvoll mit Tönen,
mit Tastbarem aller Art,
mit Bildern aus Tausend-und-einer-Nacht,
mit Gerüchen, orientalisch.
Den Gaumen auch vergessen wir nicht.

Alljährlich zur Winterwende: Kalt das Licht Vollmond,
und der Tag ein Minimum Hell.
Da singen wir vom Frieden.
Gegen die Gleichgültigkeit um uns herum,
gegen die Verharmlosung,
gegen die Angst, gegen das Grauen,
was setzen wir ein?

Einbringbar in unsere Welt noch immer
durch uns:
PROTEST.
An allen Orten, zu jeder Zeit.
Wir sind die Betroffenen!