Besuch in der Urania
Bild: Guenter Harnich / pixelio.de
von Christa-Dorit Pohle
In der Zeit vom 28.10.-7.11. 2013 fand in der „Urania“ (Nähe Wittenbergplatz) die 262. Internationale Varieté – Serie unter dem Motto „Heute lohnt es sich allemal“ statt.
Ich hatte das Glück, schon einige dieser Veranstaltungen besuchen zu können und war jedes Mal begeistert. Eine Eintrittskarte für die Veranstaltung am 5.11. 2013 war schon vorher in meinem Besitz und gerade im November ist Vorfreude auf ein solches Erlebnis besonders wohltuend.
Endlich war es soweit. Ich hatte meinen Sitzplatz in der 2. Reihe eingenommen.
Das war sehr beeindruckend, soweit vorn hatte ich noch niemals gesessen. Ich fand, die Nähe zur Bühne und den Künstlern hat ihren besonderen Reiz.
Herr Erich Richter konnte uns Zuschauer dieses Mal leider nicht begrüßen, er hatte einen Unfall. Herr Richter sorgt schon sehr viele Jahre dafür, dass wir Senioren so wunderschöne Veranstaltungen besuchen konnten. Er ist mit Herz und Organisationstalent dabei und wir sagen dafür „Danke“ und wünschen baldige Genesung.
Als dann die Reinhard-Stockmann-Show-Band aus Dresden spielte und der charmante Moderator und Sänger Bert Beel auftrat, kam sofort Stimmung in den Saal. Wir sangen und klatschten mit, fühlten uns wie eine große Familie. Das Show-Ballett Berlin tanzte danach zu einem Medley aus dem Musical „Cabaret“.
Dann trat das Akrobatik-Duo Nos Ipsi mit der Adagio-Akrobatik „Feuer & Eis“ auf. Es wurde ganz still im Saal, im Hintergrund imitiertes Feuer, ein Paar ganz in Weiß, wie aus einem Eispalast kommend, zeigte Akrobatik in Vollendung. Die Frau, zart und anmutig, der Mann sehr kraftvoll, aber auch sehr einfühlsam.
Es ist kaum zu beschreiben, wie die Beiden so harmonisch und sensibel sich immer wieder mit ihren Körpern vereinten und wieder trennten. Diese Körperbeherrschung und Ausstrahlung der Beiden, so etwas habe ich noch niemals zuvor gesehen. Im Programmheft steht ein Spruch von Goethe und dieser Spruch drückt genau die Empfindung aus, die ich beim Anschauen dieser Darbietung hatte:
„Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
dass man sie als eines kennt?
Solchen Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst Du nicht an meinen Liedern,
dass ich eins und doppelt bin?
(Johann Wolfgang von Goethe)
Perry Paul kam auf die Bühne, ein Entertainer, der uns mit Humor und Charme durch das Varietè – Programm begleitete. Ein Spitzen-Bauchredner, der mit Amadeus „seiner Mauskatze“ für sehr lustige Stimmung im Saal sorgte. Amadeus, ein sehr drolliges Kerlchen, eroberte unsere Herzen im Sturm.
Schon der Anblick von Amadeus machte fröhlich, dazu seine pfiffigen Antworten und das Zusammenspiel mit der Puppe Theo, dem „sprechenden Motorradhelm“, ein Spaß-Trio, welches uns sehr erheiterte. Bekanntlich ist ja Lachen sehr gesund. An diesem Tag haben wir auf Vorrat gelacht.
Amadeus erklärte uns, dass es nicht mehr Senioren, sondern „ältere Erfahrungsträger“ heißt, und allen Singles wünschte er, dass sie einen „WÜP“ finden (sprich: Winter-Überbrückungs-Partner). Perry Paul übte schon mit 11 Jahren, seine Umgebung mit seinen „Bauchstimmen“ zu narren.
Kein Wunder, dass er bereits mit 17 Jahren in eigenen Shows auftrat und nun als Deutschlands Spitzen-Bauchredner mit seinen ungewöhnlichen Kunststücken Jung und Alt begeistern kann.
Danach noch eine lustige Vorführung: Angeliquè & Kavalier (eine Chapeaugraphie). Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, was man mit wenigen Handgriffen und Requisiten wie Hüten, Tüchern, Umhängen bei der äußeren Verwandlung einer Person erreichen kann. Zuerst jonglierten die Beiden mit Hüten, danach verwandelte sich Kavalier in Napoleon, einen Stierkämpfer, den „Alten Fritz“, einen Piraten, einen Cowboy und einen Kommissar, und das sehr überzeugend.
Nach der Pause erfreute uns wieder die Stockmann-Show-Band mit Erinnerungen an „Boney M“, danach tanzte das Show-Ballett Berlin nach einem „Boney M-Medley“. Und dann kam der Höhepunkt. Der Stargast Graham Bonney trat auf. Wir fühlten uns ja vorher schon sehr beschwingt, aber nun kannte die Begeisterung der Zuschauer keine Grenzen mehr.
Der Sonnyboy der 60-er Jahre, der Entertainer der 90-er Jahre, er sang viele seiner Oldies, aber auch Country- und Western-Songs. Man kann sagen, der „rockte“ den Saal, und wir alle wurden mitgerissen. Das tat gut.
Dann wurde es wieder still im Saal und das große Staunen kam über uns. Das Duo Daidalos zeigte Ikarische Spiele par Excellence. Diese artistische Leistung war Spitze, kann ich nicht so gut beschreiben, muss man selbst gesehen haben. Das gilt auch für den Auftritt von Chris Kiliano, dem Rockstar unter den Luftakrobaten.
Unbeschreiblich diese Leistung, diese enorme Körperbeherrschung. Er wickelte um seine Handgelenke zwei von der Decke hängende schmale Gurte (die Strapaten) und rotierte damit nach oben. Im Zirkus seiner Familie nahm alles seinen Anfang. Seine Mutter war Akrobatin, mit zwei Jahren stand Chris als Mini-Clown das erste Mal in der Manege.
Nachdem er oft zugeschaut hatte, wenn in luftiger Höhe gearbeitet wurde, wollte auch er Akrobat werden und das dann auch noch an den schwierigsten Geräten der Luftartistik – den Strapaten. Er hat sein Ziel erreicht, sein Beruf ist für ihn Lebensphilosophie und das strahlt er auch aus.
Auch die letzte Darbietung, eine imposante Vertikalstangenakrobatik „Powerpack“ versetzte die Zuschauer in Erstaunen. Hartmut Held, ein Reckturner (jahrelang in der Bundesliga), wollte mal etwas Neues ausprobieren und stellte die Reckstange senkrecht. Unbeschreiblich, mit welcher Körperbeherrschung er und seine Partnerin sich an der Reckstange bewegten.
Dann kam das Finale, alle Mitwirkenden noch einmal auf der Bühne, noch einmal Wogen der Begeisterung. Es war ein wunderschöner Nachmittag für uns Senioren, wir werden dieses Erlebnis noch lange in Erinnerung behalten.