Dem der Geburtsort seinen Namen gab
Bild: I. Rasche / pixelio.de
von Hans-Jürgen Rudolf
Die Rede ist von Leonardo di ser Piero. Er wurde am 15. April 1452 im toskanischen Anchiano bei Vinci als uneheliches Kind eines Notars und einer arabischen Magd oder Sklavin geboren. 67 Jahre später, am 2. Mai 1519, starb er als der berühmte Leonardo da Vinci auf Schloss Clos Lucé im französischen Amboise.
Vor 500 Jahren starb Leonardo da Vinci als einer der berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten. Sigmund Freud schrieb einmal über ihn: „Er glich einem Menschen, der in der Finsternis zu früh erwacht war, während die anderen noch alle schliefen.“ Leonardo da Vinci studiert die Natur und den menschlichen Körper, ersinnt Flug- und Kriegsmaschinen: Rastlos stürzt der Visionär, der das Renaissance-Ideal des vielseitig begabten Menschen wie kein anderer verkörpert, von Projekt zu Projekt. Beim Malen aber hält er inne – schöpft aus seinem universalen Wissen Werke von überzeilicher Schönheit.
Unbändiger Drang nach Wissen
Schon als Kind erforscht Leonardo die Gesetzmäßigkeiten der Natur: „Beschreibe, wie die Wolken sich bilden und wie sie sich auflösen“, vermerkt er später in einem seiner Notizbücher. Und er fragt sich „warum die Nebel manchmal blauer erscheinen als ein anderes Mal?“ Einer Anektode zufolge bemalte er als Jugendlicher ein Schild für einen Bauern mit Tieren so realistisch, dass ihn sein Vater daraufhin zu Andrea del Verocchio nach Florenz in die künstlerische Lehre schickte. Hier studierte er anhand von Tonmodellen den Faltenwurf von Gewändern, skizzierte Körper und arbeitete an ersten Gemälden. Nach seiner Lehre wird er in die Florentiner Malerzunft aufgenommen und richtet sich eine eigene Werkstatt ein. Doch 1482 verlässt der vielseitig Begabte Florenz und tritt als Architekt und Ingenieur in den Dienst des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza.
Die „Frau“ an seiner Seite – Mona Lisa
Aus seiner Hand stammt das wohl berühmteste Portätgemälde der Welt, die Mona Lisa. Das Bild hat inzwischen ikonischen Charakter. Das vermutlich um 1503 entstandene Werk reist für den Rest seines Lebens mit ihm, weil er es immer wieder überdenkt und überarbeitet.
Seine natomischen und naturkundlichen Studien und Beobachtungen nutzend erschafft er eine perfekte Frau, wie sie nur in der Kunst existiert und eine von ihm entwickelte Maltechnik lässt die Porträtierte, möglicherweise die Gattin des Auftraggebers – eines Seidenhändlers aus Florenz – lebensnah und geheimnisvoll zugleich erscheinen.
Was wir von seinem Genie lernen können
Noch heute ist es so: Fällt sein Name, denkt jeder sofort an „Genie“. Eines stimmt jedoch – seine Biographie ist einmalig, seine Kunstwerke und Erfindungen waren ihrer Zeit meist weit voraus. Und so hinterließ uns das Universalgenie und der Alleskönner Leonardo da Vinci nicht nur zahlreiche Rätsel sondern auch wichtige Hinweise für unseren heutigen Blick auf Wissen, Erfahrungen, die Welt und das Leben:
1. Sei ein guter Beobachter!
In der Natur sah er so etwas wie Vollkommenheit. Er ließ sich von ihr inspirieren, animieren und übertrug seine Beobachtungen in die Praxis. Als Ingenieur und Architekt griff er die Grundlagen der Natur auf und verarbeitete sie in der Mechanik. Auch als Künstler ließ er seine Beobachtungen in seine Werke einfließen. Menschen beobachten, ihre Körpersprache, ihr Verhalten, ihre Gewohnheiten studieren und daraus Rückschlüsse ziehen, dass hilft auch heute dabei Bündnisse zu identifizieren oder neue Geschäftsideen zu entwickeln.
2. Suche dir einen Mentor!
Leonardos Mentor war Andrea del Verrocchio. Bei ihm erlernte er die Techniken des Malens und der Bildhauerei. Und gleich nebenan in der Werkstatt des Bildhauers Antonio Pallaiuolo arbeitet Leonardo ebenfalls für einige Zeit, um seine Fertigkeiten zu verbessern. Ergebnis: Aufnahme in die Malergilde von Florenz. Mentoren können also die Karriere befördern. Leonardo verstand es, Wissen von anderen auf- und anzunehmen und zugleich Netzwerke zu bilden.
3. Blicke über den Tellerrand!
Leonardo da Vinci ist gewissermaßen die Personifikation des Universalgelehrten und dessen Gegenteil. Vermeintliche Gegensätze zogen sich bei ihm an: Mensch und Maschine, Kunst und Wissenschaft, Anatomie und Malerei. Er war Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur, Anatom und Berater, lernte Sprachen, widmete sich den Naturwissenschaften, der Mathematik, Philosophie und Geschichte. Er war ein Generalist – aber eher doch ein Spezialist auf mehr als einem Gebiet. Zusammenhänge herstellen und analysieren, Wissen disziplinübergreifend verbinden,kreative Lösungen für Probleme finden – das sind Fähigkeiten, die Experten heute als Schlüsselkompetenzen für die Zukunft brauchen.
4. Nutze dein Alter!
Leonardo genoss von Anfang an eine solide Bildung. Höhere Mathematik zählte aber nicht zu seinen „Leibgerichten“ – bis er 30 Jahre alt war. Dann widmete er sich der Geometrie und Arithmetik mit Feuereifer. In seiner späten Zeit in Mailand – er war schon über 50 Jahre alt – war plötzlich die Anatomie von besonderem Interesse für ihn. Gemeinsam mit dem Professor Marcantonio della Torre sezierte er als fast 60-Jähriger Dutzende toter Körper und fertigte unzählige anatomische Zeichnungen über das menschliche Skelett an. Er ist also das Paradebeispiel für das Prinzip des lebenslangen Lernens. Altersforscher betonen heute immer wieder, wie wichtig es gerade für Ältere sei, regelmäßig neue Impulse auszulösen und wechselnde Tätigkeiten auszuüben.
5. Versuche nicht perfekt zu sein!
Die Lobeshymne auf den großen Meister wäre nicht perfekt, ohne auch auf seine Fehler hinzuweisen. Als er Jesus und seine zwölf Apostel auf die Wand im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie bringen wollte, war er sich über die richtige Maltechnik unklar, entschied sich für Temperafarben. Ein Fehler! Schon früh entstanden Risse und die Farbe blätterte von der Wand. Schon zu seinen Lebzeiten war das Bild eher eine Ruine. Das Abendmahl-Gemälde kam trotzdem zu Weltruhm. Allerdings sind Restaurateure in Mailand bis heute damit beschäftigt, den Verfall des Meisterwerks aufzuhalten. Fazit: Versuche gar nicht erst perfekt zu sein, alles richtig zu machen. Perfektionismus hält nur auf.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er am französischen Hof von Franz I. Als er mit 67 Jahren am 2. Mai1519 im Schloss von Amboise starb, hinterließ er ein riesiges Werk, das die Menschen bis heute fasziniert. Denn Leonardo da Vinci sei einer der „innovativsten Menschen der Welt“, so Microsoft-Gründer Bill Gates.
(Quellen: GEOEPOCHEEDITION: Porträt eines Universalgenies; Sonntagsblatt: Zum 500. Todestag des Renaissance-Künstlers; karrierebibel.de: Leonardo da Vinci: Seine Biographie, Erfindungen, Lektionen)
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.