500 Jahre Reformation und ihre weltweite Strahlkraft
Bild: Ferdinand Pauwels, 1872 / Wartburg-Stiftung Eisenach
von Ursula A. Kolbe
Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums. Zum 500. Mal jährt sich am 31. Oktober der historische Tag, an dem Martin Luther, der Theologieprofessor und Prediger, mit lauten Hammerschlägen seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Sein Protest gegen den Ablasshandel, mit dem man sich angeblich sein Seelenheil erkaufen konnte.
Zu den absoluten Höhepunkten dieses Reformationsjahres zählen die drei Nationalen Sonderausstellungen in Berlin, Eisenach und Lutherstadt Wittenberg. Sie ergänzen sich, bauen aufeinander auf und bieten somit einen umfassenden Überblick über entsprechende Aspekte der Reformation, in dem sie sich in Berlin mit dem globalen Protestantismus, auf der Wartburg mit der deutschen Reformation und schließlich in Wittenberg mit dem Menschen Martin Luther beschäftigen.
Aller drei Anliegen ist, die Reformation und ihre Wirkung für unser heutiges Selbstverständnis, unsere Gesellschaft sowie ihre geistig-kulturelle, soziale und politische Tragweite sichtbar und gleichermaßen auch ihre Strahlkraft auf die ganze Welt deutlich zu machen. Sie bieten, was sie versprechen: Die volle Wucht der Reformation.
Im Deutschen Historischen Museum, Martin-Gropius-Bau, Berlin, vom 12. April bis 5. November 2017:
„Der Luther-Effekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“
Diese Ausstellung zeigt erstmals die globale Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber die Konfliktpotentiale des Protestantismus zwischen den Kulturen. Welche Spuren hinterließ er in anderen Konfessionen, Religionen und Lebensentwürfen?
Wie veränderte er sich selbst durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt.
Sie erzählt eine weltumspannende Geschichte von Wirkung und Wechselwirkung, die um 1500 einsetzt und bis in die Gegenwart reicht, exemplarisch dargestellt an
Europa und Deutschland, Schweden, Nordamerika, Korea und Tansania.
Auf ca. 3.000 qm wurden hierfür herausragende Exponate von nationalen und internationalen Leihgebern zusammengetragen, die vielfach noch nie in Deutschland zu sehen waren. Umfangreiche Vermittlungsangebote sowie ein attraktives Rahmenprogramm, ebenso ein reich illustrierter Katalog ergänzen die Ausstellung.
Wartburg-Stiftung auf der Wartburg, Eisenach, vom 4.5. bis 5.11.2017: „Luther und die Deutschen“
Diese spektakuläre Ausstellung auf der Wartburg, UNESCO-Weltkulturerbe und zugleich weltweit meistbesuchte Lutherstätte, widmet sich der wechselvollen Beziehung zwischen Martin Luther und „seinen“ Deutschen – vom Thesenanschlag 1517 bis ins 21. Jahrhundert; veranschaulicht mit über 300 Exponaten aus fünf Jahrhunderten deutscher Kulturgeschichte.
Aber das wichtigste Exponat dabei ist und bleibt die Wartburg selbst. Atmosphärischer Höhepunkt des Rundganges ist die berühmte Lutherstube, die authentische Wohn- und Arbeitsstätte des Reformators. Hier schrieb er nächtelang, um das Neue Testament ins Deutsche zu übertragen. Ein welthistorisches Ereignis, denn damit legte Luther das Fundament für eine einheitliche deutsche Schriftsprache.
Freuen kann man sich auf wertvolle Exponate wie Gemälde von Lucas Cranach d. Ä., Lucas Cranach d. J. und Albrecht Dürer, aber auch Arbeiten von Caspar David Friedrich und Ernst Barlach. Äußerst interessant geht es zudem an den vielfältigen interaktiven Medienstationen zu. Ebenso wird die Sonderausstellung von abwechslungsreichen Veranstaltungen begleitet.
Die Konzertreihen des MDR-Musiksommers und von Deutschlandradio Kultur im Festsaal der Wartburg stehen gleichfalls ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums. Für alle Inhaber der ThüringenCard ist neben dem Eintritt in die Wartburg 2017 auch der Eintritt in die Sonderausstellung inclusive.
Stiftung Luthergedenkstätten präsentiert im Lutherhaus/Augusteum, Lutherstadt Wittenberg, vom 13. Mai bis 5. November 2017: „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“
Martin Luther lebte und wirkte über 35 Jahre in Wittenberg. Hier hielt er Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa; hier entstanden seine Schriften, die die Welt veränderten. Und – hier in Wittenberg schlug Luther die Thesen an die Schlosskirche, womit er die Reformation ausgelöst hat.
Im Mittelpunkt der Ausstellung im Collegium Augusteum steht das zentrale Ereignis des Jubiläums, Luthers Thesenanschlag. Der erste Teil – „95 Schätze“ – illustriert anhand außergewöhnlicher Exponate, die aus dem Umfeld des jungen Luther stammen, dessen Weg hin zum Reformator. Was war das für ein Mensch, der die Reformation in Gang brachte? Was hat den jungen Mann angetrieben?
Der zweite Ausstellungsteil stellt „95 Menschen“ mit ihren jeweiligen sehr persönlichen Beziehungen zum Reformator und seinem Werk vor. Die Auswahl ist auf keine Epoche begrenzt; sie stammen nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Vorgestellt werden Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert: Revolutionäre, Aufklärer, Schriftsteller, Künstler, Philosophen.
Der Besucher begegnet Menschen wie Astrid Lindgren, Johann Wolfgang von Goethe, Edward Munch, Steve Jobs. Eine Mit-Mach-Ausstellung für Kinder und Jugendliche sowie ein abwechslungsreiches Begleitprogramm ergänzen die Schau.
Was in Wittenberg im 16. Jahrhundert als Protest gegen den Missbrauch des Ablasses begann, veränderte Deutschland, Europa und die ganze Welt. Mit der Lutherdekade seit 2008 haben Kirche und Staat das Reformationsjubiläum vorbereitet. In diesem Jahr erreichen die Feierlichkeiten dazu ihren Höhepunkt. Dann wird der 31. Oktober erst- und einmalig auch ein bundeseinheitlicher Feiertag sein.
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