Franz Carl Achard, ein Berliner Forscher
Bild: Wikipedia.de (gemeinfrei)
von Tristan Micke
Franz Carl Achard wurde am 28. April 1753 in Berlin geboren. Er stammte aus einer hoch angesehenen und wohlhabenden hugenottischen Familie. Sein Vater Guillaume Achard war Theologe. Nur zwei Jahre nach der Geburt Franz Carl Achards verstarb der Vater. Vermutlich als Autodidakt eignete sich Achard schon früh naturwissenschaftliche Kenntnisse an. Im Alter von 21 Jahren wurde er in die “Gesellschaft naturforschender Freunde” in Berlin aufgenommen. Achard schickte Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit an König Friedrich II.
Franz Carl Achard beschäftigte sich mit Chemie, Physik und Biologie. Seine Interessen waren vielseitig. Trotz eines ansehnlichen Gehalts, das er ab 1778 bekam, bereitete ihm die Finanzierung seiner Experimente häufig Geldsorgen. Von seiner Familie bekam er keine Zuwendungen mehr.
Nach Luigi Galvanis Experimente war die Elektrizität zu einem wissenschaftlichen Modethema geworden. Erfolglos versuchte Achard mit elektrischen Stromstößen Taubheit zu heilen. Er untersuchte verschiedene Gase, entwickelte Sauerstoffgebläse, die es ermöglichten, Metalle zu schmelzen und die Luft in Krankenzimmern zu verbessern. Achard war der Erste, dem es gelang, Platin zu schmelzen. Er untersuchte heimische Pflanzen auf ihre Brauchbarkeit zum Färben von Textilien, um die Einfuhr ausländischer Pflanzen überflüssig zu machen.
Außerdem hielt Franz Carl Achard abendliche Vorträge mit anschaulichen Experimenten, die sehr beliebt waren und von wissenschaftlich Interessierten rege besucht wurden. Im Auftrag Friedrich II. erforschte Achard den Anbau ausländischer Tabaksorten bei Berlin und unternahm Versuche, einheimische Tabaksorten zu veredeln. Für seine Verdienste um die Verbesserung der Tabakkultur in Preußen erhielt Achard vom König jährlich 500 Taler.
1795 erprobte Achard zwischen Berlin und Spandau einen von ihm gebauten Feldtelegrafen und schlug vor, auf optischem Wege mittels geometrischer Figuren Nachrichten zu übermitteln, was sich jedoch nicht durchsetzte. Auf Häusern sowie auf dem Deutschen und dem Französischen Dom installierte Achard Blitzableiter.
Berühmt geworden ist Achard jedoch als Begründer der Rübenzuckerindustrie.
Durch Unterstützung König Friedrichs II. hatte Franz Carl Achard 1776 eine Anstellung an der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin gefunden und arbeitete dort als Mitarbeiter im Laboratorium des Chemikers Andreas Sigismund Marggraf, der 1747 den Zuckergehalt in Runkelrüben entdeckt hatte.
1782 trat Achard die Nachfolge Marggrafs an und kaufte im gleichen Jahr das kleine Gut Kaulsdorf nordöstlich von Berlin. Bisher wurde Zucker aus Zuckerrohr gewonnen und nach Mittel- und Westeuropa eingeführt. Mit dem Ziel, Zucker aus europäischen Rohstoffen zu gewinnen, baute Achard in Kaulsdorf verschiedene Pflanzen an. Achard entschied sich schließlich für die Runkelrübe. Marggrafs Rüben hatten einen Zuckergehalt von 1,6 %, Achard züchtete die Runkelrüben auf 5 % Zuckergehalt (heute liegt er bei 15 bis 20 %).
Da das Gut Kaulsdorf 1786 abbrannte, führte Achard die Forschungsarbeiten auf seinem Anwesen in Französisch Buchholz fort. F. C. Achard entwickelte ein vorindustrielles Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus Runkelrüben. Die Experimente zehrten sein Vermögen auf. Nach einem verzweifelten Brief an den neuen König Friedrich Wilhelm III. erhielt Achard ein Darlehen über 50.000 Taler für den Kauf eines Gutes in Cunern/Schlesien.
Dort errichtete er 1801 die erste deutsche Zuckerfabrik, in der Zucker aus zunächst täglich 72 Zentnern Rüben gewonnen wurde. Durch die Kontinentalsperre Napoleons Anfang des 19. Jahrhunderts konnte kein Zucker mehr eingeführt werden. Die Herstellung von Rübenzucker gewann dadurch große Bedeutung und machte Zucker auch für einfache Leute erschwinglich. 1809 erschien Achards Hauptwerk “Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben”.
Die Napoleonischen Kriege vernichteten aber schließlich auch Achards Zuckerfabrik in Cunern. Am 21. März 1807 wurden die Produktionsanlagen Opfer eines Brandes und Franz Carl Achard wurde dadurch ruiniert. Nach dem Brand half der König, der die Bedeutung der Zuckerproduktion aus einheimischen Runkelrüben erkannt hatte, abermals und übernahm die Schulden Achards.
In verkleinertem Umfang wurden die Gebäude wieder aufgebaut. Sie dienten dann von 1812 bis 1815 als Lehranstalt für die Herstellung von Rübenzucker. Diese Lehranstalt wurde von Schülern aus dem In- und Ausland besucht.
Krank, verarmt und fast vergessen starb Franz Carl Achard vor 195 Jahren am 20. April 1821 Cunern.
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