Karl Ludwig Gronau, der „Wetterpfarrer“
Bild: Dieter Schütz / www.pixelio.de
von Tristan Micke
Karl Ludwig Gronau (7. Juni 1742 – 8. Dezember 1826) war studierter Theologe. Er war von 1796 bis 1821 Prediger an der evangelisch-reformierten Parochialkirche in seiner Geburtsstadt Berlin.
Als begeisterter Naturforscher befasste sich Gronau außerdem mit Meteorologie, Astronomie und Insektenforschung (Entomologie). Bereits seit seinem 14. Lebensjahr (1756) beobachtete er das Wetter im Berliner Raum und zeichnete es auf. Ab 1774 benutzte er dafür auch Thermometer und Barometer.
Gronau gilt als Begründer der wissenschaftlichen Wetterbeobachtung in Berlin und in der Mark Brandenburg. Mit seinen über 70 Jahre geführten Aufzeichnungen trug er wesentlich zur Aufstellung der fast kontinuierlichen 300-jährigen Berliner Temperaturreihe bei. Er beobachtete auch die Zusammenhänge der winterlichen Temperaturverläufe zwischen Grönland und Nordeuropa.
Gronaus Wetterbeobachtungen fallen noch in die so genannte kleine Eiszeit, die mit relativ kühlem Klima von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Sie war geprägt von Zeiten extremer Kälte und großen Temperaturschwankungen, die wahrscheinlich von einer geringen Sonnenaktivität verursacht worden sind. Alten Überlieferungen entnahm Gronau, dass es im 18. Jahrhundert sehr kalte und lange Winter gab, in denen Flüsse zufroren.
Der Winter 1739/40 war der kälteste seit 300 Jahren. “Vielen Menschen in der Mark sind die Nasenlöcher zugefroren und in der Kirche erstarrte der Wein für die Kommunion”, wurde berichtet. Noch am 13. Juni 1740 gab es Frost. Im Winter 1784 beschädigten Eisgang und Hochwasser zahlreiche Brücken in Deutschland. Die Sommer waren niederschlagsreich und kühl. Diese extreme Witterung führte zu Ernteausfällen und oft zu Hungersnöten.
So konnte die Kartoffel in Preußen ihren Siegeszug antreten, weil Getreide durch die Missernten für arme Menschen unerschwinglich war. Es gab aber auch außergewöhnlich milde Winter. 1756 blühten bereits Ende Januar die ersten Blumen. Im Sommer gab es dann heftige Gewitter und Überschwemmungen.
Die Vulkanausbrüche der Laki-Krater auf Island im Jahre 1783 und des Tambora auf der Insel Sumbawa in Indonesien im Jahre 1815 lagen ebenfalls noch in Gronaus Beobachtungszeitraum. Dabei wurden Staub und Asche in die Hochatmosphäre geschleudert und dadurch global die Sonneneinstrahlung stark vermindert, was niedrigere Temperaturen auf der Erdoberfläche zur Folge hatte.
Es waren rötlicher Dunst, rötlicher Regen (der so genannte Blutregen, der die Landbevölkerung in Angst und Schrecken versetzte) und Schwefelgeruch zu bemerken. Besonders extrem war dieses Phänomen beim Tambora-Ausbruch. Das darauf folgende Jahr 1816 ging als “Jahr ohne Sommer” in die Geschichte ein.
Karl Ludwig Gronau veröffentlichte Aufsätze über meteorologische Erscheinungen wie Nebel, Schnee, Hagel, Reif und Gewitter. 1794 erschien sein mehrbändiges Werk “Versuch einiger Beobachtungen über die Witterung der Mark Brandenburg, besonders in der Gegend um Berlin”. Er schrieb über das Erdbeben in Schlesien von 1799, über das Nordlicht und 1808 über “vom Himmel gefallene Steine” (Meteoriten).
Gronaus Aufzeichnungen fanden noch vor der weltweiten Industrialisierung statt, die um 1850 begann. Sie endeten am 30. November 1826. Nur wenige Tage später, am 8. Dezember 1826, starb er in Berlin. Karl-Ludwig Gronau wurde 84 Jahre alt.
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