Van Goghs unermessliches Schaffen

Selbstbildnis von Vincent van Gogh

von Barbara Ludwig

Vor 125 Jahren, im jungen Alter von 37 Jahren, verstirbt das unglaubliche Genie der Mal- und Zeichenkunst, der niederländische Maler Vincent van Gogh.
Sein Hauptwerk wird der Epoche des Postexpressionismus zugeordnet, ein Sammelbegriff für verschiedene Stile der Malerei.
Seine expressionistische Malerei übt einen starken Einfluss auf andere Kunstmaler aus.

Er bevorzugt eine spontane und schnelle Malweise. Diese setzt er als Ausdrucksmittel ein: stark, lebendig, das Bedeutungsvolle hervorhebend, das Wesentliche und Charakteristische mit großem Ausdruck dargestellt. Auf Korrekturen verzichtet er weitgehend. Seine Bilder hat er im Kopf und meist als Zeichnung oder Skizze in der Hand. Der Betrachter spürt seine Begeisterung und lässt sich selbst begeistern von der schwung- und kraftvoll gemalten Natur, eingeschlossen der Mensch.

In nur zusammenhängenden 30 Monaten entstehen jene 463 Gemälde, die van Goghs Weltruhm begründen. Sein malerisches Werk wird auf 864 beziffert, dazu kommen noch eine nicht geringe Anzahl seiner berühmten Zeichnungen.

In seinen letzten vier Jahren begleitet ihn ein wahrer Schaffensrausch, wie vom Wahn getrieben. So entstehen im Jahr 1890 in 70 Tagen 80 Gemälde und 60 Zeichnungen, darunter das berühmte Ölgemälde „Weizenfeld mit Raben“, gemalt im Juli 1890, – ein Zeichen des nahenden Todes?

Zu seinen Lebzeiten verkauft er sehr wenig seiner Werke. Seit den 1980er Jahren jedoch erzielen sie Rekordpreise. So für ein Sonnenblumenbild 40 Millionen Dollar, für ein Porträt des Dr. Gachet 82 Millionen Dollar und für das Gemälde „Schwertlilien“ 54 Millionen Dollar.

Vincent van Gogh wird am 30. März 1853 im elterlichen Pfarrhaus in Groot-Zundert als erstes Kind seiner Eltern geboren und wächst mit seinen nachfolgenden Geschwistern behütet auf. Sein ihm eng verbundener Bruder Theo kommt vier Jahre später zur Welt.

Vincent bringt sich die Kunst des Malens in Ermangelung eines Lehrers selbst bei durch das Studium von Lehrmaterial, so der Perspektive, der Proportion, der Farbe, des Pinselstrichs. Er malt Gemälde nach, besonders die des französischen Malers Miller, um die Malweisen zu studieren. Seine absoluten Vorbilder sind Rembrandt und Frans Hals.

Sein Bruder Theo, ein Kunsthändler, steht ihm zeit seines Lebens bei. Er sorgt für Vincents Lebensunterhalt, hilft ihm in vielen Belangen des Lebens mit Rat und Tat. Beide scheint ein unsichtbares Band zu umspannen.

Vincent erhält bei seinem Onkel in Brüssel eine Lehre als Kunsthändler und arbeitet später in London und in Paris in diesem Beruf, der ihm jedoch nicht zusagt. Er vernachlässigt seine Arbeit. Bald wird er in der Nähe von London Lehrer und Hilfsprediger.

Zu Weihnachten 1876 besucht Vincent seine Eltern, die über seinen körperlichen und seelischen Zustand mehr als erschrocken sind. Sie möchten ihm gerne viel Gutes angedeihen lassen, er aber geht wieder fort nach Dordrecht. Dort arbeitet er an Bibelübersetzungen und zeichnet fleißig.

Danach zieht es ihn zu den Bergarbeitern in Wasmes in der Borinage und wird dort nicht nur Laienprediger, sondern ist über alle Maßen sozial aktiv und zeichnet in großer Anzahl Szenen des Bergarbeitermilieus. Er selbst hat sich auferlegt in größter Armut zu leben, genau wie die Bergleute leben müssen, was seiner Gesundheit abträglich ist.

1886 reist er nach Paris, wo er sich unter anderem mit dem großen Maler Paul Gauguin (Tahiti-Gemälde) anfreundet. Zu dieser Zeit lässt er sich von der japanischen Malerei beeinflussen. Es entsteht sein Bild „blühender Pfirsichbaum“. Unter anderen Gemälden ist auch im „Der Sämann“ der japanische Stil zu erkennen.

Van Gogh malt und stellt aus zusammen mit Toulouse-Lautrec, Bernard, Gauguin.
Mit Gauguin will van Gogh eine Künstlergemeinschaft gründen und bereitet sich auf seinen Besuch in Arles voller Freude vor, unter anderem mit einem Selbstporträt als Geschenk. Wenige Wochen nur dauert diese Zeit des Zusammenseins, dann endete sie wegen großer Unstimmigkeiten abrupt.

Im Zank und Streit soll Vincent auf Gauguin mit einem Messer losgegangen sein und sich am Ende den unteren Teil seines rechten Ohres abgeschnitten haben. Als Ursache seines Leidens werden Epilepsie und Schizophrenie vermutet.

1889 wird er mit seinem Einverständnis in die Nervenheilanstalt in Saint-Remy eingeliefert. Eine Behandlung erfolgt nicht, aber er darf malen so viel er möchte. Das bringt seinem unruhigen Geist Ruhe. Nach seiner Entlassung quälen ihn bald wieder Depression und Unbeherrschtheit. Sein Nervenleiden nimmt zu.

Am 27. Juli 1890 schießt er sich im Freien eine Kugel in die Brust. Vincent van Gogh stirbt am 29. Juli 1890 im Beisein seines Bruders Theo in Auvers. Theo ist verzweifelt und niedergeschlagen. Er überlebt ihn nur um ein halbes Jahr. „Vincent van Gogh war ein großer Künstler. Er kannte nur zwei Ziele: die Menschlichkeit und die Kunst. Es war die Kunst, die … seinen Namen lebendig erhalten wird.“, ehrt Dr. Gachet ihn in seiner Grabrede.