Aus dem Schatten des Vaters: Cranach der Jüngere

Ministerpräsident Dr. Reiner-Haseloff (rechts) und Direktor Dr. Stefan Rhein beim Startschuss in Berlin zur Plakatierung der Cranach des Jüngeren-Ausstellung

von Ursula A. Kolbe

Seit wenigen Tagen erwartet die weltweit erste Sonderausstellung „Cranach der Jüngere 2015“ bis zum 1. November ihre Besucher in seiner Geburtsstadt Wittenberg. Den Startschuss zu der großangelegten Plakatkampagne hatten in der Berliner Karl-Liebknecht-Straße der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident und Schirmherr der Ausstellung, Dr. Reiner Haseloff, und der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt, Dr. Stefan Rhein, gegeben.

Auf über 400 Plakaten und landesweit in zehn Städten insgesamt 700, zieht in diesen Wochen und Monaten der bekannte Cranach-Altar der Wittenberger Stadtkirche die Blicke auf sich; macht aufmerksam auf diese hochinteressante Landesausstellung, die sich zu seinem 500. Geburtstag ausschließlich Lucas Cranach des Jüngeren widmet.

Zwei Jahre vor dem Reformationsjubiläum steht das aktuelle Themenjahr der Lutherdekade unter dem Motto „Bild und Bibel“. Und die Ausstellung zeigt, wie der Wittenberger Maler die Reformation zu einem faszinierenden Bilderereignis werden ließ.

Trotz der eigenen und ausdrucksstarken Formensprache stand der jüngere Cranach bisher im Schatten seines Vaters. Zu ihm sei gesagt, dass dessen Werkstatt ihrer Zeit weit voraus war und bald zu den größten nördlich der Alpen gehörte. Der Ältere zählt zu den wichtigsten Meistern der Reformation. Und übrigens saß Luther nur bei ihm Modell.

Nun soll der bedeutende Renaissance – Maler Lucas Cranach der Jüngere neu entdeckt werden. Im Ursprungsland der Reformation zeichnet deshalb das Cranach-Jahr mit verschiedenen Ausstellungen ein facettenreiches Gesamtbild des Künstlers.

Sich auf diese Landesausstellung beziehend erklärte Ministerpräsident Dr. Haseloff, dass hier ein innovativer, den gesellschaftlichen Wandel im konfessionellen Zeitalter reflektierenden Künstler dargestellt wird, der auch als Stadtkämmerer, Bürgermeister und Unternehmer erfolgreich war. Sie biete großartige Möglichkeiten, sich mit dem faszinierenden Werk eines der bedeutendsten Maler im Zeitalter der Reformation auseinanderzusetzen.

Für die Landesausstellung hat das Augusteum, das Vordergebäude des Lutherhauses, erstmals seine Pforten für die Öffentlichkeit geöffnet. Das alte Universitätsgebäude ist Schauplatz der Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“, die den jüngeren Cranach als facettenreiche Persönlichkeit vorstellt: als Familienoberhaupt, als Ratsherrn und Unternehmer.

Vor allem lenkt sie aber den Blick auf den Künstler Cranach als fürstlichen Auftragnehmer, als Maler reformatorischer Altäre und Epitaphien, ausgezeichneten Porträtisten und hochbegabten Zeichner.

Bis zu seinem Tod 1586 leitete Lucas Cranach der Jüngere in Wittenberg eine der größten und produktivsten Kunstwerkstätten in Europa. Er war ein geschäftstüchtiger Künstler, der sein Handwerk verstand und inmitten eines großen persönlichen und beruflichen Netzwerks, wie wir heute sagen würden, agierte.

Besonders hervor gehoben sei auch: Großartige Kunstwerke aus deutschen und internationalen Sammlungen ermöglichen die seit langem überfällige Entdeckung Cranach des Jüngeren als großen unbekannten Meister aus Wittenberg. Einige Werke wurden bislang noch nie der Öffentlichkeit präsentiert. Höhepunkt der Ausstellung ist eine Schatzkammer mit 13 Zeichnungen aus dem Musée des Beaux-arts de Reims, die in Europa noch niemals gemeinsam zu sehen waren.

Weitere Orte der Landesausstellung in Wittenberg sind die Stadtkirche St. Marien und das Cranach-Haus am Markt. Desweiteren sei auf die Korrespondenzorte des Johannbau in Dessau und das Gotische Haus im Wörlitzer Park verwiesen.
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