Kunst und Wissenschaft in Berlins Mitte

buehne Das Bodemuseum auf der Museumsinsel in Berlin

_von Barbara Ludwig_

In der Welt bekannt und berühmt ist das Ensemble der Museen auf der Museumsinsel mit all seinen wertvollen Schätzen, das 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurde.

Die seit Jahren gestellte Frage ist: „Was wird aus der Museumsinsel?“ Zu diesem Thema lud die FDP in die Heilig-Geist-Kapelle in der Spandauer Straße ein.

Das Thema interessierte mich sehr und diese Kapelle insbesondere. Ihr Äußeres kenne ich zwar seit Jahrzehnten, aber drinnen war ich noch nie.

Ein beeindruckendes hohes gotisches Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert empfing mich. Die Ausstattung ist einfach, der Saal, den die Humboldtuniversität nutzt, hell und freundlich.

Geladene Gäste füllten den Saal in Erwartung, Wissenswertes zum Thema zu erfahren.

Zur Gesprächsrunde versammelten sich auf dem Podium Dr. Martin Lindner, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion; Dr. Thomas Albrecht, Architekt; Lars Lindemann, Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien; Manfred Rettig, Vorstand der Stiftung Berliner Stadtschloss – Humboldtforum und weitere gut informierte Kenner der Kunst- und Kulturszene.

Zu Beginn betonte Martin Lindner die enorm hohe Anerkennung der Museumsinsel im Ausland. Kunst- und Wissensinteressierte aus aller Welt treffen sich hier. Das setzt voraus, diesem Standort besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Über die künftige Perspektive der Museen wurde heftig diskutiert, Vorschläge eingebracht, verworfen, Raum zum Überdenken gegeben. Auffällig waren die mit Begeisterung geführten Diskussionen, auch das Publikum beteiligte sich engagiert.

Wie wir alle wissen, werden die Gebäude der Museumsinsel seit Jahren saniert, letzte Kriegsschäden beseitigt, Neubauten errichtet. Die Gebäudetechnik wird den derzeitigen Erfordernissen an moderne Museen angepasst. Vorschläge zur Bestückung der Museen an welchem Ort mit welchen musealen Gegenständen sind reichlich vorhanden. Vieles bleibt beim Alten, Neues ist im Kommen.

Drei Masterpläne, so hörte ich, sind vorhanden, die sich bezüglich der Museumsinsel einschließlich ihrer Umgebung ineinander fügen und Raum für weitere Vorschläge, auch Korrekturen, offen lassen.

Die Museen der Museumsinsel werden künftig einen einheitlichen Komplex bilden, wozu ein Eingangsgebäude ganz in der Nähe des Neuen Museums entstehen wird. Es verbindet dann unterirdisch alle Museen der Insel und hält zusätzliche Flächen für Ausstellungen bereit. Die herkömmlichen Eingänge eines jeden Museums bleiben erhalten.

Ein weiterer Neubau für die Sammlungen des Bodemuseums entsteht in dessen Nähe westlich am Kupfergraben. Es ist dann möglich, die Gemäldegalerie des Kulturforums (zwischen Neuer Gemäldegalerie und Philharmonie) dahin zu verlagern und mit der Skulpturensammlung wieder zu vereinen.

Das Kulturforum wird dann wahrscheinlich der platzbeengten Alten Nationalgalerie zunutze sein, um die im Depot lagernden Gemälde, die auch DDR-Kunst beherbergen, endlich den Besuchern zeigen zu können.

Vom Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Klaus-Dieter Lehmann stammt der Vorschlag, die nach dem 2.Weltkrieg nach Dahlem verlegten Museen für Völkerkunde, Ostasiatische und Indische Kunst wieder ins Zentrum zu bringen.

Vorgesehen ist dafür das Humboldtforum im künftigen Berliner Stadtschloss, das dann auch entsprechende wissenschaftliche Bibliotheken und Sammlungen der Humboldtuniversität beherbergen wird.

Dieser Vorschlag fand nicht die volle Zustimmung eines Teils des Publikums, vielleicht wegen des gewohnten Standortes? Doch ich finde den Vorschlag ausgesprochen gut, weil dann die Museumsinsel und die umgebenden Gebäude eine Einheit bilden und so den Besuchern komplex zugängig werden.

„Was aber wird aus dem Marx-Engels-Forum, dem Platz zwischen Rotem Rathaus und ehemaligem Palast der Republik beziehungsweise künftigem Stadtschloss“, fragte ein Teilnehmer der Gesprächsrunde? Darauf gab es keine Antwort.

Aufgrund des Baus der U-Bahn-Linie 5 musste die Denkmalanlage – Bronzefiguren Marx und Engels, Stelen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und Reliefs, die freie Menschen darstellen – entfernt werden und befindet sich seitdem in unmittelbarer Nähe, zusammengepfercht in einer Ecke an der Karl-Liebknecht-Straße.

Sie wird zwar so leidlich von Vorbeigehenden gesehen, wirkt dort aber eher komisch als bildend. Ich meine, das ist ein rüder Umgang mit den in aller Welt berühmten Geisteswissenschaftlern. Er zeigt Vorurteil und Unwissenheit.

Diese Denkmalanlage verdient Anerkennung. Doch die Verantwortlichen sind sich uneinig. Alles, was auch nur ein wenig nach links gerichtet erscheint, wird verurteilt. Es besteht, meine nicht nur ich, die dringende Notwendigkeit, diese Denkmalanlage in das Kultur- Bildungs- und Kunstensembles Insel / Schloss einzubeziehen.

Der Moderator, Graf Strachwitz, äußerte abschließend: „Es wird das daraus, was wir aus der Museumsinsel machen.“ Wie recht er hat.

Hoffen wir, dass wohl überlegt wird im Sinne von Kunst, Geschichte, Bildung, Kultur und das große Ziel der drei Masterpläne, dass „die Museumsinsel zum weltweit größten Universalmuseum für Weltkunst und Weltkulturen“ (Wikipedia) avanciert, erreicht wird.

Gewohnheit oder politische Kleinkrämerei haben hier nichts zu suchen.