Reste-Riesen aus Dänemark
Bild: Thomas Dambo/Pressefoto
von Iris Rodrigguez und Hans-Jürgen Kolbe
Der dänische Recycling-Künstler Thomas Dambo versteckt riesige trolle aus Abfallholz mitten in der Natur und überall auf der Welt.
Inspiriert von Abfallprodukten, schafft der Recycling-Künstler Thomas Dambo neue Design-Möbel, nützliche Alltagsobjekte sowie riesige Holzskulpturen. In der gesamten Region Aarhus kann man ”versteckte” Troll-Skulpturen entdecken, die jeweils ihre eigene Geschichte zu erzählen haben. Insgesamt gibt es vier Riesen-Trolle, die sich in der Region versteckt haben.
Die Trolle wurden alle von dem von der Insel Fünen stammenden Künstler, Thomas Dambo, und seinem Team geschaffen. Dambo ist weltbekannt für seine aus nachhaltigem Recyclingmaterial hergestellten großen Kunstprojekte und Skulpturen. Häufig stützt er sich auf die Hilfe lokaler Freiwilliger, die zur Herstellung der Skulpturen beitragen, indem sie wiederverwertbares Holz sammeln, Geld spenden, einen Ort zum Aufstellen der Skulpturen zur Verfügung stellen u.v.a.
Die vielen Skulpturen sind Teil eines Projekts, dessen Ziel es ist, Kunst und Natur zusammenzubringen und dem interessierten Publikum gewissermaßen die Möglichkeit zu geben, eine alternative Schatzsuche zu veranstalten. Auf www.trollmap.com können Sie Hinweise darauf finden, wo sich die Skulpturen befinden. Die Koordinaten sind jedoch nicht ganz präzis, denn sonst würde die Schatzsuche keinen Spaß machen.
Heute finden sich die Holzskulpturen von Thomas Dambo in über zehn Ländern auf der ganzen Welt verteilt. Sowohl in Ausstellungsräumen als auch im Internet, wo sie von mehreren Millionen Menschen besucht wurden, erfreuen sie sich großer Aufmerksamkeit. Das Projekt wurde von mehreren bedeutenden Medien erwähnt, darunter der National Geographic, dem Lonely Planet, der BBC und der Chicago Tribune.
Riesen aus Resten
Das Jahr 2012 könnte man darum als ein Übergangsjahr in Dambos künstlerischer Entwicklung beschreiben. Denn einerseits installierte er während seines Urlaubs in Berlin noch einige seiner ungewöhnlichen Vogelhäuser. Andererseits aber entstand im Sommer desselben Jahres in Dambos dänischer Heimat der erste überlebensgroße Troll: Im Rahmen eines Kunst-Workshops auf der norddänischen Insel Mors im Limfjord baute das Multitalent gemeinsam mit Kindern „Mr Jack Lumber“ – eine rund sieben Meter hohe Märchengestalt mit Knollennase. Erstellt komplett aus wiederverwendetem Restmaterial wie Europaletten und Abfallholz.
Dieses Arbeitsprinzip hat Dambo bis heute beibehalten und immer weiter verfeinert. Das Kopenhagener Atelier des Dänen gleicht darum eher einem Lager als einem Werkraum: In hohen Regalen liegen zerteilte Hölzer aus Paletten oder aussortierten Ladeneinrichtungen eines dänischen Einzelhandelsunternehmen, aber auch Zufallsfunde wie Kunststoffe, Puppen, Elektronik und vieles mehr.
„Wir müssen aufhören, das, was wir nicht mehr benötigen, als Abfall zu betrachten“, sagt Dambo. „All meine Skulpturen entstehen aus Recyclingmaterial. Ich möchte zeigen, wie wertvoll Weggeworfenes sein kann und was man alles noch daraus machen kann.“
Gemeinsam mit seinem internationalen Team aus sieben MitarbeiterInnen entwickelt Dambo im früheren Bootshaus in Nordhavn zunächst Ideen für neue Arbeiten, meist Trolle. Diese werden von Skizzen zu Modellen.
Trolle sind Fabelwesen, die in Skandinavien jedes Kind kennt. Den Künstler Thomas Dambo aus Kopenhagen haben sie zu einem Werk inspiriert, das mittlerweile in vielen Ländern zu bestaunen ist: riesige Trolle aus altem Holz. Was sie mit den Fabelwesen gemein haben: Auch sie verstecken sich gern, denn das ist Teil des Konzepts.
Der Bildhauer Dambo und sein Team errichten die Skulpturen an Stellen in der Natur, wo keine offiziellen Wege hinführen. Dem Dänen geht es darum, dass die Menschen während ihrer Suche nach den Trollen auch die Schönheit der Natur entdecken. Die Verbindung von Mensch und Natur ist das, was Dambo antreibt:
- „Wir müssen raus in die Natur, ihre Vielfalt und Verletzlichkeit neu entdecken. Wir kleinen Menschenkinder müssen uns endlich zurücknehmen, damit wir nicht bald verschwunden sind.”
Die Trolle verstecken sich in vielen Ländern
Alle Skulpturen, die in Dänemark, China, Mexiko und vielen anderen Ländern auf der Welt ihr Versteck gefunden haben, sind aus recycelten Materialien oder Holz, das Bauunternehmen aussortiert haben. Auch die Trolle seines aktuellen Projektes „The Six Forgotten Giants“ bestehen zu 100 Prozent aus Abfallholz.
Sie sitzen, stehen oder liegen in überraschend natürlich wirkender Körperhaltung mitten in wilder Vegetation, wirken trotz ihrer imposanten Größe von bis zu acht Metern nahbar und freundlich und so, als ruhten sie sich gerade ein wenig aus nach einer langen Wanderung. Man mag ihnen Gesellschaft leisten, wie sie so allein dasitzen. Mit ihnen sprechen. Auf ihnen herumklettern. Alles erlaubt! Doch nicht zu lange warten, denn sonst sind sie weg: Keines der Kunstwerke ist dauerhaft, sondern verwittert nach sechs oder sieben Jahren. Dann werden sie wieder Teil der Natur.
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