Dem Herzbuben in den Skat geschaut

Ein Blick in den Altenburger Spielkartenladen

von Gerd Matthes

Den Spielkarten begegnet man in Altenburg überall. Beim Bummel auf dem „Spielkartenerlebnispfad“ oder in Begleitung der Altenburger Herzdame, kann man die Geschichte und Entwicklung der Spielkarten und ihrer Herstellung auf amüsante Art und Weise erleben.

Ein Höhepunkt ist der Besuch im Spielkartenmuseum im Schloss. Ein „Muss“ ist natürlich eine Kartentaufe mit Original Altenburger Spielkarten am Skatbrunnen. Der Altenburger Spielkartenladen führt eines der größten Spielkartensortimente im deutschsprachigen Raum. Im Herzen von Altenburg (Markt 17) bietet das Geschäft über 110 verschiedene Spielkarten nationaler und internationaler Hersteller an. Für Sammler sind die antiquarischen Karten der verschiedenen Provenienzen ein Muss.

Historie
Der Weg der Karten war sicherlich weit und beschwerlich, vielleicht aus dem Orient, aber sie können auch aus Indien, China oder Persien auf ihre weltumspannende Erfolgstour gegangen sein. 1377 erreichen sie Florenz und nicht einmal 200 Jahre später hat Altenburg, mit seinen damals ca. 2500 Einwohnern, seinen eigenen Kartenmacher. Er hieß Heckendorff und produzierte 1509 die erste erhaltene Spielkarte.

Erst 1542 wird dann allerdings ein Christoff Heckendorf in der Altenburger Vorstadt Pauritz erwähnt. Wer weiß, unter welchen Umständen sich der erste Heckendorff durchs Leben schlagen musste, bevor er zu Wohlstand und Grundbesitz kam. Die Geschichte der Kartenmacher geht weiter durch die Jahrhunderte und aus den Akten sind bspw. die Namen Michael Heckendorf, Christian Hofmann und Johann Friedrich Pfeiffer bekannt.

1832 wird eine neue Dimension erreicht, da in diesem Jahr die Gebrüder Bechstein ihre Konzession zur Spielkartenherstellung erhalten. Der Durchbruch kommt 1840, als die Firma die Gewinnspanne erreicht. Bekannt für ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Ab 1850 endet die Zeit der Kartenmacher endgültig und die Spielkartenherstellung wird zum Industriezweig.

Der Name Skat ist viel älter als das Skatspiel selbst, das 1813 “erfunden” wurde.

Schon im italienischen Tarockspiel werden die beiseite gelegten Karten als Skat bezeichnet, was auch der sprachlichen Bedeutung im Italienischen entspricht: scartare – weglegen. Zum ersten Mal findet man das Wort “Scat” 1813 in der Spielekladde der “Brommeschen Spielerunde”, erst 1818 wird das Skatspiel in den “Osterländischen Blättern” erwähnt, die von Friedrich Ferdinand Hempel in Altenburg herausgegeben wurden.

Er hat mit einigen Freunden, dem Medizinalrat Dr. med. Schuderoff, dem Lexikonverleger Brockhaus und dem Ratskopisten Neefe, um nur die Bekanntesten zu nennen, das Skatspiel allmählich entwickelt. Carl Neefe führte 1817 die Spitzen- oder Matadorenrechnung ein und schuf damit die Grundlage für das beim Skatspiel typische Reizen. In der ersten Zeit des Öfteren neben dem Tarock gespielt.

Da man es zu dritt spielte, blieben von den 32 Blatt der Schafkopfkarte zwei Karten übrig, die der Kartengeber als elftes und zwölftes Blatt erhielt. Er wurde damit immer Alleinspieler, ohne Rücksicht darauf, ob er seiner Karte nach Gewinnchancen hatte oder nicht. Auch die Wahl der Trumpffarbe lag nicht in seinem Ermessen, denn am Anfang der Entwicklung des Skatspiels waren zwar die Buben ständige Trumpfkarten, man kannte aber auch eine ständige Trumpffarbe, und zwar Karo. Als einzige Vergünstigung konnte der Kartengeber als Alleinspieler zwei Karten, die ihm nicht in sein Spiel passten, als Skat weglegen.

Später wurde die Trumpffarbe nach der Karte, die nach dem Abheben als unterste lag, bestimmt. So bekam der Kartengeber, der ja Alleinspieler war, zumindest eine Trumpfkarte in die Hand. Da bei dieser Festlegung der Alleinspieler die meisten Spiele verlor, ging man dazu über, es dem Spieler selbst zu überlassen, ob er Alleinspieler sein wollte oder nicht.

Das führte zwangsläufig dazu, die überzähligen zwei Karten schon, beim Kartengeben beiseite zu legen, um sie dem Alleinspieler zu überlassen, der selbstverständlich wieder zwei unpassende Karten »drücken« musste. Trumpffarbe wurde jetzt die unterste Skatkarte. Die Frage an die Spieler, ob sie das Spiel machen wollten, wurde in der Reihenfolge Vorhand, Mittelhand, Hinterhand gestellt.

Ein Herz für Kartenspiele seit 1765. ASS Altenburger ist das älteste bekannte Unternehmen im Bereich der Entwicklung und Produktion von Spielkarten in Europa. Werfen wir einen Blick in eine lange und spannende Geschichte:

1509
wird erstmalig ein Kartenmacher in Altenburg erwähnt.

1765
gründet Johann Kasper Kern seine Fabrik in Stralsund aus der später die Vereinigten Stralsunder Spielkartenfabriken hervorgehen.

1832
wird die Altenburger Spielkartenfabrik durch die Gebrüder Bechstein gegründet

1931
werden die Vereinigten Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken gegründet. Der Markenname ASS entsteht. Die Produktionsstätte in Stralsund wird aufgelöst.

1948
wird die Produktion nach kriegsbedingter Zwangspause durch denn 2. Weltkrieg in Altenburg wiederaufgenommen.

1991
wird die Altenburger Spielkartenfabrik reprivatisiert und durch die Treuhand an den Spielverlag F.X. Schmid verkauft.

2002
beginnt mit der Übernahme durch die belgische Cartamundi-Gruppe ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte unter der Marke ASS Altenburger.

2007
ASS Altenburger ist jetzt die älteste deutsche Spielkartenmarke – 175 Jahre höchste Qualität und immer Freude am Spiel.

2009
Noch eine Bestmarke: Die Altenburger Spielkarten 500 feiern ihren 500. Geburtstag. Altenburg ist die Adresse für gute Spielkarten – seit einem halben Jahrtausend.

2011
übernimmt und integriert ASS Altenburger die insolvente Firma Scheer Spiele. Das ist der Startschuss für die Komplettspieleproduktion bei ASS Altenburger.

2015
Der Stralsunder Teil der ASS – Altenburg Stralsunder Spielkarten – wird 250 Jahre alt.

Quelle: Altenburger Spielkarten