Backpulver - und seine „Zauberwirkung“ darüber hinaus

altes Foto von Eben Norton Horsford

von Ursula A. Kolbe

Backpulver, die kleinen Portionsbeutel mit etwa 15 Gramm Inhalt – in jedem Supermarkt erhältlich – sind auch heute noch in den Haushalten, wo gern gebacken wird, unverzichtbares Utensil. Denn ob Kuchen, Kekse oder süßes Feingebäck, erst das Backpulver macht sie locker und leicht. Zu diesem „Wundermittel“ zählen ebenso Backhefe, Trockenhefe, Natron oder Weinsteinbackpulver.

Letztere ist ein Gemisch aus Salzen der Weinsäure, das sich bei längerer Lagerung in Form von Kristallen absetzt und in Holzfässern gesammelt, gewaschen, getrocknet und für das Backpulver vermahlen wird. Sein Erfinder ist der US-amerikanische Wissenschaftler Eben Norton Horsford (1818-1893). Er wurde 1847 an der Harvard University Professor und Lektor für Angewandte Wissenschaft und Technologie; lehrte Chemie und forschte über 16 Jahre an der Lawrence Scientific School in Harvard. Horsford war ein Schüler des Gießener Chemikers Justus von Liebig.

In den USA gilt der Wissenschaftler als einer der Väter der modernen Ernährungswissenschaft und publizierte Artikel in wissenschaftlichen Journalen über so unterschiedliche Themen wie Phosphate, Kondensmilch, Notfallrationen, Skandinavistik oder die Kunst, Brot zu backen. Besonders berühmt wurde er und ebenfalls sehr lukrativ für ihn waren die Erfindung des Backpulvers und seine Arbeit über Kondensmilch.

1854 gründete er mit Georg Francis Wilson die Rumford Chemical Works, um Backpulver zu produzieren. Das wurde zunächst vor allem für die Produktion von Brot eingesetzt. Und das besonders im US-amerikanischen Bürgerkrieg, wo schnell Nahrung beschafft werden musste.

Zu den Ersten, die das Backpulver industriell produzierten und vertrieben war der deutsche Apotheker Ludwig Clamor Marquardt aus Bonn. Justus von Liebig vertrieb das Backpulver in Deutschland auch während der Hungersnot 1868 in Ostpreußen.

Und nicht wegzudenken in Sachen Backpulver ist auch der Bielefelder Apotheker August Oetker, der 1891 begann, kleine Portionen ebenso für den privaten Verbrauch in seiner Apotheke zu verkaufen. Ab 1893 füllte Oetker sein Backpulver Backin in kleine Tüten ab. Ab 1893 ging er in die Massenproduktion, und am 21. September 1903 erhielt Oetker sein Patent. Heute ist Backin eines der vielen Produkte aus dem inzwischen riesigen Sortiment des Lebensmittelkonzerns.

Was das „Wundermittel“ noch bewirken kann
So hilft z. B. Backpulver gegen Kohlgeruch. Beim Kochen sorgt es dafür, dass der unangenehme Geruch verschwindet. Also einfach nur mit ins Wasser geben. Ein Alleskönner ist es auch als Billig-Ersatzmittel für Reiniger: Ein in etwas Wasser aufgelöstes Backpulver eignet sich bestens zum Putzen und bekommt sogar dreckige Fugen weg. Zum Reinigen des Backofens zwei bis drei Päckchen Backpulver (unter zehn Cent übrigens) in einer ofenfesten Schale mit 150 ml Wasser auflösen, Essig hinzufügen und die Schale bei 100 Grad eine dreiviertel Stunde in den Ofen stellen.

Auch angebrannte Töpfe oder Pfannen werden mit Backpulver sauber. Hierfür wird die zu behandelnde Fläche gründlich befeuchtet und anschließend mit Backpulver bestreut. Das Pulver beginnt zu zischen, und es bildet sich ein feiner Schaum. Nach einer Einwirkzeit von rund 30 Minuten kann das Pulver mit einem nassen Schwamm entfernt werden.

Zum Entfernen von Urinstein in der Toilette mischt man Backpulver mit Essig. Dazu einfach eine bis zwei Tassen Essig (oder Essigessenz im Mischverhältnis 1:4 gemischt) in der Kloschüssel verteilen. Anschließend zwei bis drei Päckchen Backpulver darüber streuen und mit der Bürste verteilen.