Varieté in der Urania
Bild: S. Hofschlaeger/pixelio.de
von Christa-Dorit Pohle
Wir hatten noch die wunderbare Seniorenveranstaltung vom November 2013 in Erinnerung.
Nun die Vorfreude auf die Frühlingsveranstaltung am 4. März 2014 unter dem Motto
“Bra vissi mo”. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir zum Wittenberg-Platz, und als wir in dem großen Saal der Urania unsere Plätze eingenommen hatten und die Veranstaltung begann, ließen wir unsere Alltagssorgen hinter uns und warteten voller Spannung auf die Darbietungen.
Die Reinhard-Stockmann-Show-Band brachte sofort tolle Stimmung in den Saal mit “Ritmo do Brasil”, heiße Rythmen (passend zur bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft). Danach trat das Show-Ballett Berlin auf, tanzte nach Melodien von Udo Jürgens und wir sangen begeistert mit.
Als Bert Beel, der bekannte Entertainer und Sänger danach die Bühne betrat, und Schlager der 50-er Jahre präsentierte, wollte der Applaus kein Ende nehmen und es wurde wieder fleißig mitgesungen.
Dann wurde es leise im Saal, der Brasilianer Vitor Garcia ließ uns staunen, welch einzigartige Leistung er mit seiner Körperkraft und Körperbeherrschung am Schwungtrapez (einem metallischen Würfel) vollbringen kann.
Der Entertainer Olaf King erzählte uns danach in seiner Eröffnungsconférence von Herrn Erich Richter, der im vergangenen Jahr einen Unfall hatte, sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzog und lange Zeit im Krankenhaus bleiben musste.
Herr Richter ist der Mann, dem wir Senioren zu verdanken haben, dass es diese Seniorenveranstaltungen für uns gibt und auch weiter geben wird. Herr Richter kam dann auch selbst auf die Bühne. Das Gehen mit zwei Stöcken fiel ihm sichtlich noch schwer, aber er wollte es sich nicht nehmen lassen, uns alle zu begrüßen.
Herr Richter hat schon sehr viel geleistet in der kulturellen Seniorenbetreuung und wurde 2004 vom Bundespräsidenten Horst Köhler mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt. Wir verneigen uns vor diesem Mann, seiner Tatkraft und seinem Durchhaltevermögen.
Dann folgte eine sehr romantische Darbietung. An einem sich drehenden, glitzernden Metall-Mond zeigte die Akrobatin Vera Hummel mit Anmut und Grazie, wie sie meisterhaft ihren Körper beherrscht. Mit einem bezaubernden Lächeln präsentierte sie schwierigste Elemente und entführte uns dabei in eine Welt zwischen Himmel und Erde.
Olaf King, bekannt als Parodist, Trompetensolist und Moderator erfreute uns anschließend mit Parodien und Seemannsgarn und etwas später noch mit einem Trompeten-Solo.
Silvia and the Great Hansini aus Rotterdam verzauberten uns mit Wundern der Magie. Danach wieder ein absoluter Höhepunkt, der Auftritt von Robin Mehnert. Wir sahen perfekte artistische Handwerkskunst mit feinster LED-Technik, als er in völliger Dunkelheit die Kunst des Werfens und Fangens und das in hoher Geschwindigkeit darbot.
Das muss man gesehen haben, um glauben zu können, dass so etwas überhaupt möglich ist.
Nach der Pause wieder die Stockmann-Show-Band mit einer Schlagerparade der 60-er und 70-er Jahre. Wieder wurde fleißig mitgesungen von den Besuchern und das ist es, was uns älteren Menschen sehr gut tut, mitgerissen zu werden von der Musik und uns wie eine große Familie fühlen zu können.
Eine Augenweide danach wieder das Show-Ballett Berlin mit einer Szene aus dem Musical “A Chrorus Line”. Und dann kam der Stargast Bata Illic auf die Bühne und sang sich in unsere Herzen mit seinen populären Hits. Er ist charmant, fröhlich, unbefangen und das erklärt auch, dass es ihm immer wieder gelingt, Fans aus allen Generationen zu begeistern.
Seine künstlerische Energie ist zu spüren und er möchte, dass sein Publikum in seine Musik eintauchen kann, darum präsentiert er gerne Songs voller Tiefgang und Aussagekraft. Und das wissen wir als Zuhörer auch zu schätzen.
Das Duo “Drunter und Drüber” sorgte mit seinem Auftritt dafür, dass unsere Lachmuskeln strapaziert wurden.
Herr Ebel als Chef der Show (ein Beamten-Typ, der Ordnung schätzt) und Herr Mai (ein liebenswerter Clown) der seinen Chef manchmal an den Rand der Verzweiflung bringt. Die Beiden bieten artistische Comedy und ihre gegensätzlichen Eigenschaften ließen sie zu einem wunderbaren Unterhaltungs-Duo werden.
Sie sorgen für Hochspannung auf der Bühne und waren schon mal Wettkönige bei Thomas Gottschalk. Wir bekamen halsbrecherische Wurf- und Flugnummern zu sehen und es ist beachtenswert, dass sie dabei korrekt gekleidet waren. Der Höhepunkt ihrer Show ist der sensationelle Keulen-Strip.
Da überlegt der Zuschauer schon, wie es möglich ist, die Wurfkeulen aufzufangen und sich dabei auszuziehen und zum Schluss wieder anzuziehen, ohne dabei auch nur eine Sekunde mit dem Jonglieren aufzuhören. So etwas habe ich noch niemals zuvor gesehen und es ist kein Wunder, dass die Zuschauer von “Wetten, dass…” die Beiden als Wettkönige wählten.
Danach wurde es wieder still im Saal, eine zweite Darbietung von Vera Hummel begann. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, wie diese zarte junge Frau durch Einsatz ihrer Körperkraft das am Boden liegende schwere Rhönrad spiralförmig zum Stehen brachte.
Bei Freiflug und Spagat im rollenden Rad möchte man als Zuschauer schon die Luft anhalten, aber als dann noch Zehenhang, Schulterstand und Doppelröllchen folgten, waren wir sprachlos. Diese Leistung von Vera Hummel wurde in Monte Carlo preisgekrönt und wir als Senioren können uns glücklich schätzen, solche Künstler in der Urania bewundern zu können.
Zum Schluss noch ein toller Auftritt der “Fast Fat Company” mit rasanter Rollschuh-Artistik. Robin Mehnert und Vitor Garcia treten nun zusammen auf. Beide sind gute Freunde, kennen sich schon von der Artistenschule und haben viel Erfolg auch mit ihren Solo-Nummern.
Es braucht bestimmt sehr viel an Kraft und Mut, sich auf einem sehr kleinen Tisch um die eigene Achse zu drehen und den Partner dabei durch die Luft zu wirbeln. Unbeschreiblich diese absolute Körperbeherrschung in dieser Gefahrensituation (Blutdruck von uns Zuschauern bestimmt erhöht), das ist wirklich ein artistischer Leckerbissen und wurde mit lang anhaltendem Applaus belohnt.
Diese schönen Stunden sind wie im Fluge vergangen, wir wären gerne noch alle länger geblieben. Alle Mitwirkenden erschienen noch einmal auf der Bühne und es wurde ein herzlicher Abschied. Wir traten die Heimfahrt an mit den wunderschönen Erinnerungen und mit der Vorfreude auf die nächste Veranstaltung.
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