"Glück auf!" seit 800 Jahren im Erzgebirge

Bergmann vor einem Fachwerkhaus

von Ursula A. Kolbe

Glück auf! Dieser Ruf lebt im Erzgebirge immer noch. Entlang der Sächsisch-Böhmischen SILBERSSTRASSE z. B. reihen sich die Zeugen der verschiedenen Bergbauepochen wie Perlen an einer Schnur aneinander. Zwischen Zwickau und Dresden zeigt der rund 275 km lange alte Handelsweg noch immer eindrucksvoll Spuren des Alltags von damals.

Fest verwurzelt sind auch heute noch die jährlichen Bergparaden, 20 an der Zahl. Knapp 30 Besucherbergwerke, historische Bergstädte mit ihren prächtigen Hallenkirchen und Bergbaudenkmäler ziehen die Besucher aus Nah und Fern in ihren Bann.

Vor nunmehr über 800 Jahren wurde in der Region das Erz gefunden, und man begann, den wertvollen Schatz zu heben. Unzählige Stollen und Schächte, Hammerwerke und Schmelzhütten entstanden. Nach und nach entwickelte sich eine Industrieregion, deren Ruf in die bis dahin arme Gebirgsregion Tausende Menschen folgten.

Neuer Reichtum entstand und mit ihm prächtige Städte. Marienberg z. B. – komplett auf dem Reißbrett entstanden. Mit dem Bergbau entwickelten sich auch die Weihnachtstradition und die Handwerkskunst des Erzgebirges, Sitten und Bräuche, die bis heute lebendig sind und vielerorts gerade zur Weihnachtszeit auch in unseren Heimen Stimmung einziehen lassen.

Ebenso sind herausragende Kulturschätze ein Spiegelbild dieser Zeit: Der Freiberger Dom mit seiner Silbermann-Orgel – bedeutendster Orgelbauer der Barockzeit -, das Gottfried-Silbermann-Museum auf Schloss Frauenstein und viele andere.

Die Sammlung Terra Mineralia in Schloss Freudenstein zeigt über 3.500 Minerale, Edelsteine und Meteoriten aus aller Welt, im Erlebnismuseum „Manufaktur der Träume“ sind über 1.000 Sammlerstücke erzgebirgischer Volkskunst aus vier Jahrhunderten zu sehen.

Einzigartige Erlebnisse in außergewöhnlichen Spielstätten über und unter Tage bieten die „artmon-Kulturtage“.

1. Erzgebirgische Bergbautage

Das alles macht das Erzgebirge zu einer unverwechselbaren Region. Sie ist eine europaweit einzigartige Kulturlandschaft, deretwegen die Region den UNESCO-Welterbetitel anstrebt.

Und das jedem Interessierten nahe zu bringen, finden erstmals am 31. Mai und 1. Juni die 1. Erzgebirgischen Bergbautage unter dem Motto „Montane Kulturlandschaft“ statt. Beleuchtet werden 800 Jahre Erzbergbau und das Erzgebirge insgesamt auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Acht Jahrhunderte Bergbau führten zu einer einzigartigen Beziehung zwischen Mensch und Natur, die wiederum eine Kulturlandschaft von universellem Wert hervorbrachte. Dies gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Auch heute noch lebt allerorten das Brauchtum der Hauer und Steiger, der Bergleute. Fest verwurzelt im Alltag das herzliche „Glück auf“.
Führungen über- und untertage sowie Veranstaltungen unter dem Motto mit besonderem Bergbaubezug geben einen Vorgeschmack auf all das.

So die Fördertechnik der Wismut in Aktion, eine Schauvorführung an einem Pferdegöpel, die Arbeit mit Eisen & Schlägel kennen lernen u. v. m. alle Tipps und Veranstaltungshinweise aufzulisten, würde hier zu weit führen.

Klicken Sie bei Interesse einfach www.erzgebirge-tourismus.de/bergbau-kultur an.
Auch Partner im tschechischen Teil des Erzgebirges werden an diesen Erlebnistagen ihre Türen öffnen, so z. B. im Besucherbergwerk „Zeme Zaslibenà“ Medenec (Gelobte-Land-Stolln, Kupferberg)oder „Stary Martin“ (Alter Martin) in Krupka.

In den “Marie Louise Stolln” eingefahren

Am letzten Tag des Jahres mittags hatte ich ein Erlebnis durchaus besonderer Art: Einen „Kleinen Silvester-Bergwerksschmaus“. Und zwar im Besucherbergwerk „Marie-Luise-Stolln“ in Bergggießhübel.

Da in Berlin ansässig und nicht unbedingt mit der Geschichte der Region vertraut, hatte ich mich im Vorfeld damit ein wenig vertraut gemacht. Mit der Eröffnung dieses Besucherbergwerkes Pfingsten 2006 lebte im Gottleubatal wieder eine Bergbautradition auf, die sich hier bis ins Jahr 1388 zurückverfolgen lässt.

Um 1400 herum hatte man in Berggießhübel das ergiebigste Eisenerzvorkommen entdeckt. Abbau und Verhüttung aus dem „eysing berg“ erlebte vor dem 30jährigen Krieg seine erste Blütezeit.

Bald gab es im ganzen Revier etwa 90 Zechen. Über 40 Hammerwerke und Gießhütten verarbeiteten das Erz zu Waffen, Halb- und Werkzeugen.
Viele Höhen und Tiefen folgten, auch die Entdeckung der ersten Heilquellen 1717 und 1722 sei erwähnt.

Sie legten den Grundstein für die Entwicklung des Kurwesens.
Im 19. Jahrhundert blühte der Bergbau wieder auf. In der Folgeperiode vermerken die Chronisten u. a. Erz für den Bau der Gottleubatalbahn und der berühmten Elbebrücke „Blaues Wunder“ in Dresden.“

Zurück zum „Marie Louise Stolln“ und auf zur Führung. Der Stollen wurde übrigens 1726 aufgefahren, d. h. die bergmännische Arbeit begann. Bei Temperaturen zwischen 8 und 10 Grad C gelangten wir nach rund einer Stunde untertage durch enge Stollen zum Mutter-Gottes-Lager mit seinem unterirdischen See.

Wir passierten u. a. den Emma-Schacht, entdeckten manch geologische Kleinod.
Dabei fielen Begriffe wie ‚der Bergmann geht nicht in den Berg’, sondern er fährt, egal, ob zu Fuß oder kriechen oder mit einer Grubenbahn einfahren. Eine Fahrt ist eine Leiter, und die Luft im Stollen heißt Wetter.

Am Ziel angekommen, mit durchaus sehr engen Stellen – ohne den obligatorischen Schutzhelm hätte ich mir im wahrsten Sinne des Worte dicke Beulen am Kopf gestoßen – lud uns unser Bergführer zum rustikalen Schmaus mit leckerem Kartoffelsalat und Würstchen, saurer Gurke und Speckfettbemmen ein. Natürlich fehlten auch Glühwein und Tee nicht.

Satt und zufrieden traten wir leicht beschwingt den Rückweg zum Ausgangsort an. Bevor wir aber diese interessante Stätte wieder verließen, erfuhren wir noch von weiteren Veranstaltungen wie den Märchenschichten, Untertage-Konzerten, den Osternestern – die während der Führungen an diesen Feiertagen für jeden versteckt werden – von Halloween am jeweils 31. Oktober.

Auch Mettenschichten, wie die letzte untertage gefahrene Schicht vor Weihnachten bezeichnet wird, finden statt. Und natürlich Kinderveranstaltungen vielfältigster Art, wie auch jetzt am 1. Juni, dem Internationalen Kindertag.

Ein kurzer Hinweis auch noch auf den Ruhestollen mit über 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, sonders geeignet für Gäste mit Atemwegsbeschwerden und Allergien zu deren Linderung.

Ausführlich unter: www.marie-louise-stolln.de.

Schließlich wieder draußen an der frischen Winterluft richteten sich unsere Gedanken dann auf den Silvester-Abend in der kleinen Dorfgaststätte (mit Übernachtung) in Beerwalde, wo wir gemütlich das Jahr 2013 (mit hervorragendem Büfett) ausklingen ließen. Glück auf!