Schloss Doberlug: "...wo Preußen Sachsen küsst"

Ansicht von Schloss Doberlug

von Ursula A. Kolbe

Doberlug-Kirchhain, sein Schloss Doberlug vor allem, markieren künftig einen Punkt in der wechselvollen Geschichte Südbrandenburgs.

Aktuell geht es um die Erste Brandenburgische Landesausstellung im Schloss Doberlug unter dem Titel „Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft“.

Vom 7. Juni (Pfingst-Sonnabend) bis zum 2. November 2014 wird hier die spannungsreiche Beziehung der Nachbarländer Preußen und Sachsen im Laufe der Geschichte thematisiert.

Ob Kurhut, Kronen, wertvolle Gemälde und prachtvolle barocke Schatzkunst, aber auch historische Dokumente wie die kursächsische Ratifikation des mit Preußen 1763 geschlossenen Hubertusburger Frieden, ebenso aussagekräftige Alltagsgegenstände wie die Normalgewichtssammlung des Leipziger Rates um 1720.

Rund 300 hochkarätige Leihgaben, national wie international, führt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam auf 800 Quadratmetern in 15 Räumen des Schlosses zusammen.

Beleuchtet werden Eigenart und Bedeutung der preußisch-sächsischen Beziehungen, ihre Höhen und Tiefen, ihre Licht- und Schattenseiten. Szenen der „Beziehungskiste“ beider Länder von Mitte des 17. bis zum 19. Jahrhundert.

Und nicht zuletzt dabei auch die Klischees von Sachsens Glanz und Preußens Gloria.
Verblüffend und in der Tat wahrlich einen Überraschungseffekt hervorrufend ist der Videospot „…wo Preußen Sachsen küsst“, ein Kurzfilm zur Ausstellung von Studenten der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.

Er ist bereits jetzt auf www.youtube.de(Externer Link) zu sehen. Man kann auch www.brandenburgische-landesausstellung.de(Externer Link) oder www.vineo.com anklicken.

Anlass für die große kulturhistorische Schau ist das 200. Jubiläum des Wiener Kongresses von 1814/15, in dessen Folge nach den Napoleonischen Kriegen Europa neu geordnete wurde. Die Region „… wo Preußen Sachsen küsst“ war davon unmittelbar betroffen. Denn in deren Auswirkung ist das heutige Südbrandenburg mit der Niederlausitz von Sachsen an Preußen gefallen und damit auch das Schloss Doberlug im Landkreis Elbe-Elster.

Das einst sächsische Renaissance-Schloss erlebt jetzt eine neue Blüte. Seit 1815 zu Brandenburg gehörend, wurde es zu DDR-Zeiten von der Nationalen Volksarmee (NVA) als Kaserne genutzt und wird jetzt zum ersten Mal in seiner Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ein sächsischer Kurfürst ließ das Schloss in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf dem Areal des Klosters Doberlug (Dobrilugk) errichten, des ältesten Zisterzienserklosters zwischen Elbe und Elster.
Der Bau, eigens für diese Ausstellung für 16 Millionen Euro saniert, zählt zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der preußisch-sächsischen Geschichte.

Es gilt als „Perle Brandenburgs“. Ist nicht nur Ort der Ausstellung an sich, sondern auch Exponat selbst.
Noch kurz angemerkt: Schirmherren dieser geschichtsträchtigen Ausstellung sind die Ministerpräsidenten beider Länder: Der Niederlausitzer Dr. Dieter Woidke von Brandenburg und der Oberlausitzer Stanislaw Tillich von Sachsen.

Sie repräsentieren ein wichtiges Kooperationsvorhaben zwischen beiden Ländern. Die Entdeckung der gemeinsamen Geschichte auch mit Hilfe dieser Schau trägt dazu bei, die Identität der Menschen mit ihrer Heimat zu vertiefen.

Mit Reisebegleiter auf Spurensuche

Passend zu dieser Landesausstellung haben Peter Langen und Anne-Kathrin Ziesack für das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die interessante Publikation „Sächsisches Brandenburg. Eine Spurensuche“, verfasst von der Kunsthistorikerin Iris Berndt, herausgegeben.

Das Anliegen: Im Süden des heutigen Brandenburg ist es irgendwie anders als im Rest des Landes. Ungewöhnliche Kirchtürme, manche Postmeilensäule oder an der Schwarzen Elster ein weicher Dialekt, der aus einem Tännchen ein „äddchen“ macht. Kein Wunder, die Gegend gehörte ja bis 1815 zu Sachsen.

Also ist das Buch auf Spurensuche nach diesem Andersartigen. Sozusagen als Ergänzung der Exponate. Gefunden wurde mehr als erwartet. Neben Geschichten von alten Mauern und großer Kunst sind es die persönlichen Begegnungen, die nachdrücklicher als lange Abhandlungen über Gefühle von Grenzen und Zugehörigkeit sprechen. Ein kulturhistorischer Reisebegleiter.

In diesem Zusammenhang möchte ich den Blick noch auf eine weitere Neuerscheinung richten, das unter dem Titel „Preussen, Sachsen, Brandenburg. Nachbarschaften im Wandel“ zum diesjährigen Kulturjahr des märkischen Landes vom Haus der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte im Verlag KOEHLER & AMELANG herausgegeben wurde.

In 14 Geschichten wird der Wandel der nachbarschaftlichen Beziehungen beleuchtet, der Veränderungen in dieser Grenzregion im 20. und 21. Jh. sowie der Alltag dreier ehemals sächsischer Dörfer aufgezeigt.
So auch die Geschichte der Nähmaschine „VERITAS“, d
eren Produktion in Dresden begann und in Wittenberge endete. Geschildert wird die Rekultivierung ehemaliger Tagebaugebiete zum Lausitzer Seenland, hat Görlitz Erinnerungen an das preußische Schlesien.

Fahrverbindungen

Doberlug ist Bahnknotenpunkt der Hauptverbindungen Berlin-Dresden und Cottbus-Leipzig.
Bus-Shuttle vom Bahnhof zum Schloss (Pestalozziplatz) – ca. 30 Min.
Infos zu den Bus- und Bahnfahrplänen unter www.brandenburgische–landesausstellung.de und www.VBB.de. Parkplätze direkt am Schloss- und Klosterareal

Öffnungszeiten: täglich, auch feiertags, außer Montag, aber Pfingstmontag geöffnet.