Dürfen `s Gold-Nuggets à la Wachau sein?

Vergoldermeister Markus Bauer bei der Arbeit in seinem Atelier

Vergoldermeister Markus Bauer bei der Arbeit in seinem Atelier

von Ursula A. Kolbe

Wenn Abfall zu Gold wird! Die Legenden und Märchen werden nicht alt, wenn gerade jetzt in der bevorstehenden Weihnachtszeit zu Büchern wie den Märchen der Gebrüder Grimm gegriffen wird, um den Jüngsten daraus vorzulesen. Wir aber wollen nicht in diese Wunderwelt abtauchen, sondern aufgreifen, wie im wahrsten Sinne des Wortes aus Abfall Gold wird, nämlich die Vergoldung von Marillenkernen; einer Frucht, die gerade der Wachau ihr Gepräge gibt.

Wir besuchten den Vergolder- & Staffierermeister und Restaurator Markus Bauer aus Krems in eben der Wachau vor den Toren Wiens. Sein Hauptbetätigungsfeld sind echte Blatt-bzw. Silbervergoldungen wie auch Schlagmetallvergoldungen aus Messing, Aluminium und Kupfer. Aber die Gold-Nuggets à la Wachau bestätigen in der Tat: Was Markus Bauer anfasst, wird zu Gold: Seine mit einer 23karätigen Dukaten-Doppel-Gold-Blattauflage zu Schmuckstücken veredelten Kerne der Wachauer Marille haben längst Kultstatus.

Auf diese Idee hatte ihn übrigens ein Winzer gebracht, der vor 30 Jahren mit der Bitte zu ihm gekommen war, ob er ihm nicht für den Opernball in Wien einen Marillenkern zu einer Brosche veredeln könne. Damit hatte er Bauers Ehrgeiz und seine sprichwörtlichen Handwerksfähigkeiten herausgefordert, in deren langen Prozess heute diese einmaligen Schmuckstücke tolle Blickfänge sind – Marillenkerne als Anhänger, Broschen oder Ohrgehänge. Sie sind originelle Mitbringsel oder Geschenke wie jetzt z. B. zu den bevorstehenden Weihnachtstagen.

Auch unsere Pensionswirtin Annemarie Heller in Weißenkirchen, wo wir in diesem Jahr zwar verregnete, aber wie immer schöne Ferientage verbringen konnten, ist stolze Besitzerin solch ungewöhnlicher Accessoires. Sie trägt vergoldete Marillenkerne als Ohrschmuck und wenn sie ein Dirndl trägt, legt sie sich ein entsprechendes Samtband um den Hals. Was also einmal ein Abfallprodukt war, entsteht heute durch Bauers Berufsethos als Lehrling in Seefeld (Tirol) zum Vergolder und Kirchenmaler, dann als Geselle im väterlichen Handwerksbetrieb und seit 30 Jahren als dessen Inhaber geprägt.

„Unsere Arbeit ist reine Handarbeit. Ein Beruf, in den man hineinwachsen muss, mit Liebe, Geschick und Feinfühligkeit“, sagt Markus Bauer. Das alles sind Voraussetzungen für die breite Palette an Arbeiten, die den Handwerksmeister prädestinieren. Und das sind: Marmorierungen auf Holz, Farbfassungen an Figuren und Statuen, Lüsterfassungen und Polierweißfassungen, Ergänzung und Restaurierung antiker Ornamentstuckrahmen und Profilrahmen. Ebenso Ergänzungen fehlender Ornamentikteile, fehlende Finger an Figuren, Schnitzteile und Entwurf neuer Ornamentikschnitzereien mit Vergoldungen und Fassung.

Zur weiteren Auflistung gehören die fachgerechte Restaurierung und Konservierung sämtlicher kirchlicher (Altäre, Orgelprospekte, Kanzeln, Rahmen, Figuren, Statuen usw.) Und profaner (Rahmen, Luster, Antiquitäten, Kleinkunst usw.) Kunstgegenstände in Zusammenarbeit der Diözeseanbauämter, dem Bundesdenkmalamt und Landesbehörden. Fachliche Beratung nach Terminvereinbarung. Ergänzung und Schnitzarbeiten fehlender ornamentalen Zierrat, Anfertigung neuer Volksaltäre und Lesepulte. Vergolderkurse mit praktischer Einführung in der Technik Polimentvergoldung (Brannteinvergoldung) in der Akademie Geras.

Kurzum, so kann man wohl sagen, eine Lebenserfüllung. Markus Bauer ist selbst in der Landesinnung Niederösterreichs und der Bundesinnung, Berufsgruppensprecher für den Beruf Vergolder und Staffierer, aktiv, um mit dazu beizutragen, seinen Beruf zu erhalten und weiterzugeben. Es existieren ja nur noch 11 Betriebe dieser Gilde, vor 15 Jahren seien es noch 22 gewesen. Und sicher ist es mit sein Verdienst, dass dieses Handwerk in die Liste des immateriellen Erbes der UNESCO eingetragen ist.

PS: Weiteres erfahren Sie unter www.vergolder.cc