Florence Nightingale – Die „Lady mit der Lampe“
Bild: WHO
von Ursula A. Kolbe
Wir erinnern uns noch gut daran, wie der englische Premierminister Boris Johnson mit zu den Ersten in Großbritannien gehörte, die an dem bis dato unbekannten Corona-Virus erkrankt waren. So ernst, dass er im Londoner Saint Thomas Hospital auch auf der Intensivstation betreut werden musste. Als er sich dann nach überstandener Krankheit erstmals wieder zu Wort meldete, hatte er in seinen Dankesworten besonders zwei auch ihn Pflegende hervorgehoben: Jenny aus Neuseeland und Luis aus Portugal. Nicht nur nebenbei sei vermerkt, dass die beiden daraufhin über Nacht in ihren Heimatländern zu kleinen Berühmtheiten wurden.
Apropos Saint Thomas Hospital. An diesem Krankenhaus gründete Florence Nightingale 1860 die erste Schwesternschule Englands, die „Nightingale Training School for Nurses“. Doch der Reihe nach: Die vor 200 Jahren am 12. Mai 1820 während einer Europareise ihrer betuchten Eltern in Florenz geborene Florence hatte gegen den Willen ihrer Eltern ihren Lebensinhalt darin gesehen, „Schwester“ aller Kranken und Leidenden zu sein. Sie entschloss sich, in der Krankenpflege tätig zu werden.
Eine pflegerische Ausbildung absolvierte sie bei den „Barmherzigen Schwestern“ in Paris und an der Diakonissenanstalt Kaiserswerth bei Düsseldorf. Hier gründete der evangelische Pfarrer Teodor Fliedner (1800 – 1664) ein Krankenhaus und ein Diakonissenmutterhaus, mit der Absicht, humanitäre Hilfe für die armen Kranken zu leisten – ein Vorbild für die diakonischen Anstalten im Ausland und in Deutschland. Florence wollte aktiv daran mitwirken, die Gesundheitsfürsorge für die Ärmsten zu verbessern.
1853 übernahm Nightingale die Leitung des Hospital for Invalid Gentlewoman in London. Als im März 1854 das Osmanische Reich (heute Türkei) mit den Verbündeten England und Frankreich gegen Russland in den Krimkrieg zog, gab es unzählige Tote und Verwundete. Die Bedingungen im Sanitätswesen auf englischer und türkischer Seite waren katastrophal. Auf französischer und russischer Seite wurden bereits Krankenschwestern eingesetzt. Bei den Engländern fehlten nicht nur Ärzte, sondern auch Pflegekräfte und notwendige sanitätstechnische Einrichtungen.
Auch die Londoner Zeitung „Times“ machte darauf aufmerksam. Schlechte hygienische Einrichtungen führten zu Cholera und Typhus bei den Soldaten. Auf Vorschlag des britischen Kriegsministers Sidney Herbert sollte Florence Nightingale die Organisation der Pflege beim Heer übernehmen.
Mit der Hilfe von 38 Krankenschwestern wurden unter ihrer Leitung Verwundeten- und Krankenstationen auf der Krim eingerichtet. Die hygienischen Bedingungen wurden verbessert und die Verwundeten gesünder ernährt. Florence Nightingale war in den Krankenstationen bei den Soldaten so beliebt, dass sie die Lady mit der Lampe genannt wurde, weil sie in den späten Abendstunden immer noch einmal die Kranken aufsuchte, um nach dem Rechten zu sehen.
Die Sterblichkeitsrate der Kranken und Verwundeten sank aufgrund des unermüdlichen Einsatzes von Nightingale und ihrem Team. Gegen Kriegsende waren 125 Pflegekräfte im Einsatz. Sie betreuten 4.000 Männer und versorgten innerhalb von drei Monaten rund 10.000 Soldaten mit Kleidung und sonstigen Gebrauchsartikeln.
1860 erste Schwesternschule in London gegründet
Nach der Rückkehr aus dem Krieg 1859 veröffentlichte Florence Nightingale das Buch „Notes of Hospital“, in dem sie ihre Erfahrung, die sie während des Krieges gemacht hatte, niederschrieb. Die pflegerischen Grundsätze wurden im ersten Lehrbuch für Krankenschwestern („Notes on Nursing“ – dt.: Ratgeber für Gesundheits- und Krankenpflege) abgehandelt. Und wie gesagt, am oben erwähnten Saint Thomas Hospital in London gründete Florence am 15. Juni 1860 die erste Schwesternschule, die „Nightingale Training School for Norses“. Dies wurde dank einer großzügigen Spende i. H. v. 50.000 Pfund möglich. Damit war auch eine professionelle Ausbildung in der Krankenpflege unter ärztlicher Leitung und unter Einsatz moderner technischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse möglich.
Dank Nightingale gewann der Beruf als Krankenpflegerin großes Ansehen. Auch im Ausland hatte sie sich einen Namen gemacht. Lazarette wurden nach ihren Maßstäben auf der ganzen Welt eingerichtet. Bereits in ihrer Jugend hatte sie einen Hang zur Mathematik und interessierte sich u. a. für den Bereich der Statistik. Im Laufe ihres Schaffens als Krankenpflegerin wendete sie intensiv ihre statistischen Analysen an, wie zum Beispiel im Bereich der Hygienebedingungen. Informationen aus dem Krimkrieg wurden statistisch verarbeitet. Florence galt als Pionierin der visuellen Darstellung von Informationen.
1858 wurde der verdienstvollen Krankenschwester die Ehre zuteil, als erste Frau in die Royal Statistical Society berufen worden zu sein und erhielt einige Zeit später die Ehrenmitgliedschaft in der American Statistical Association. Sie hatte auch einen großen Anteil daran, als auf Initiative des schweizerischen Philantropen Henry Dunant (1828 -1910) am 22. August 1864 das Rote Kreuz gegründet wurde. Und 1907 wurde Nightingale der britische Verdienstorden verliehen. Drei Jahre später, am 13. August 1910 starb sie im Alter von 90 Jahren in London.
Zu Ehren von Florence Nightingale wird an ihrem Geburtstag, den 12. Mai, jährlich der Internationale Tag der Krankenpflege begangen. Ihr diesjähriger 200. Ehrentag wird dabei besonders unvergessen bleiben.
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