Mexiko macht´s vor

Damwild auf der Wiese

von Barbara Ludwig

Einer der dringendsten Wünsche nach dem Krieg lautete: Nie mehr hungern. Dieser Wunsch erfüllte sich. Bis heute.

Alle Lebensmittel gibt es in Hülle und Fülle. Diesbezüglich leben wir paradiesisch. Vorausgesetzt, man kann bezahlen. Und vorausgesetzt, man verfällt nicht der Gier, der Essgier und damit der Fettsucht.

Am Nicht-bezahlen-können liegt es kaum, eher an der Bequemlichkeit, Mahlzeiten zuzubereiten und daran, von den übervielen Freizeitangeboten sich so viel wie möglich zu gönnen, weil dann unter anderem ein „guter Grund“ vorhanden ist, nicht kochen zu müssen.

Man kauft sich dann lieber am Stand fettreiche und süßhaltige Kost. Man gönnt sich ja sonst nichts. Gar nicht Wenige sitzen abends stundenlang vor dem Fernseher und naschen und trinken so ganz nebenbei Kalorie um Kalorie. Der Bauch merkt kaum wie satt er ist und der Geist hat schon lange aufgegeben.

Danach winkt der Bettzipfel und Gramm um Gramm setzt sich fest. So zieren Schwimmringe den übersatten Körper, werden immer größer bis nichts mehr geht. Die nun folgende Trägheit lässt Sport nicht zu, ach, was Sport, jede Bewegung ist eine zu viel. Nun kommen die Ärzte ins Spiel. Sie sollen es richten und die Krankenkassen sollen bezahlen.

Derart vollzieht sich bei Vielen das Leben. Mit aller Konsequenz muss endlich dagegen gehalten werden! Aber wie? Massive Aufklärung könnte helfen. Aber nicht nur diese.

Mexiko ging einen konsequenteren Weg, um die Menschen zur Vernunft zu bringen.
In diesem Land leben die übergewichtigsten Menschen. Es hat die USA überholt.
„Eine Strafsteuer auf kalorienreiches Essen und stark zuckerhaltige Getränke soll die wachsende Anzahl übergewichtiger Mexikaner eindämmen helfen.“, schreibt Andreas Knobloch im ND vom 2.11.13.

100 gr. Lebensmittel ab 275 Kalorien werden mit einer Strafsteuer von acht Prozent belegt und süße Getränke erhalten ebenfalls einen Strafaufschlag. Das ist doch ein Schritt in die richtige Richtung!

Und, man glaubt es kaum, die SPD möchte ganz Ähnliches auch einführen. Sie haben bereits Vorschläge, wie „bild.de“ (laut ND) berichtet, eingebracht. Aber diese Aufschläge müssten dann auch wirklich fühlbar sein für das Portmonee, ansonsten ist alle Mühe vergebens.

Wie das so üblich ist, gibt es natürlich auch Gegner. So meinte Ilse Aigner, Ministerin für Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Ernährung, das bringe nichts und lehnte ab. Warum wohl?

Die Nahrungsmittelindustrie hat also kaum ein Machtwort durch die Politiker zu befürchten.
Ich meine, das Staatssäckel würde sich füllen und die Kosten der Krankenkassen gingen zurück. Fettleibige Menschen würden ihr Gewicht senken und Freude am Leben und Sport haben. Sie fühlten sich wieder wohl. Das ist es doch, was wir wollen.