Ein Glas Wasser bitte…
Bild: Chrionny/pixelio.de
von Waltraud Käß
„Ein Schluck zwischendurch täte mir jetzt gut“ denkt das Ungeborene und labt sich am Fruchtwasser, in welchem es wohlbehütet schwimmt. „Ich habe Durst“ denkt der Wanderer bei 40° Grad im Schatten und nimmt einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche. „Mir klebt die Zunge am Gaumen“ denkt der Redner, wenn er vor seine Zuhörer tritt und greift dankbar nach dem Glas Wasser auf dem Pult.
„Ich habe einen Durst“ denkt der Gast im Ausflugslokal und hebt das Glas Bier an den Mund. „Ich habe überhaupt keinen Durst“ sagte meine Oma, wenn ich sie fragte, ob sie etwas trinken wolle und ignorierte das Glas Wasser, welches vor ihr stand. Doch der Mensch braucht Flüssigkeit. Ohne Wasser kein Leben, weil:
Der Körper des Menschen, besteht zu einem hohen Prozentsatz aus Flüssigkeit. Männer und Frauen sind unterschiedlich prozentual beteiligt.
Bei untergewichtigen Menschen z.B. liegt der prozentuale Anteil von Flüssigkeit am Körpergewicht bei 70%, bei übergewichtigen Menschen beträgt er nur 45%, denn diese haben einen höheren Fettanteil. Körperflüssigkeit befindet sich überall in unserem Körper, in den Zellen, in den Zellzwischenräumen z.B. im Magen und Darm, in der Gallenblase, in den großen Körperhohlräumen, außerhalb der Zellen im Blut und schließlich auch im Gehirn.
Z.B. hat ein Mann mit 68 kg Körpergewicht ca. 45 l Wasser im Körper. Davon befinden sich etwa 27-32 l innerhalb der Zellen, 9 l Wasser befinden sich in den Zellzwischenräumen und etwas über 4 l finden sich im Blutkreislauf. Der Körper kann Schwankungen über eine gewisse Steuerung ausgleichen und somit auch die Körperfunktionen aufrecht erhalten. Das gelingt ihm allerdings nur bis zu einem gewissen Maße – bis dieses brennenden Durstgefühl auftritt, was schon höchste Gefahr signalisiert.
In jedem Moment unseres Lebens exportiert der Körper diese Flüssigkeit nach außen. Mit jedem Atemzug, jedem Schweißausbruch, jedem Toilettengang verdunsten oder verlieren wir einen lebenswichtigen Baustein. Was wiederum auch notwendig ist, denn mit diesem Export werden Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Salze ausgeschieden und bei hohen Temperaturen wird damit auch die Wärmeabgabe des Körpers über die Haut reguliert.
Der Sommer mit seinen heißen Tagen bedeutet also Stress für unseren Körper. Wissen muss man, dass unser Körper Flüssigkeit leichter ausscheiden als speichern kann – deshalb muss für eine regelmäßige Zufuhr, also einen Import von Flüssigkeit in den Körper, gesorgt werden. Wir tun das über die Gabe von Getränken und Nahrungsmitteln, wobei das notwendige Maß an Flüssigkeit wiederum unterschiedlich ist.
Aber etwas mehr trinken kann nie schaden. Mit zunehmendem Alter nimmt aber das Durstgefühl und damit die Flüssigkeitszufuhr ab, und der Körper ist nicht mehr in der Lage, den Flüssigkeitsbedarf auszugleichen. Über längere Zeit entsteht ein Flüssigkeitsmangel. Erste Alarmzeichen hierfür sind z.B. ein trockener Mund, brennende Augen, trockene Nasenschleimhäute und die Entwicklung einer trockenen, dünnen, pergamentartigen Haut, die man oft zuerst an den Händen entdeckt.
Mundtrockenheit kann zu einer außerordentlichen Belastung werden. Die Mundflora gerät aus der Balance. Im Normalfall produzieren unsere großen und kleinen Speicheldrüsen täglich zwischen 0,5 und 1,5 l Speichel und halten damit unsere Mundhöhle feucht. Der Speichel ist nicht nur dazu da, den Speisebrei gleitfähig zu machen, sondern das in ihm enthaltene Fluorid, Kalzium oder Natrium wird frei gesetzt und dient somit der Zahngesundheit.
Ganz nebenbei hat der Speichel die Funktion der Reinigung – alle Bakterien, Pilze, Viren, Essensreste werden weg gespült und dann verschluckt. Mundtrockenheit kann außerdem zu ernsthaften Erkrankungen wie Speicheldrüsenentzündungen oder gut- und bösartigen Tumoren führen, ganz abgesehen von einem schlechten Mundgeruch. Kommt daher der Spruch „Ich kann dich nicht riechen“?
Befördert wird die Instabilität der Mundflora, wenn noch weitere Faktoren hinzukommen:- Trockene Luft – insbesondere im Winter reizt sie die Schleimhäute, die Augen, die Nase
- Atmung mit geöffnetem Mund – trockene Schleimhäute, eingerissene Lippen und Mundwinkel sind oft die Folge
- Rauchen trocknet die Schleimhäute aus
- Männlein und Weiblein schnarchen, da gibt es keine Unterschiede. Geschnarcht wird meist mit offenem Mund – Heiserkeit und ein ausgetrockneter Hals und Mund sind lästige Erscheinungen am Morgen
- Krankheiten und Medikamentengaben, die hier nicht im Einzelnen aufgelistet werden sollen, haben ebenfalls solche möglichen Nebenwirkungen
- Mit dem Rauchen aufhören – leicht gesagt, schwer getan, aber jeder Versuch ist es wert
- Den Speichelfluss anregen – zuckerfreie Kaugummis oder Dropse bringen die Produktion auf Hochtouren
- Auf eine gute Mundhygiene achten – das schützt die Zähne vor dem Befall von Bakterien
VIEL TRINKEN – das hilft unserem Körper am besten auf die Sprünge. Wasser oder zuckerfreie Tees eignen sich dafür hervorragend. Ein Glas Bier darf es auch mal sein, da ist ja auch Wasser drin.
Ich habe mir z.B. angewöhnt, ständig ein volles Glas Wasser auf dem Küchenschrank stehen zu haben. Und da die Küche ein wichtiger Arbeitsplatz im Haushalt ist, gehört der Griff zum Glas Wasser im Vorbeigehen schon zur Routine. Tun Sie es auch! Unser Körper dankt es uns. Denken auch Sie jeden Tag einige Male daran: Ein Glas Wasser könnte mir jetzt gut tun!
Ich wünsche Ihnen einen unbeschwerten, „wasserreichen“ Sommer.
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