Zecken verbreiten sich

Ein Plakat an einem Baum mit der Aufschrift „Vorsicht Zecken“ sowie weiteren Hinweisen zum Verhalten

von Tristan Micke

Während in früheren Jahren die Zecken von November bis Ende Februar Winterruhe hielten, ermöglichen ihnen die milden Winter der letzten Jahre eine ganzjährige Aktivität. Der Winter 2013/2014 sei ein Zeckenwinter gewesen, gaben Wissenschaftler an.

Besonders zwei Krankheiten können durch Zeckenbisse übertragen werden: die Frühsommer-Meningoenzephalitis und die Borreliose. Erste Frühsommer-Meningoenzephalitis-Fälle (FSME) waren bereits im Januar 2014 zu verzeichnen. Die Krankheitserreger sind Vieren bzw. Bakterien, die im Darm oder in den Speicheldrüsen der Plagegeister sitzen. Mit 420 FSME-Fällen ist 2013 in Deutschland ein bisheriger Höchststand erreicht worden.

Zecken sind weltweit verbreitete Parasiten, die zur Ordnung der Milben gehören und sich seit 350 Millionen Jahren kaum verändert haben. Sie ernähren sich vom Blut ihrer Wirte und haben stechend-saugende Mundwerkzeuge, mit denen sie die Haut ihres Opfers aufschneiden und sich mit ihrem stacheligen Saugorgan in der Haut verankern.

Durch die betäubende Wirkung des Zecken-Speichels wird der Biss kaum wahrgenommen. Mit einem Chemorezeptor, dem Haller-Organ, welches am ersten Beinpaar sitzt und Ammoniak, Kohlendioxid, Milch- und Buttersäure aufspürt, machen die Zecken ihr menschliches oder tierisches Opfer aus. Sie reagierten aber auch auf Lichtveränderungen und Vibrationen und hängen sich dann an alles, was ihren Aufenthaltsort durchstreift.

Dabei lassen sich die Zecke auch von Bäumen fallen. Die achtbeinigen Insekten sind sehr widerstandsfähig und werden bei Temperaturen von 5 bis 7° C aktiv. Bei -8° C können sie 24 Stunden überleben. Erst Temperaturen von unter -20° C töten sie sicher. In der Waschmaschine werden sie bei Vollwaschgängen von mindestens 60° C abgetötet.

Normalerweise sind ihre Bisse ungefährlich. Aber etwa 30 % der Zecken sind infiziert. Vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Osteuropa kommen infizierte Zecken vor, während weiter nördlich (bisher) meist nicht infizierte Zecken gefunden worden sind. In letzter Zeit wurden infizierte Zecken auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz nachgewiesen.

FSME wird durch Vieren hervorgerufen. Die Krankheit weist grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber auf. Bei einem Teil der Betroffenen kommt es zu Entzündungen von Gehirn, Hirnhäuten und Rückenmark. Dann besteht Lebensgefahr. Bei anderen Infizierten treten keine Krankheitszeichen auf. Auch bei einem leichteren Krankheitsverlauf kann es aber zu Folgeschäden wie Lähmungen kommen.

Gegen FSME gibt es Impfungen, die zweimal aufgefrischt werden müssen. Vier Wochen nach der ersten Impfung erfolgt eine zweite Impfung. Erst zwei Wochen danach gibt es einen wirksamen Schutz gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Eine dritte Impfung, die drei bis fünf Jahre Schutz vor der Krankheit bieten kann, muss 9 bis 12 Monate nach der ersten Impfung folgen.

Eine weitere durch Zeckenbisse übertragbare Krankheit ist die Borreliose. Sie wird durch Borrelien, eine spiralförmige Bakterienart, verursacht und tritt wesentlich häufiger als FSME auf. Gegen Borreliose ist keine Impfung möglich, jedoch eine Behandlung mit Antibiotika.

Während FSME durch den Biss einer infizierten Zecke sofort auf den Menschen übertragen wird, erfolgt die Übertragung von Borreliose meist erst nach 8 bis 12 Stunden. Durch frühzeitiges und vorsichtiges Entfernen der Zecke kann deshalb eine Erkrankung noch verhindert werden.

Von Hausmitteln, wie beträufeln der Zecke mit Öl oder die Verwendung von Klebstoff und Nagellack ist dingend abzuraten. Durch solche „Gewaltaktionen“ kann der Darminhalt der Zecke sofort in die Bisswunde und damit in die Blutbahn des Gebissenen gelangen.

Das Entfernen der Zecke sollte daher mit einer spitzen Pinzette (Splitterpinzette) erfolgen, mit der die Zecke so dicht wie möglich an der Hautoberfläche gegriffen wird, ohne sie zu quetschen. Dann ist sie langsam mindestens eine Minute lang von der Einstichstelle wegzuziehen. Die Zecke gibt dann meist auf und löst sich selbst. Danach ist die Einstichstelle mit einem Desinfektionsmittel zu betupfen und zu beobachten.

Bei Rötung ist ein Arzt aufzusuchen. Die Wanderröte ist ein Symptom für Borreliose. Sie tritt nach einigen Stunden bis zu mehreren Wochen auf. Die Röte wandert, kann größer, kleiner, dunkler oder heller werden. Sie kann kreisrund sein oder sich wie ein Insektenstich äußern. Manchmal ist sie klar abgegrenzt, manchmal diffus. Sie kann aber auch ganz ausbleiben oder unter der Behaarung nicht sichtbar sein.

Um es gar nicht erst zu einem Zeckenbiss kommen zu lassen, ist in Wäldern lange, eng anliegende Kleidung zu tragen, es sind die Wege zu benutzen und nicht durch das dichte Unterholz zu laufen. Hilfreich kann auch das Einreiben der Haut und der Kleidung mit Insektenmitteln sein. Nach dem Aufenthalt im Wald sollten Kleidung und Körper nach Zecken abgesucht werden.