Kältekammer

Ein Mensch in einer Kältekammer

von Gabriele Lutzke

Ich mag lieber Wärme als Kälte. So geht es wohl den meisten Menschen, besonders Frauen. Als ich 2008 in Blankenburg im Harz zur Kur war, sollte sich das ändern.

Bei der Aufnahme fragte mich die Ärztin, was ich mir denn an Therapien vorstellen könne. Ich sagte ihr, ich würde gern Wassergymnastik, Massagen und vielleicht Moorbäder erhalten. Die Therapien waren noch viel umfangreicher. An manchen Tagen hatte ich 7 Termine. Ich musste aufpassen, wenn ich zwischen den Anwendungen mal auf dem Bett lag, dass ich nicht gleich einschlief.

Aber die Moorbäder vertrug ich gar nicht. Ich hatte Platzangst in dieser sehr warmen Schlammwanne. Nach dem Duschen war mir schwindlig.
Daraufhin sprach ich noch einmal bei der Ärztin vor. Diesmal riet sie mir, es doch einmal mit der Kältekammer zu probieren. Die meisten Patienten fänden diese besonders angenehm.

Das konnte ich mir zwar nicht vorstellen, aber probieren wollte ich es.
Die Kältekammer sah aus wie ein riesiger Kühlschrank. Es gab einen Vorraum, in dem herrschten –60°. In der Kältekammer waren es dann –120°. Im Badeanzug, mit Turnschuhen, Stirnband, Mundschutz und Handschuhen ging es zu zweit oder zu dritt in die Kammer. Innen sollten wir uns 2 Minuten bewegen.

Während des Aufenthaltes in der Kammer beobachtete uns eine Schwester durch ein Fenster und sagte uns alle 30 Sekunden die Zeit durch. Im Gesicht und in den Oberschenkeln spürte ich die Kälte besonders beißend. Als die Schwester sagte: “Noch 30 Sekunden!“, merkte ich erst wie lang 2 Minuten sein können.

In den letzten Sekunden habe ich nur noch gedacht: „Gleich geschafft, nur raus hier, ist das eisig…“ Nach dem Anziehen habe ich mich wie neu geboren gefühlt. Die Schmerzen waren für mehrere Stunden wie weggeblasen. So freute ich mich jeden Tag auf die Kältekammer oder besser gesagt auf die wohligen Momente danach.