Autofahren als Diabetiker?
Bild: Deutsche Verkehrssicherheit
von Hans-Jürgen Kolbe
Wer als Diabetiker gut eingestellte Blutzuckerwerte hat und weiß, wie er Unterzuckerungen frühzeitig erkennt und abwenden kann, darf in der Regel Auto fahren. Nach den neuesten Begutachtungsrichtlinien zur Fahrtauglichkeit dürfen Diabetiker sowohl PKW als auch LKW sowie Fahrzeuge zur Personenbeförderung führen.
Die Statistik gibt dieser aktuellen Regelung Recht, denn Diabetiker verursachen nicht mehr Unfälle als Nicht-Diabetiker. Diabetiker dürfen grundsätzlich Auto fahren – bis auf wenige begründete Ausnahmen. Einige krankheitsbedingte Komplikationen oder auch Nebenwirkungen der Diabetestherapie können Betroffene stark beeinträchtigen. Dann besteht die Gefahr, dass sie im Straßenverkehr in Situationen geraten, in denen sie sich und andere gefährden.
Regelungen zum Autofahren
Die 2017 erstmals erschienene Leitlinie “Diabetes und Straßenverkehr” beschreibt, welche Faktoren negativen Einfluss auf die Fahreignung eines Diabetikers haben können, und gibt dazu klare Handlungsempfehlungen. Diese Empfehlungen wurden in die 2018 aktualisierten “Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung” der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aufgenommen. Auf Basis dieser beiden Werke können bei Bedarf verkehrsmedizinische Gutachten erstellt und die Fahrerlaubnis erteilt oder entzogen werden.
Diabetesbedingte Risiken
Erleidet ein Diabetiker während des Autofahrens beispielsweise eine Hypoglykämie – zu Deutsch eine Unterzuckerung -, so kann seine Fahrfähigkeit vorübergehend stark beeinträchtigt sein. Bei einer Unterzuckerung verlangsamt sich das Reaktionsvermögen, die Aufmerksamkeit und die Konzentration lassen nach, im schlimmsten Fall kommt es zu Bewusstlosigkeit. Ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien haben Diabetiker, die Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, die die körpereigene Insulinausschüttung fördern wie zum Beispiel Sulfonylharnstoffe wie Glimepirid. Auch Alkoholkonsum erhöht die Gefahr für eine Unterzuckerung.
Die Fahreignung kann auch durch eine Folgeerkrankung des Diabetes dauerhaft eingeschränkt sein. So können über lange Zeit stark schwankende Blutzuckerwerte feine Nervenbahnen im Körper schädigen. Verschlechtert sich etwa das Sehvermögen durch eine sogenannte diabetische Retinopathie, kann der Betroffene möglicherweise Schilder nicht mehr lesen und Verkehrssituationen nicht richtig erfassen. Bei einer Polyneuropathie verlieren viele Betroffene zunehmend das Gefühl in den Füßen. Dann kann es schwierig werden, die Pedale im Auto korrekt zu bedienen.
Wer an einer sogenannten Schlaf-Apnoe leidet, also Atemaussetzer im Schlaf hat, kann tagsüber aufgrund von Müdigkeit in einen Sekundenschlaf fallen und so für einen Moment die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren. Auch bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen.
Den Führerschein machen
Insulinpflichtige Diabetiker, die einen Führerschein machen wollen, müssen sich durch einen Verkehrsmediziner untersuchen lassen. Die Fahrtauglichkeit wird bescheinigt, wenn sie nachweisen können, dass sie regelmäßig ihren Stoffwechsel kontrollieren und an einem speziellen Blutzucker-Wahrnehmungstraining für Diabetiker teilgenommen haben.
Für insulinpflichtige Diabetiker, die zu schweren Unterzuckerungen neigen, besteht ein generelles Fahrverbot. Diabetiker, die erfolgreich gelernt haben, Unterzuckerungen zu erkennen, behalten ihre Fahrerlaubnis beziehungsweise können diese wiedererlangen.
Wer bereits eine Fahrerlaubnis besitzt und erst dann einen Diabetes entwickelt, ist nicht verpflichtet, die Krankheit der Behörde zu melden. Rät Ihr Arzt Ihnen allerdings aufgrund Ihres Gesundheitszustands davon ab, Auto zu fahren, sollten Sie seinem Rat unbedingt folgen.
Tipps für autofahrende Diabetiker
Der häufigste Grund für kritische Situationen beim Autofahren sind Unterzuckerungen. Sie kündigen sich in der Regel durch folgende Warnzeichen an: Nervosität, Schweißausbruch, Zittern, Blässe, Hungergefühl und Herzrasen. Diese Beschwerden können auch schon bei leichten Unterzuckerungen auftreten. Fällt der Blutzucker weiter ab, wird das Gehirn schlechter versorgt.
Dadurch kann es zu Sehstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Sprachstörungen und Kribbeln beziehungsweise Taubheitsgefühlen kommen.
Bei manchen Diabetikern tritt die Unterzuckerung sehr plötzlich und ohne typische Warnzeichen ein. Dann können sie selbst nicht mehr rechtzeitig handeln und benötigen umgehend fremde Hilfe.
- Wenn Sie insulinpflichtig sind, dann messen Sie vor jedem Fahrtantritt unbedingt Ihren Blutzucker. Fahren Sie erst los, wenn Ihr Wert im grünen Bereich liegt. Protokollieren Sie regelmäßig Ihre Werte und auch, wie viel Kohlenhydrate Sie zu sich genommen haben.
- Machen Sie besonders bei längeren Fahrten regelmäßig Pause. Kontrollieren Sie gegebenenfalls Ihren Blutzucker erneut und essen Sie Ihre gewohnten Portionen Kohlenhydrate. Das hilft, Ihren Blutzucker stabil zu halten.
- Deponieren Sie im Auto immer ein paar Portionen schnell wirkende Kohlenhydrate. Traubenzucker oder süßer Fruchtsaft sollten immer griffbereit in Ihrer Nähe liegen. Mit einem Müsliriegel oder anderen Snacks können Sie bei Bedarf eine Mahlzeit überbrücken. Informieren Sie auch Ihre Mitfahrer, wo Sie Ihre Notreserven aufbewahren.
- Wenn Sie Anzeichen von Unterzuckerung an sich wahrnehmen, halten Sie so schnell wie möglich an und nehmen sofort schnell wirkende Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsaft zu sich. Fahren Sie erst weiter, wenn sich Ihre Stoffwechsellage stabilisiert hat.
- Führen Sie immer Ihren Diabetes-Ausweis mit sich. So können Helfer und Polizei im Notfall schnell die richtigen Maßnahmen ergreifen. Quelle: ADAC
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