Reisedurchfall: Hier lauern die Erreger

Tschüss Strandbar, hallo Kloschüssel!!! Eine Toilette steht in der Düne

von Dr. Dinah Murad, unabhängige medizinische Beraterin von Digestio Community Team

In diesem Artikel erfährt man:
  • Was die gefährlichsten Quellen von Durchfall-Erregern im Ausland sind
  • Welche Speisen man problemlos essen kannst – und wo man aufpassen sollte
  • Welche Spezialitäten ein besonders großes Durchfallrisiko bieten – im Länderüberblick
  • Welche Länder besonders viele Fälle von Reisedurchfällen verzeichnen

Durchfall auf Reisen – in vielen Urlaubsländern der Welt ist die Wahrscheinlichkeit, ihn zu bekommen, sehr hoch, in einigen wie z. B. Indien liegt sie sogar bei über 80%. Aktuelle Studiendaten zeigen, dass trotz reisemedizinischer Beratung einfache, vorbeugende Maßnahmen wie Ratschläge zur Hygiene jedoch nicht immer zu greifen scheinen.

Experten des Europäischen Netzwerkes für Reisemedizin (EuroTravNet) haben dazu über 32.000 Krankheitsdiagnosen von Reisenden untersucht. Im Rahmen dieser aktuellen Analyse zeigte sich, dass es keine belegten effektiven Maßnahmen gibt, um Reisediarrhö tatsächlich zu verhindern. Zwar gibt es z. B. eine Impfung gegen Rotaviren, diese sind aber nur einer von vielen Erregern, die Durchfälle auslösen können.

Die einzigen von Experten empfohlenen Maßnahmen gegen verschiedenste Durchfallerreger sind verstärkte Hygiene und ein vorsichtiger Umgang mit Nahrungsmitteln und Getränken – zuverlässig wirken diese jedoch oft nicht. Denn die Möglichkeiten, sich mit Erregern zu infizieren, sind einfach zu vielfältig. Vor allem in wärmeren Gebieten wie in der Mittelmeerregion, den Tropen und Subtropen ist das Ansteckungsrisiko erhöht.

Faktoren wie ungewohntes Klima oder Zeitverschiebung stellen den Körper auf die Probe und können ihn anfälliger machen. Hinzu kommen krankheitserregende Keime, die sich durch die höheren Temperaturen und niedrigeren Hygienestandards schneller ausbreiten können. Typische Erreger sind Noroviren, Salmonellen, Campylobacter, oder enterotoxische E. coli-Bakterien (ETEC). Nachdem sie in den Körper gelangt sind, können sie eine akute Diarrhö auslösen – plötzlich auftretender, dünnflüssiger, wässriger Stuhl, der ohne Behandlung meist drei bis vier Tage anhält.

Wichtig ist neben einer zuverlässigen Linderung der Beschwerden und dem Ausgleich des starken Flüssigkeitsverlustes, dass die Erreger schnell wieder ausgeschieden werden. Es stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Behandlung von akutem Reisedurchfall zur Verfügung. So zum Beispiel: Racecadotril, Loperamid, Tannin, Kaolin, Pektin, medizinische Kohle und Probiotika. Wie wirkt zum Beispiel der Wirkstoff Racecadotril? Durchfallmittel mit dem Wirkstoff Racecadotril normalisieren den übermäßigen Flüssigkeitseinstrom in den Darm. Die Darmbewegung wird dabei nicht gehemmt.

Die häufigsten Ursachen für Durchfall im Urlaub
Die Übertragung von Durchfallerregern kann von Mensch zu Mensch, über verunreinigte Gegenstände oder Oberflächen erfolgen – vor allem aber über Lebensmittel, die die Keime mit dem Essen in den Körper schleusen. Genuss von landestypische Köstlichkeiten, aber stets mit Vorsicht! Achten Sie stets darauf, wo Sie essen gehen, was Sie bestellen und wie die Gerichte aussehen.

Typischerweise finden sich Erreger von Durchfallerkrankungen vor allem auf rohem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, Salat und in rohen Eiern (z. B. verarbeitet in Mayonnaise oder Speiseeis). Achten Sie bei Fleisch darauf, dass es stets gut durchgegart ist. Denn nicht ausreichend erhitztes Schweine- oder Rindfleisch und ungenügend gegartes Geflügelfleisch sind Quellen für Erreger. Zudem sollten die Speisen frisch zubereitet sein. Denn auch durchgegartes Fleisch, das seit Stunden in einer Auslage oder am Buffet liegt, kann mit Krankheitserregern belastet sein.

Seien Sie vorsichtig bei Gerichten wie Tatar oder Ceviche, die rohes Fleisch bzw. rohen Fisch enthalten. Auch um aufgewärmte Gerichte sollten Sie einen Bogen machen. Milchprodukte und (nicht pasteurisierte) Milch sowie Leitungswasser bieten weitere Gefahrenquellen und sollten gemieden bzw. wenn möglich vor dem Verzehr abgekocht werden.

Nicht immer stecken aber Keime hinter dem Durchfall. Auch zu hohe Temperaturen und direkte Sonneneinstrahlung können unseren Darm durcheinander bringen.

Reisedurchfall vermeiden: Was sollte man im Ausland (nicht) essen?
Trotz der Gefahr von Durchfall im Urlaub, sollten Sie sich nicht davon abhalten lassen, landestypische Gerichte auszuprobieren. Doch welche von den köstlichen Spezialitäten sind im Urlaubsland relativ sicher und welche sollten Sie lieber meiden? Die Antworten finden Sie in der folgenden Liste mit empfehlenswerten und riskanten Speisen einiger beliebter Urlaubsländer.

Die mit „+“ gekennzeichneten Gerichte enthalten Zutaten, die nicht so anfällig für Erreger sind bzw. bei deren Zubereitung Erreger kaum eine Chance haben. Mit „–“ versehene Speisen sollten Sie meiden bzw. vor dem Verzehr gut prüfen. Sie enthalten Zutaten, die nach ungünstiger Lagerung oder falscher Zubereitung Durchfallerreger einen guten Nährboden geben.

Reisedurchfall vermeiden in Spanien
+ Tapas:
Bei den typisch spanischen Tapas sollten Sie zugreifen – so gut wie vor Ort bekommen sie die wahrscheinlich nur selten. Bei kleinen Köstlichkeiten mit Fisch oder Meeresfrüchten müssen Sie aber vorsichtig sein, greifen Sie bei vegetarischen Häppchen zu. Bitte beachten: je länger die Speisen am Buffet liegen, desto kritischer sollten Sie sein. Bei Zweifel lieber nach einer frischen Portion fragen.

+ Almejas a la marinera:
Bei diesem traditionellen Gericht werden Venusmuscheln in einem Sud aus Olivenöl, Muschelfond, Weißwein, Gewürzen und Kräutern zubereitet. Die Muscheln sollten natürlich stets frisch und gut durchgegart sein. Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, lieber die Finger davon lassen.

Reisedurchfall vermeiden in Ägypten
+ Molokhia:
Die Grüne Suppe ist ein typisch ägyptisches Gericht. Sie wird aus der langkapseligen Jutepflanze zubereitet und anschließend mit Reis oder Fladenbrot serviert.

+ Hammam Mahshi:
Eine weitere ägyptische Spezialität sind gefüllte Tauben. Geflügelfleisch sollte immer genügend durchgegart sein – überprüfen Sie das unbedingt, bevor Sie mit dem Essen beginnen.

Reisedurchfall vermeiden in Südafrika
+ Bobotie:
Der südafrikanische Hackbraten Bobotie wird traditionell mit Rosinen zubereitet und anschließend mit Ei überbacken, dazu werden häufig gelber Reis, Bananenscheiben und Chutney serviert.

+ Gegrillter Crayfish:
Gegrillter Crayfish ist eine Spezialität in Südafrika. Die Langustenart ist dort eine beliebte Delikatesse. Achten Sie wie bei allen Fisch- bzw. Meeresfrüchtegerichten aber darauf, dass die Zutaten frisch sind und korrekt zubereitet werden.

Reisedurchfall vermeiden in Peru
+ Tamale:
Tamale ist ein Maisteig, der mit Fleisch, Käse oder anderen Zutaten gefüllt und anschließend in Pflanzenblätter eingehüllt gedämpft wird.

+ Ceviche
Ceviche ist ein typisch peruanisches Gericht. Es wird aus verschiedenen Sorten rohen Fischs zubereitet, der mit Limettensaft mariniert wird. Passen Sie unbedingt darauf, dass der Fisch frisch ist und direkt vor Ort zubereitet wird.

Reisedurchfall vermeiden in Indien
+ Malai Kofta:
Diese Gemüsefrikadellen bestehen häufig aus Erbsen, Kartoffeln und indischem Käse. Sie werden mit würziger Kokossoße und Reis serviert.

+ Masala Jheenga:
Das typisch indische Gericht Masala Jheenga ist ein Garnelen-Curry und wird mit Gemüse und Kokosmilch zubereitet. Die Garnelen sollten natürlich frisch sein und gut gebraten werden, sodass eventuelle Erreger keine Chance haben.

Reisedurchfall vermeiden in Indonesien
+ Gulai Tahu:
Tofu in Currysoße mit Ananas und gedünstetem Gemüse, dieses vegetarische Gericht kannst du problemlos kosten.

+ Sate Ayam:
Die gegrillten Hühnerfleischspieße werden typischerweise in Erdnusssoße mit Gemüse serviert. Achten Sie darauf, dass das Fleisch gut durchgegart und die Soße frisch zubereitet ist.

Häufigkeit von Durchfall im Urlaub nach Ländern
Sehr hohes Risiko – über 50 %:
Afghanistan, Bangladesch, Indien, Myanmar, Nepal, Pakistan, Ägypten
Hohes Risiko – 20 bis 50 %:
Afrika (bis auf Libyen, Ägypten, Südafrika, Namibia, Botswana), Mittel- und Südamerika (bis auf Chile, Argentinien, Uruguay, Paraguay)
Mittleres Risiko – 8 bis 20 %:
Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Botswana, Libyen, Namibia, Südafrika, Jordanien, Israel, Saudi Arabien, Kuwait, Ost- und Südeuropa (z. B. Türkei, Spanien, Italien), Bhutan, Thailand, Südkorea, Russland