Grauer Star

Ein Augenmessgerät beim Augenarzt

von Edelgard Richter

Während des 111. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin wurde die Fertigung neuartiger Kunstlinsen vorgestellt, die das manchmal auftretende verzerrte Sehen nach einer Operation beseitigt.

Wie Professor Dr. hum. biol. Achim Langenbucher, Leiter der Experimentellen Ophthalmologie der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar, ausführte, bleiben bei 20 Prozent aller Patienten auch nach einer Operation des Grauen Stars Sehfehler zurück.

Von der neuen Generation Kunstlinsen profitieren insbesondere Patienten, die auf eine exzellente Sehfähigkeit angewiesen sind, wie beispielsweise Berufskraftfahrer.

In Deutschland leiden 90 Prozent aller Menschen zwischen 65 und 75 Jahren an trüben Augenlinsen, einem Grauen Star. Sie verlieren ab dem 60. Lebensjahr zunehmend ihr Sehvermögen, sehen verschwommen und wie durch einen Schleier. Dagegen hilft eine kurze Operation, bei der Augenärzte die körpereigenen Linsen gegen klare Kunstlinsen austauschen.

Rund 600.000 solcher Katarakt-Operationen fanden 2012 in Deutschland statt. Bei 20 Prozent der Patienten kann der Linsenaustausch einen bestimmten Abbildungsfehler, das verzerrte Sehen, bisher jedoch nicht beseitigen. „Diese Patienten sehen wie durch ein verkratztes Brillenglas oder eine verbogene Glasscheibe.

Daran ändert auch die neue Kunstlinse nichts“, erklärte Professor Achim Langenbucher, Leiter der Experimentellen Ophthalmologie der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Schuld daran ist eine unebene Augenoberfläche. Jedoch auch Menschen, die auf eine exzellente Sehfähigkeit angewiesen ist, wie beispielsweise Berufskraftfahrer, kann durch eine neue Generation Kunstlinsen profitieren.

Um die beschriebenen Abbildungsfehler zu beseitigen, hat ein Forscherteam unter der Leitung von Professor Langenbucher ein neues mathematisches Verfahren entwickelt, das eine passgenaue Fertigung der Kunstlinsen speziell für unebene Augenoberflächen ermöglicht. Dazu wird als erstes gemessen, wie sich das Licht im Patientenauge ausbreitet.

Diese Messung kann jede Klinik vornehmen, die Katarakt-Operationen durchführt. „Die Kliniken schicken uns die Messdaten nach Homburg/Saar“, erläuterte Langenbucher. „Wir berechnen dann mit speziellen mathematischen Verfahren eine Linse, deren Oberfläche das Licht ideal auf die Netzhaut dieses Patienten führen“, erklärte er.

„Damit gleichen wir die Unebenheiten der Augenoberfläche aus und beseitigen optische Verzerrungen“. Zugleich bestimmen die saarländischen Spezialisten auch die Anfälligkeit der Linsen für Verschiebungen im Auge während und nach der Operation.

„Im Endeffekt soll die Kunstlinse dem Patienten das Optimum sowohl in Bezug auf die Abbildungsqualität als auch die Robustheit bieten“, sagte Langenbucher.

Nachdem die Experten in Homburg/Saar die Daten für die ideale Linsenoberfläche errechnet haben, schicken sie die Messdaten an den Hersteller. Dort fertigen Dreh- und Fräsmaschinen die passgenauen Implantate aus dem üblichen Standardmaterial für Intraokularlinsen.

Die Experten in Homburg/Saar prüfen die fertigen Implantate und senden sie anschließend an die behandelnde Klinik, wo sie dem Patienten eingesetzt werden können. „Die Fertigung der individuellen Kunstlinsen ist in naher Zukunft möglich“, sagte Langenbucher.

Patienten sollten sich bei ihrem behandelnden Arzt erkundigen, ob sie für die Sonderanfertigungen in Frage kommen und sich gegebenenfalls auf einer Warteliste in Homburg/Saar vormerken lassen. Die neuen Linsen gelten als Premium-Produkt. Die Zusatzkosten hierfür müssen die Patienten jedoch selbst tragen.