Vom Alexanderplatz ein Blick direkt auf die Welt-Zeit!
Bild: DPA / Gregor Fischer
von Ursula A. Kolbe
Der Berliner Alexanderplatz ohne die Weltzeituhr? – Undenkbar. In den nun fünfzig Jahren ihrer Existenz ist sie zum Symbol geworden; ein Stück Herzblut der Berliner, Treffpunkt für seine Einwohner wie die Besucher aus aller Welt.
Blicken wir zurück in das Jahr 1968. Damals ist Erich John Dozent für Formgestaltung an der Kunsthochschule Weißensee. Zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR war ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Alexanderplatzes ausgeschrieben worden. Und Walter Womacka, der damalige Rektor des Instituts und zuständig für die Kunst des neuen Platzes, war es, der John ermunterte, daran teilzunehmen. Was dieser dann auch tat.
Und dieser, der Entwurf des Industriedesigners Erich John, wurde dann auch ausgewählt. Dem „Berliner Kurier“ sagte er dazu: „Meine Idee einer Weltzeituhr war eine Provokation, ein Gegenkonzept zum Mauerbau und ein Plädoyer für Weltoffenheit.“ Zur Eröffnung des Alexanderplatzes und des Fernsehturms 1969 war die zehn Meter hohe Uhr fertig.
Eigentlich heißt das einzigartige Werk vollständig Urania-Weltzeituhr. Bei Abrissarbeiten auf dem Alex war eine 2Uraniasäule (Wettersäule) gefunden worden. Dieser Fund hatte John die ausschlaggebende Idee zur Weltzeituhr gegeben. Zur Geschichte dieser Säule sei gesagt, dass die Urania-Gesellschaft im Kaiserreich überall in Berlin solche Säulen hat aufstellen lassen. Thermometer zeigen das Wetter an, ein Blick aufs Barometer verriet Passanten, ob sich gerade ein Tief der Hauptstadt näherte. Es handelte sich also um einen 4,50 Meter hohen Wetterbericht aus Gusseisen, aufgestellt 1892, und ganz oben waren Uhren.
Ein Blick in das Innere
Die Weltzeituhr besteht aus einem Zylinder mit 24 Ecken, der auf einer Säule steht. Jede der Ecken des rotierenden Zylinders ist mit geätzten Aluminiumplatten verkleidet und farbig emailliert. Diese 24 Segmente stellen die 24 Zeitzonen der Erde schematisch dar. Auf den Aluminiumplatten wurden die wichtigsten Namen der Städte aus den Zeitzonen eingefräst. Im Zylinder dreht sich ein Stundenring, so dass die momentanen Uhrzeiten in den jeweiligen Zeitzonen von außen ablesbar sind.
Oben auf der Weltzeituhr befindet sich ein vereinfachtes Modell des Sonnensystems. In einem Raum unterhalb der Uhr übernimmt noch immer ein umgebautes Trabantgetriebe aus DDR-Zeiten den Antrieb des Stundenrings. Der Boden zu Füßen der Uhr wurde mit einem Mosaik in Form einer Windrose gestaltet. Die Technik befindet sich unter der Erde – in einem fünf mal fünf Meter großen Raum. Lange gab es das Gerücht, dass sich Stasi-Abhörtechnik in der Uhr befindet. Doch bei der Sanierung 1997 wurde nichts gefunden.
Wie gesagt: 1997 wurde die Weltzeituhr umfassend saniert und die Städtenamen auf dem Zeitring aktualisiert: Zum Bespiel alte gegen aktuelle Namen ausgetauscht und rund 20 Städte neu hinzugefügt. Seit 2015 steht die Urania-Weltzeituhr unter Denkmalschutz.
Erstmals jetzt auch als Souvenir
Erich John, der emeritierte Prof. für Industriedesign aus Biesdorf, ist ja der Urheber und ihm gehören die Vermarktungsrechte. Diese hat er kürzlich an den Geschäftsführer vom Start-up Weltzeituhr, Carsten Kollmeier, übergeben. Die Uhr selbst gehört aber weiterhin dem Land Berlin.
Der Unternehmer und Kulturmanager Kollmeier, der auch das private Dali-Museum am Potsdamer Platz leitet, sieht diese Uhr als zeitgeschichtliches Wahrzeichen der Stadt, als eine Design-Ikone. Eine Tafel soll über ihre Geschichte informieren. Die Weltzeituhr sei nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Symbol für die Arbeit in der DDR.
Der Manager will für die Weltzeituhr eine hochwertige Produktkollektion auf den Markt bringen, keine Billig-Souvenirs. Bislang besteht die Kollektion aus rund 30 Artikeln, in Berlin und weiteren Bundesländern meist handgefertigt. So Modelle in verschiedenen Größen, Materialien und Preisen, darunter als Schlüsselanhänger, Tischaufsteller und „Handschmeichler“ aus Bronze und Zinn. Erhältlich unter www.weltzeituhr-berlin.de oder bei ausgewählten Partnern, etwa in Berlin dem nahen Galeria-Kaufhof und dem Hotel Park Inn. Zehn Prozent der Erlöse sollen in die Erhaltung des Denkmals fließen.
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