Im Geiste der Humboldts ein Haus des Volkes
Bild: Förderverein Berliner Schloss
von Ursula A. Kolbe
Mit wachsender Schlossfassade und seinem zukunftsträchtigen Innenleben rückt auch das öffentliche Interesse an das Humboldt Forum auf dem Berliner Schlossplatz immer mehr in den Blick. So auch jüngst auf dem Medienforum des Tourismus Dialog Berlin.
Dazu eingeladen als kompetente Gesprächspartner waren der Kultursenator Dr. Klaus Lederer, Prof. Dr. Hermann Parzinger, einer der drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums, Johannes Wien, Stiftungssprecher des Humboldt-Forums, und Wilhelm von Boddien vom Förderverein des Berliner Schlosses.
Fragen, wie das Humboldt Forum in der historischen Mitte der Hauptstadt als Schaufenster Deutschlands wirken kann oder auch wie dieses geistig-kulturelle Zentrum im Geiste der Humboldts als ein zeitgenössisches Haus des Volkes seine Türen öffnet, wer angesprochen werden soll, wurden diskutiert.
Sinnbildlich stehen als Namensgeber die Gebrüder Humboldt: Alexander und Wilhelm von Humboldt, Alexander als weitgereister Weltbürger und Forscher für die Vielseitigkeit der außereuropäischen Sammlungen; Wilhelm, der Universalgelehrte, vertrat u. a. die Idee, verschiedene Bildungseinrichtungen und Wissenschaftslehren unter einem Dach zu vereinen. Wie die beiden Brüder einst, wird in Zukunft das Humboldt Forum Natur- und Kulturwissenschaften verbinden.
Ein weltumspannender Kultur- und Dialogort
Mit seiner Hülle – das Berliner Schloss war zu Beginn des 18. Jahrhunderts einer der herausragenden Barockbauten nördlich der Alpen – erhalten jetzt die umliegenden historischen Gebäude wieder ihre städtebauliche Orientierung: Der Berliner Dom und das Alte Museum am Lustgarten ebenso wie die Allee Unter den Linden.
Die kunst- und Kulturschätze auf der Museumsinsel werden mit den außereuropäischen Sammlungen im Humboldt Forum, dem Museum des Ortes, dem Humboldt-Lab und der Berlin-Ausstellung zu einem weltumspannenden Kultur- und Dialogort ergänzt.
Die Experten sagen: Gebäudehülle und –Inhalt finden in einem „wunderbaren Widerspruch“ zusammen: Wo sich einem herrschenden Vorurteil zufolge früher die militärische Macht allein konzentrierte, steht jetzt Kultur und Forschung an erster Stelle; wo früher römische Herrschaftsarchitektur dominierte, finden sich nun erneut auch die außereuropäischen Kulturen.
In die Ausstellungsräume des Humboldt Forums werden die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus dem Museumszentrum Berlin-Dahlem (u. a. Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst) verlegt. Diese werden zusammen mit den in anderen Museen untergebrachten Sammlungen der europäischen Kunst auf der Museumsinsel einen Ort der Weltkultur bilden.
Die große Eingangshalle des Gebäudekomplexes soll mit themenübergreifenden Veranstaltungen als verbindendes Element wirken und ein besonderer Publikumsmagnet sein – ganz im Sinne der Idee Gottfried Wilhelm Leibnitz von einem umfassenden Wissenschaftstheater. Ergänzt wird das Angebot mit einem Wissenschaftsmuseum mit den medizinischen Sammlungen Rudolf Virchows einer zum Konzept passenden Büchersammlung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sowie der Staatsbibliothek zu Berlin.
Das „Agora“ genannte Veranstaltungszentrum soll dem Dialog der Kulturen der Welt dienen. Im zweiten Stockwerk finden künftig die Kultur Ozeaniens, Amerikas und Afrikas sowie in der dritten Etage Asiens ihren Platz. Die derzeit noch im Ethnologischen Museum und im Museum für Asiatische Kunst in Berlin-Dahlem untergebrachten Sammlungen umfassen über 500.000 Artefakte und Kunstwerke.
Als Eröffnungstermin wird das Jahr 2019 genannt. Einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht. Für den Geschäftsführer des Fördervereins Wilhelm von Boddien wäre der 14. September 2019 – der 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt – ideal. Auch wenn es dann nur eine Teileröffnung wäre, bekräftigte er auch an diesem Abend. Das 250. Jubiläum seines Bruders Wilhelm ist bereits an dessen Geburtstag am 22. Juni diesen Jahres begangen worden.
Die Vision der Gründer und Förderer des Humboldt Forums von einem Museums-, Wissens- und Begegnungszentrum in der Kubatur und mit den barocken Fassaden des Berliner Schlosses nimmt immer konkretere Gestalt an.
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