Die Liebermann-Villa
Bild: Martin Goldmann / pixelio.de
von Edelgard Richter
Am 26. Juli 1910 bezog Max Liebermann mit seiner Frau Martha sein Sommerhaus direkt m Wannsee in Berlin, das er sein „Schloss am See“ nannte. Hier wohnte er in den Sommermonaten bis zu seinem Tode im Jahre 1935. Den Garten ließ er von dem nachmaligen Stadtgartendirektor von Berlin Albert Brodersen anlegen und sich dabei von Alfred Lichtwark, der damals Direktor der Hamburger Kunsthalle war, beraten. Mit dem Bau der Villa am Wannsee erfüllte sich Liebermann einen lang gehegten Traum.
Schon seit 1870 wurden in der Colonie Alsen große Villen gebaut, denn viele wohlhabende Einwohner von Berlin zog es ins Grüne. Die 1863 von dem Berliner Bankier Wilhelm Conrad gegründete Landhauskolonie Alsen außerhalb der Stadt Berlin, deren erstes Gebäude der 1870 erbaute Sommersitz, die „Villa Alsen“ von Wilhelm Conrad war, wuchs in den nachfolgenden Jahren äußerst schnell.
Liebermann wurde am 20. Juli 1847 in Berlin geboren und besuchte später die Kunstakademie in Weimar. 1874 ging er nach Frankreich, wo er Leben und Arbeit der einfachen Leute auf die Leinwand bannte. Danach verbrachte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges jeden Sommer mehrere Monate in Holland. Seit 1878 lebte er ständig in München. Auch hier waren Arbeiter und Bauern seine bevorzugten Motive.
Nachdem er in Bad Kissingen seine spätere Frau Martha kennen gelernt hatte, kam Liebermann 1884 nach Berlin zurück und heiratete hier. Von seinem Vater, einem jüdischen Textilfabrikanten, erbte er 1894 das Haus am Pariser Platz 7, in dem er seit 1892 bereits wohnte. Jetzt malte er nicht mehr die einfachen Leute, sondern die Porträts der wohlhabenden Berliner Bürger.
Seine ersten Porträts waren die des Dichters Gerhart Hauptmann und Wilhelm von Bode, dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums (heute Bode-Museum). Zu der Zeit entstanden auch im Nordseebad Noordwijk die Strand- und Reiterbilder.
Mit einer Ausstellung seiner Gemälde, Zeichnungen, Radierungen und Lithographien gelingt ihm 1897 der künstlerische Durchbruch. 1920 wurde Max Liebermann zum Präsidenten der Preussischen Akademie der Künste berufen. 1932 gab er das Amt auf, wurde aber 1933 Ehrenpräsident der Akademie.
Neben vielen anderen Ehrungen wurde Liebermann im Juni 1927 zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. Als die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, mußte er jedoch das Ehrenpräsidium der Akademie der Künste niederlegen.
Von 1914 bis zu seinem Tode verbrachte Max Liebermann die Sommermonate regelmäßíg in seinem Haus am Wannsee, dessen Garten er in über 200 Gemälden verewigt hat. In diesen Jahren entstanden auch Porträts seiner Frau, die er in unterschiedlichen Posen malte und zeichnete.
Am 8. Februar 1935 starb Liebermann im Alter von 87 Jahren. Seine Frau zog aus dem großen Haus am Pariser Platz in eine Wohnung in der Graf-Speee-Straße (heute Hiroshima Straße) in unmittelbarer Nähe des Tiergartens gelegen. Die Immobilie am Brandenburger Tor wurde dann von den Nationalsozialisten übernommen und das Haus am Wannsee musste Martha Liebermann an die Deutsche Reichspost „verkaufen“, die 1940 darin ein Lazarett einrichtete. Den Kaufpreis hat sie jedoch nie erhalten.
Am 10. März 1943 starb Martha Liebermann 86jährig im Jüdischen Krankenhaus in Berlin, nachdem sie eine Überdosis Veronal genommen hatte, weil man sie in das KZ Theresienstadt deportieren wollte. Sie und ihr Mann sind auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee in Berlin begraben.
Nach dem Krieg erhielt die in den USA lebende Tochter des Ehepaars Liebermann die Sommervilla am Wannsee zurück. 1958 kaufte das Land Berlin das Haus, das bis 1969 als Krankenhaus genutzt wurde. Ab 1972 verpachtete das Land Berlin Haus und Garten an den Deutschen Unterwasser Club (DUC), einem Tauchverein, dessen Pachtvertrag eine Laufzeit bis zum Jahr 2015 hatte.
Schon seit einigen Jahren war das Interesse an Leben und Wirken des bedeutenden Künstlers groß, so dass in den Jahren 1979, 1992, 1997 und 1998 mehrere große Ausstellungen der Werke Max Liebermanns in Berlin, Hamburg, Frankfurt (Main) und Wien stattfanden, die starken Zuspruch hatten. 1995 gründete sich dann die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V., die sich in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg für eine angemessene Nutzung des Hauses am Wannsee einsetzte.
Im Herbst 1997 beschloss das Abgeordnetenhaus von Berlin, die Liebermann-Villa in ein Museum umzuwandeln. Im August 2002 zog dann der Tauchverein auf ein in der Nähe befindliches Grundstück um, das ihm im Tausch gegen das Liebermann-Grundstück zur Verfügung gestellt wurde.
Die Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten an der Liebermann-Villa, die rund drei Millionen Euro gekostet haben, wurden von der Max-Liebermann-Gesellschaft und durch private Spenden finanziert. Einen Zuschuss zur Sanierung gab es von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Der bis an den Wannsee reichende Garten konnte aufgrund der zahlreichen Gemälde Liebermanns so prächtig wieder hergestellt werden wie zu seinen Lebzeiten. Reste von Tapeten und ursprünglichen Anstrichen im Haus selbst fanden für die Rekonstruktion Verwendung; allerdings sind keinerlei Original-Möbel mehr vorhanden.
Das Museum Liebermann-Villa wird mit Unterstützung der Max-Liebermann-Gesellschaft betrieben und sie ist auch für die Erhaltung von Haus und Garten zuständig. Im ehemaligen Atelier Liebermanns sind Gemälde und Pastellzeichnungen des Malers zu besichtigen; im Erdgeschoß ist die Geschichte der Familie und des Hauses dokumentiert.
Die Liebermann Villa ist täglich, außer dienstags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
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