Der große Tiergarten in Berlin
Bild: Mathias Klingner/pixelio.de
von Edelgard Richter
Was der Central Park in New York oder der Hyde Park in London für deren Einwohner bedeuten, das ist der Große Tiergarten in Berlin. In der Mitte der Stadt gelegen, erstreckt sich die 210 Hektar große Parkanlage zwischen Potsdamer Platz, Regierungsviertel, Brandenburger Tor und Bahnhof Zoologischer Garten.
Es ist das grüne Herz von Berlin, das zu allerlei Aktivitäten einlädt. Neben großen Rasenflächen gibt es Schmuckanlagen wie den Rosengarten oder die Luiseninsel. Zahlreiche Skulpturen und Denkmale bereichern den Park.
Bereits 1527 wurde ein kleiner Tiergarten in der Nähe des Berliner Schlosses, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den nächsten Jahren wieder aufgebaut werden soll, angelegt. Dieser Tiergarten wurde ständig vergrößert, es wurden Wildtiere ausgesetzt, das Gelände wurde mit einem Zaun umgeben und war schließlich das Jagdrevier der Kurfürsten von Brandenburg.
Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I. von Preußen, überließ das Gelände als „Lustpark“ der Bevölkerung Berlins. Um eine direkte Verbindung zwischen dem Berliner Schloß und dem zwischen 1695 und 1699 erbauten Schloß Charlottenburg zu schaffen, wurde die Straße Unter den Linden durch den Tiergarten hindurch verlängert und der Große Stern, auf dem heute die 1873 geschaffene Siegessäule steht, angelegt.
König Friedrich II. von Preußen; Friedrich der Große (1712-1786), liess 1742 von dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff nach dem Geschmack der damaligen Zeit einen Barockpark mit Blumenbeeten, Rabatten und Spalieren anlegen. 1745 erlaubte der König hugenottischen Flüchtlingen am Spreeufer Erfrischungen anzubieten, jedoch mit der Auflage, keine festen Bauten zu errichten, weshalb Leinenzelte aufgebaut wurden, die später jedoch durch massive Gebäude ersetzt und zu stark besuchten Ausfluglokalen wurden.
An ihrer Stelle steht heute das Haus der Kulturen der Welt, das 1957 als Kongresshalle den Berlinern von den USA geschenkt wurde, und aufgrund ihrer Architektur von den Berlinern „Schwangere Auster“ genannt wird. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840) beauftragte 1818 Peter Joseph Lenné mit der Neugestaltung des Tiergartens. Durch bürokratische Verzögerungen konnten dessen Pläne erst in den Jahren 1833 bis 1840 verwirklicht werden.
Lenné ließ einen Landschaftspark nach englischen Vorbild mit Reit-, Fahr- und Spazierwegen anlegen. Es entstanden weite Rasenflächen mit Baumgruppen und kleinen Wasserläufen, Seen mit kleinen Inseln, zahlreiche Brücken und Alleen.
Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts bestand der Park in dieser Form nahezu unverändert. Lediglich Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) ließ zwischen 1895 und 1901 eine Siegesallee quer durch den Tiergarten anlegen, die aus
32 Figurengruppen aus Marmor bestand und von den Berlinern spöttisch „Puppenallee“ genannt wurde.
Dabei handelte es sich um Standbilder, die von Albrecht I., dem Bär, dem Gründer der Mark Brandenburg bis zu Kaiserin Friedrich, geboren als Prinzessin Victoria von Grossbritannien und Irland, sämtliche Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, Könige von Preußen und die Kaiser von Deutschland zwischen 1165 und 1888 darstellten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele der Figuren beschädigt und teilweise auch zerstört. Nachdem sie von 1978 bis 2009 im Schlosspark Bellevue ausgegraben wurden, stehen sie derzeit zur Restaurierung in der Zitadelle Spandau.
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Tiergarten schwer beschädigt. In den kalten Wintern nach 1945 fällten die Berliner die letzten Bäume als Brennmaterial. Da auch die Lebensmittelversorgung in der Stadt in den Jahren nach dem Krieg sehr schlecht war, erlaubte der britische Stadtkommandant, dass im Tiergarten 2.500 kleine Parzellen angelegt und darauf Kartoffeln und Gemüse angepflanzt wurden.
Gab es vor dem Krieg etwa 200.000 Bäume, so standen jetzt nur noch 700. Zwischen 1949 und 1959 wurde mit der Erneuerung des Tiergartens begonnen und die von Joseph Peter Lenné angelegte Teichlandschaft mit ihren Kanälen und Brücken wieder hergestellt. Als erster Baum wurde vom damaligen Oberbürgermeister Berlins Ernst Reuter 1949 eine Linde gepflanzt. 250.000 Bäume kamen als Spenden aus ganz Deutschland nach Berlin.
1950 machte der britische Stadtkommandant von Berlin, General Sir Geoffry Bourne, zum Gedenken an die gute deutsch-britische Zusammenarbeit während der Berliner Blockade den Vorschlag, einen Englischen Garten anzulegen. Die britische Bevölkerung und das Königshaus unter König Georg VI. spendeten mehr als 5.000 Bäume.
Am 29. Mai 1952 kam Außenminister Sir Antony Eden nach Berlin und übergab den Englischen Garten der Öffentlichkeit. Bei ihrem Berlin-Besuch im Jahr 1965 pflanzte Königin Elisabeth II. in der Nähe des Teehauses eine Eiche aus dem Park Windsor. Und so wurde der Große Tiergarten in Berlin nach und nach wieder eine grüne Insel inmitten der Großstadt, die zum Flanieren und zu sportlichen Aktivitäten einlädt. Aber man kann auch ganz einfach nur in der Sonne sitzen und die Seele baumeln lassen.
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