Weingarten-Initiative Berlin fasst Fuß

„Einblicke“ in den Besuch der Weinkönigin in Myer´s Hotel

von Ursula A. Kolbe

Eine gute Idee hat kürzlich die amtierende deutsche Weinkönigin Nadine Poss aus ihrer angestammten Heimat im Nahe-Weinbaugebiet, Rheinland-Pfalz, über ein Wochenende nach Berlin gezogen. Im Rahmen der DEHOGA Weingarten-Initiative Berlin hielt sie in neu entstandenen Weingärten Hof. Seit nun schon zehn Jahren zu einem guten Brauch geworden.

Stilgerecht in einem 60 Jahre alten Bentley fuhr sie auch in Myer’s Hotel, Metzer Straße in Prenzlauer Berg, vor. Hier im Garten des romantischen Hotels habe sie gar nicht das Gefühl, in einer quirligen Großstadt zu sein, sondern gemütlich in Ruhe und Abgeschiedenheit einen guten Tropfen Wein genießen zu können.

Und vom Projektmanager des Hauses und Vorstandsvorsitzenden des Berlin PRO Prenzlauer Berg e. V., Sascha Hilliger, war zu erfahren, dass gerade in Bezug der neuen Kulturreihen und Kooperationen wie mit dem Weinladen Schmidt aus der Kollwitzstraße auch in ihrem Haus wieder stärker das Thema Wein gelebt werden soll. Er denke an Verkostungen im Garten, thematische Ausstellungen und Weinlesungen.

Myer’s Hotel unterstützte 2005 auch die Initiative, am Wasserturm einen kleinen Weinberg, Weinschaugarten einzurichten.

Die Weingarten-Idee fasst in Berlin immer mehr Fuß, entwickelt sich zunehmend als Metropole gepflegter Gastlichkeit, bringt der Projektleiter dieser Berlin-Initiative der DEHOGA Reiner Jäck zum Ausdruck. Und sie soll durchaus keine Konkurrenz zum Biergarten-Pendant mit seiner legendären Berliner „Molle“ unter schattigen Bäumen sein. Eher eine Ergänzung kultivierter Sommergastronomie in gepflegter Umgebung. Und diese Idee fasst in immer mehr Orten Berlins Fuß. Von Berlinern wie Touristen gleichermaßen angenommen.

Der Gedanke Berlin und Weinbau ist gar nicht so abwegig. Was ein Blick in die Geschichte belegt: Schon im 12. Jahrhundert legten Mönche die ersten Weingärten an. Im Jahre 1656 existierten bereits 70 Weinberge und 26 Weingärten zwischen dem heutigen Weinbergsweg und der Weinstraße – zwischen Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain.

Diese lieferten jährlich etwa 60.000 Liter Wein. Getrunken haben ihn natürlich die Honoratoren – die Ratsherren, die Geistlichkeit, Professoren und Doktoren, was für sich schon Bände spricht.

Fast genau so unbemerkt entwickelt sich heute wieder eine Weinbautradition. So begann 1968 am Kreuzberg die Neubelebung des Weinbaus innerhalb der Stadt. Heute gibt es bereits zehn Weingärten in sechs Berliner Stadtbezirken, einschließlich dem der Ständigen Vertretung Hessens.

Sehr engagiert ist der Förderverein „Weingarten Berlin“ e. V., der sich seit 2003 mit dem Anbau in Prenzlauer Berg beschäftigt. Von hier kommt auch die Idee für die Ausstellung zur Berliner Weingeschichte, zur Broschüre „Reben, Ranken, Riesling – Berliner Weine“, entstanden mit Unterstützung des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf.

Und es fiel noch ein Stichwort: Gartenarbeitsschule am Sachsendamm in Tempelhof-Schöneberg. Vom überzeugten Berlin-Weingarten-Verfechter und aus Rheinland-Pfalz stammende Jäck ins Gespräch gebracht, erfuhren wir, dass diese bereits seit 1922 existiert und gerade das Verhältnis vieler Großstadtkinder zur Natur geprägt hat.

Freilandlabor, Tier- und Spielhof sind weitere Begriffe, die in folgenden Jahrzehnten bis heute in diesem Sinne wirken. Auch ein Weinberg auf dem Gelände des Freilandlabors in Tempelhof-Schöneberg gehört dazu.

Und noch ein Detail aus dem Nähkästchen: Die Schöneberger Weinlese hat inzwischen längst Tradition. Am jeweils letzten Montag im Oktober findet die alljährliche Lese statt. Dabei sind auch Schöneberger Grundschüler, die am Sachsendamm ihren Schulgartenunterricht erhalten.

Nicht zu vergessen bei all dem der „Berliner Riesling“, ein Produkt aus dem Bezirk Pankow, genauer aus Prenzlauer Berg. Hier gedeihen am Südosthang des Wasserturmplatzes die wertvollen Rebstöcke. Aktiv bei allem dabei der Förderverein „Weingärten Berlin“ e. V.

Und wir genießen nun den bestätigten Rebengenuss im Sinne des Weingesetzes vom 7. April 1909 von Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preussen etc. verkündet und damit bestätigt: „Wein ist das durch alkoholische Gärung aus dem Saft der frischen Weintraube hergestellte Getränk“. In diesem Sinne – Einen Schoppen Wein bitte!