Tegeler Stadtheide: Vom Flugfeld zum Landschaftspark
Bild: Thomas Rosenthal
von Karina Thinius
Auf dem ehemaligen Gelände des Flughafen Tegel haben Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt, und Christoph Schmidt, Geschäftsführer von Grün Berlin die Planungen für die zentralen Bereiche des Landschaftsparks der Tegeler Stadtheide vorgestellt. Auf perspektivisch 190 Hektar des ehemaligen Flughafengeländes wird Grün Berlin in den kommenden Jahren für das Land Berlin einen neuen Typus Park entwickeln. Es entsteht ein einmaliger Freizeit- und Erholungsraum für die Metropole Berlin und gleichzeitig ein Schutzreservat für Flora und Fauna. Die Entwicklung des Landschaftsparks ist dabei ein zentraler Baustein der Vision „Nachnutzung des Flughafens Tegel“ und schafft erst den ökologischen Ausgleich für die Baumaßnahmen der Urban Tech Republic und des Schumacher Quartiers.
Das Gelände im Süden des Bezirks Reinickendorf, auf dem zeitweise bis zu 24 Millionen Fluggäste pro Jahr abgefertigt wurden, war jahrzehntelang nicht öffentlich zugänglich und wird nun in den kommenden Jahren zu einem neuen, umfassend und innovativ gestalteten Freiraum entwickelt. Mit der Entwicklung soll dieser wertvolle Landschaftsraum allen Berlinerinnen und Berlinern sowie den Gästen der Stadt ganz neu erschlossen werden. Um die Ziele des Naturschutzes und der Erholungsnutzung in Einklang zu bringen, wurden vorab mit dem Landschaftskonzept Tegeler Stadtheide Leitlinien erarbeitet, welche durch ein Entwicklungs- und Pflegekonzept konkretisiert werden.
Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt: „An diesem besonderen Ort wächst die Grüne Infrastruktur Berlins um das besondere Element der Tegeler Stadtheide. Hier verbinden sich die Ziele des Naturschutzes, die Förderung der Biodiversität und die Erholung des Menschen in einem neuen Landschaftsraum und im Kontext eines neuen nachhaltigen Stadtquartiers.“
Christoph Schmidt, Geschäftsführer Grün Berlin: „Der Landschaftspark der Tegeler Stadtheide ist Teil einer vorbildlichen nachhaltigen Entwicklung eines Stadt- und Landschaftsraums. Mit dem Erhalt historischer Strukturen, dem Fokus auf Offenheit und Weite und einem innovativen Parkmanagement für Mensch und Natur gelingt die zukunftsgerichtete Transformation dieses bedeutsamen Freiraums.”
Ein innovativer Ort für Freizeit und Erholung
Im Fokus der Entwicklung stehen zwei essenzielle Themen. Zum einen soll das Ideal der offenen Landschaft und des Naturschutzes bewahrt werden, um den Blick ins Weite zu ermöglichen. Zum anderen präsentiert sich der neue Park mit Angeboten für Freizeit, Erholung und Naturerforschung als in alle Richtungen anschlussfähiges Bindeglied zu den umliegenden Stadt- und Landschaftsräumen.
Den Schwerpunkt auf dem Areal des Landschaftsparks der Tegeler Stadtheide, der Menschen zu Erholung und Freizeitgestaltung einladen soll, bilden die Flächen der rund drei Kilometer langen und 60 Meter breiten Landebahn. Diese bleibt als historische Bestandsstruktur des ehemaligen Flughafens nicht nur erhalten, sondern wird auch nachhaltig in die Zukunft transformiert und gleichzeitig identitätsstiftendes Element im Gesamtkonzept. Für Aktivitäten wie Jogging, Radfahren, Skaten oder weitere Sportarten sind die Bedingungen hier optimal, während die benachbarte Fauna und Biotope bestmöglich geschützt bleiben. Entlang der Landebahn werden als besondere Anziehungspunkte sogenannte Tiny Forests angelegt, kleine Biodiversitäts-Oasen, die die Luft von Schadstoffen und Feinstaubpartikeln filtern und CO2 speichern. Ein Heidesteg am Ende bietet eine völlig neue Blickperspektive auf die Heide.
Mit dem Heideblick im Westen des Geländes entsteht eine Landschaftsskulptur, die Aussichtspunkt und Lebensraum für Flora und Fauna zugleich ist und im Sinne der Kreislaufwirtschaft die Wiederverwendung von Abbruchmaterial vor Ort fördert. Im Süden des Geländes werden zusätzliche Angebote für Kinder und Jugendliche geschaffen: Spiel- und Sportflächen sind hier ebenso nutzbar wie ein Umweltbildungszentrum mit Bildungsformaten für alle Besucherinnen und Besucher. Beim Bau kommen innovative Konzepte wie u.a. die Nutzung von Recycling-Materialien und Zukunftstechnologien im späteren Betrieb der energieeffizienten Park-Infrastruktur zum Einsatz.
Natur schützen und erforschen
Die Tegeler Stadtheide ist ein Ort von hohem naturschutzfachlichem Wert. Neben schützenswerten Biotopen gibt es hier bedrohte Tierpopulationen z. B. der Feldlerche oder der Zauneidechse, die nicht nur für die Berliner Biodiversität eine wesentliche Rolle spielen. Außerdem hat das Areal als großes Kaltluftentstehungsgebiet eine wichtige Funktion für das Stadtklima der angrenzenden Flächen. Mit der behutsamen Transformation des Landschaftsraums wird die Natur der Stadtheide nicht nur geschützt, sie dient zudem als Erkenntnisinstrument. Unter anderem kommen im Rahmen eines innovativen Ansatzes Technologien wie künstliche Intelligenz, Sensoren und digitales Monitoring zum Einsatz. Die auf diese Weise generierten, “grünen” Daten dienen als wertvolle Grundlage für die weitere Forschung und zur Identifizierung von Best-Practice-Methoden für eine zukunftsorientierte Qualifizierung und Bewirtschaftung.
Der Landschaftspark der Tegeler Stadtheide ist somit ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine harmonische Verbindung von Freizeit und Forschung mit dem Schutz von Flora und Fauna gelingen kann.
Nächste Planungsschritte
Grün Berlin hat Ende 2021 die Verantwortung für das Areal der Tegeler Stadtheide übernommen und seitdem rund 60 Hektar des Geländes im Rahmen einer ökologisch begleiteten Kampfmittelräumung sondiert und bei Bedarf beräumt. Diese Maßnahme ist nicht nur eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der heute vorgestellten Planung, sondern hat auch dazu geführt, dass seit 2022 sukzessive Schafe und Rinder als “tierische Landschaftspfleger” ihr neues Quartier in der Stadtheide beziehen konnten. Im Jahr 2024 werden temporäre Bürostandorte für das Team der Liegenschaft hinzukommen. Nach der Erstellung der Vorplanungsunterlage erfolgt nun die Weiterentwicklung zur Entwurfsplanung, in der die Ideen aus der Vorplanung unter architektonischen, technischen und landschaftsplanerischen Aspekten konkretisiert werden. Dieser Schritt wird mit der Abgabe der Bauplanungsunterlage (BPU) abgeschlossen, die für Winter 2024 geplant ist. Anschließend folgen die weitere Vertiefung in die erforderliche Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie die Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen, bevor anschließend der Bau beginnt. Die Fertigstellung bzw. Eröffnung ist für das Frühjahr 2029 geplant.
Seit April erweitert Campus Stadt Natur sein Angebot um zusätzliche geführte Touren, um Interessierten auch während der laufenden Baumaßnahmen Einblicke in die Entwicklung des Areals zu ermöglichen. Die bereits seit 2022 angebotenen Touren werden im Rahmen des kostenfreien Umweltbildungsprogramms von Grün Berlin angeboten und nun um den Fokus der Freiraumplanung erweitert. Während der etwa zweistündigen Rundfahrten haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die Tegeler Stadtheide mit dem Fahrrad und Elektroauto zu erkunden und mehr über die schützenswerte Flora und Fauna sowie die Transformation des Areals zu erfahren.
Die Finanzierung für die Entwicklung des Landschaftsparks Tegeler Stadtheide erfolgt durch Landesmittel und Ausgleichs- und Ersatzmittel zur Kompensation der Eingriffe durch die Neubaumaßnahmen in Tegel. Insgesamt stehen dafür 48,5 Millionen Euro zur Verfügung.
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