Am Brunnen vor dem Tore…
Bild: Waltraud Käß
von Waltraud Käß
…steht nicht immer ein Lindenbaum. Aber er würde an dem zu beschreibenden Ort, wie in dem alten Volkslied, gut hinpassen. Es ist nicht die Dorfmitte, wo jetzt der auf dem Foto gezeigte Brunnen steht, aber es ist ein belebter Ort, der täglich von vielen Menschen frequentiert wird.
Hier an diesem Platz vor dem Einkaufszentrum Eastgate am S-Bahnhof Marzahn entstand vor mehreren Wochen eine geheimnisvolle Baugrube. Dann erhielt diese eine Umfriedung durch einen rot-weißen Bauzaun und das Ganze dauerte eine Weile. Nirgendwo ein Hinweis, was es mit diesen Bauarbeiten auf sich hat. Der Berliner ist Überraschungen gewöhnt und so hat es ihn wahrscheinlich auch nicht sonderlich interessiert. Er würde es irgendwann erfahren.
Nach einigen Wochen Bauzeit steht nun seit Ende September an diesem Platz einsam eine blaue Säule, vermutlich aus Porzellan oder Keramik. Klingt jedenfalls so, wenn man an ihr klopft. Ich sah sie von weitem und wunderte mich über den nassen Fleck, der sie umrahmte. Es ist ein Trinkbrunnen. Ein dünner Wasserstrahl steigt aus einer Kugel leicht nach oben und plätschert dann in einen Ablauf.
Darüber soll man wohl den Mund halten und trinken? Ist ein bisschen eng. Oder das Wasser in die hohle Hand laufen lassen und dann trinken? Ist ein wenig unhygienisch. An der Rückwand hängt ein Schild, was evtl. Besucher darauf hinweisen sollte, dass man das Wasser noch nicht trinken solle, denn der Brunnen würde noch geprüft. Es hängt schon mehrere Tage.
Dieser Hinweis erübrigte sich eigentlich, denn ich war der einzige Mensch, der diesen Trinkbrunnen in der nächsten halben Stunde umrundete, beäugte, beklopfte und versuchte, sich eine Meinung zu bilden. Die Besucher des Eastgate strömten rein und strömten raus, nur flüchtige Blicke streiften den Brunnen im Vorübergehen, niemand trat näher, um dieses Bauwerk, welches plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, näher zu beäugen.
Ich hatte ein ungutes Gefühl. Irgendwas fehlte hier, was die Blicke auf sich ziehen würde. Ein Brunnenbecken vielleicht., dann stünde da ein Ensemble. Oder vielleicht etwas Grünes – eine Umrahmung, auch das würde neugierig machen. Oder eine Hinweistafel? Nein. Die würde das Ganze noch langweiliger aussehen lassen.
Es ist eine gute Idee, solche Trinkbrunnen in der Stadt und an belebten Plätzen aufzustellen – aber in diesem Falle finde ich die Ausführung nicht gut gelungen.
Doch Nachbesserungen sind ja immer noch möglich. Dennoch wünsche ich diesem Brunnen die Beachtung, die er verdient. Hat ja sicher den Bezirk auch richtig Geld gekostet.
Damit meine ich die Gutmütigen, die Durstigen und nicht die, die gerne ihren Frust in wildem Vandalismus an Bauwerken, Kunstwerken und dergleichen unschuldigen Gegenständen auslassen. Der Brunnen, so wie er da steht, ist gefährdet und man sollte ihn gut im Auge behalten.
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